Jugendämter nahmen 2019 weniger Kinder und Jugendliche in Obhut (dpa)
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Die Jugendämter in Deutschland haben 2019 etwas weniger Kinder in Obhut genommen als im Jahr davor. Die Ämter setzten rund 49.500 sogenannte vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen durch. Das waren sechs Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag aus Anlass des Weltkindertages am 20. September mitteilte. „Hintergrund dieser Entwicklung ist ein erneuter Rückgang von Schutzmaßnahmen nach unbegleiteter Einreise aus dem Ausland“, hieß es zur Begründung. Deren Zahl sank um 29 Prozent. Laut Statistik hat das Jugendamt allein 25.326 Kinder mit ausländischer Herkunft in Obhut genommen.

Etwa jedes dritte betroffene Kind war jünger als zwölf Jahre, rund jedes zehnte jünger als drei Jahre. Jungen wurden etwas häufiger in Obhut genommen als Mädchen (53 Prozent), lediglich in der Altersgruppe von 12 bis 16 Jahre war das Geschlechterverhältnis umgekehrt. „Am häufigsten wurden Kinder 2019 wegen Überforderung eines oder beider Elternteile in Obhut genommen“, hieß es von den Statistikern (38 Prozent). Mit Abstand folgte an zweiter Stelle die unbegleitete Einreise aus dem Ausland (17 Prozent). Anzeichen für Vernachlässigung waren der dritthäufigste Anlass (14 Prozent) und Beziehungsprobleme der vierthäufigste Grund für eine Inobhutnahme (12 Prozent). An fünfter Stelle standen Hinweise auf körperliche Misshandlungen (12 Prozent). In etwa jedem fünften Fall hatten die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst Hilfe beim Jugendamt gesucht. In gut der Hälfte der Fälle war die Maßnahme von sozialen Diensten und dem Jugendamt angeregt worden. In mehr als jedem zehnten Fall kam ein Hinweis von Polizei oder Ordnungsbehörden. Die meisten Minderjährigen waren vor der Inobhutnahme bei den Eltern (25 Prozent), bei einem allein erziehenden Elternteil (24 Prozent) oder einem Elternteil in neuer Partnerschaft untergebracht (14 Prozent). Auch eine vorherige Heimunterbringung war nicht selten (13 Prozent). In knapp einem Viertel aller Fälle waren die Kinder oder Jugendlichen vor der Inobhutnahme von zu Hause ausgerissen. Gut die Hälfte der Schutzmaßnahmen konnte nach spätestens zwei Wochen beendet werden. Danach kehrte ein Großteil der Jungen und Mädchen an den bisherigen Lebensmittelpunkt zurück. Knapp ein Drittel der Betroffenen bekam dagegen ein neues Zuhause - in Pflegefamilien, Heimen oder betreuten Wohnformen.

dpa