BGH: „Reichsbürger“ wollten an militärisches Material gelangen / Photo: DPA (dpa)
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Die mutmaßliche „Reichsbürger“-Gruppe, die einen Umsturz geplant haben soll, hat laut Akten des Bundesgerichtshofs (BGH) über einen ehemaligen Offizier der Nationale Volksarmee (NVA) der DDR militärisches Ausrüstungsmaterial beschaffen wollen. Ein mutmaßliches Mitglied der Gruppierung um Heinrich XIII. Prinz Reuß habe per Chat Kontakt mit dem Mann gehabt, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluss des BGH in Karlsruhe zur fortdauernden Untersuchungshaft.

Die Bundesanwaltschaft hatte den Tatverdächtigen im Mai 2023 im baden-württembergischen Landkreis Freudenstadt festnehmen lassen. Er soll sich spätestens im Juli 2022 der Vereinigung angeschlossen und in deren militärischem Teil mitgewirkt haben. Laut Aussagen eines Mitbeschuldigten habe der Mann dabei innerhalb einer sogenannten Heimatschutzkompanie ein Gebiet geführt und in dieser Funktion an mehreren Treffen des militärischen Arms der Gruppierung teilgenommen, heißt es in dem Beschluss. Ferner hätten die beiden Ausrüstungslisten erstellt und ein Kasernengelände als Stützpunkt der Einheit inspiziert.

Gruppierung um Heinrich XIII. Prinz Reuß (DPA)

Der Beschuldigte habe im Oktober 2022 in einem Chat mit dem ehemaligen NVA-Offizier Interesse am Kauf verschiedener Kleidungs- und Ausrüstungsgegenstände aus Beständen der Bundeswehr und NVA gezeigt. Bei dem Mitbeschuldigten seien gemeinsam entworfene Listen zu militärischem Material sichergestellt worden. Darauf standen den BGH-Unterlagen zufolge unter anderem mehrere Tausend Kleidungsstücke, mehr als 300.000 Schuss Munition, gepanzerte Fahrzeugen (genannt werden die Typen Dingo, Wiesel und GTK Boxer), militärische Schwertransporter («Mammut mit Ladekran») und Panzerspähwagen (Fennek). (Az. AK 87/23)

„Reichsbürger“ sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen. Die groß angelegte Anti-Terror-Razzia gegen die Gruppierung um Heinrich XIII. Prinz Reuß im Dezember 2022 hatte viel Aufsehen erregt. Vor wenigen Wochen teilte die Bundesanwaltschaft mit, 27 Verdächtige vor den Oberlandesgerichten in Frankfurt am Main, München und Stuttgart angeklagt zu haben. Es gibt Dutzende weitere Beschuldigte.

Welche Ideologie hat die Gruppe?

Die Beschuldigten sollen Verschwörungsmythen der Reichsbürger- und der QAnon-Bewegung glauben und die freiheitlich-demokratische Grundordnung ablehnen. Den Vorwürfen zufolge sind sie davon überzeugt, dass Deutschland im Geheimen von einem sogenannten Deep State regiert werde.

Offenbar erwarteten sie an einem „Tag X“ den Angriff auf die obersten Institutionen Deutschlands durch einen Geheimbund, der aus ausländischen Regierungen, Streitkräften und Geheimdiensten bestehen solle. Ihre eigene Organisation habe dann Institutionen und Amtsträger auf den Ebenen von Bundesländern, Kreisen und Kommunen beseitigen sollen.

Agenturen