30.09.2020, Berlin: Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) verfolgt in der Haushaltswoche im Bundestag die Reden. (dpa)
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Die scheidende CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hat den drei Bewerbern um ihre Nachfolge vorgeworfen, mit einem zerstörerischen Wettbewerb der Partei geschadet zu haben. „Die Partei hat bei dieser Diskussion gespürt, dass aus diesem fairen Rennen ein ruinöser Wettbewerb geworden ist. Und dieser ruinöse Wettbewerb fällt zuallererst auf die Kandidaten selbst zurück, aber auch auf die CDU“, sagte sie der „Augsburger Allgemeinen“ am Samstag. „Deshalb habe ich immer davor gewarnt.“
Bewerber sind Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, der Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen. Im Ringen um die Verschiebung des anstehenden Parteitags hatte vor allem Merz mit Laschet einen offenen Streit ausgefochten, mit teils persönlichen Angriffen. Merz wies die Kritik zurück.
Merz widersprach Kramp-Karrenbauer: „Wir befinden uns in einem ganz normalen parteipolitischen Auswahlprozess um die Führung der CDU“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Sonntag. Laschet sagte der „Welt am Sonntag“, die Menschen brächten der Union und den Regierenden in der Krise viel Vertrauen entgegen, und die Zustimmungswerte seien so hoch wie lange nicht. „Um so wichtiger ist es, dass ein neuer Vorsitzender integriert und alle zusammenhält.“
Kramp-Karrenbauer forderte alle drei abermals auf, sich auch bei einer Niederlage in den Dienst der Partei zu stellen. „Das ist die klare Erwartung der Mitglieder. Wir befinden uns im Januar schon im Wahljahr“, sagte sie.
Ihr Nachfolger sollte eigentlich auf einem Parteitag am 4. Dezember bestimmt werden - der soll wegen der Corona-Pandemie aber nun am 16. Januar stattfinden. Merz sagte dem Berliner „Tagesspiegel“ am Sonntag, er schließe einen Präsenzparteitag im Januar nicht völlig aus. Sein Konkurrent Röttgen hatte hingegen vor einigen Tagen gesagt, ein Präsenzparteitag sei „reine Illusion“.
Kramp-Karrenbauer warnte zudem vor einem zu rückwärtsgewandten Wahlkampf: „Die CDU hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sehr stark weiterentwickelt. Sie ist heute eine andere Partei als sie das vor 10 oder 20 Jahren war, auch, weil wir heute eine andere Gesellschaft haben.“ Sie müsse „Antworten geben auf die Fragen aus dem Jahr 2021 und nicht auf die aus den 80er Jahren“.

dpa