Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister, spricht bei einer Plenarsitzung im Berliner Abgeordnetenhaus. (dpa)
Folgen

Das Land Berlin plant im Kampf gegen die anhaltend hohen Corona-Zahlen einen harten Lockdown mit deutlichen Einschränkungen für den Einzelhandel und längere Schulferien. Das kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Donnerstag im Abgeordnetenhaus an. Dabei schloss er nicht aus, dass viele Geschäfte schon vor Weihnachten geschlossen werden. „Wir werden den Einzelhandel herunterfahren müssen“, sagte er. „Jenseits vom Lebensmitteleinzelhandel müssen alle anderen Shoppingangebote geschlossen werden, und zwar bis zum 10. Januar, es geht nicht anders.“

Damit ist Berlin das zweite Land, das so weitreichende Pläne ins Auge fasst. In Sachsen, zurzeit bundesweit das Land mit den höchsten Zahlen, sollen Schulen, Kitas, Horte und viele Geschäfte vom kommenden Montag an geschlossen werden. In Bayern gelten schon seit Mittwoch strengere Regeln wie Ausgangsbeschränkungen, Alkoholverbot in Innenstädten und Ausgangssperren in Hotspots. Voraussichtlich am Wochenende wollen Bund und Länder über eine gemeinsame Linie beraten.

Der teilweise Lockdown habe zwar geholfen, jedoch nicht die erhoffte Wirkung gezeigt, sagte Müller weiter. Das Personal in Krankenhäusern sei am Ende der Kräfte. „Wie viele Tote sind uns ein Shoppingerlebnis wert, wie viele ein Restaurantbesuch, wie viele Tote ein Kinobesuch?“, fragte Müller. „Mir ist die Gesundheit der Berliner wichtiger als ein Restaurantbesuch.“

Ab wann die verschärften Corona-Regeln in Berlin greifen sollen, steht Müller zufolge noch nicht fest. „Ich kann Ihnen noch nicht konkret den Tag sagen, ob es nun der 23. ist oder der 20., weil wir das auch mit Brandenburg abstimmen müssen und abstimmen wollen“, sagte er. Der Senat will sich am kommenden Dienstag mit der Frage befassen.

Auch an den Schulen in Berlin müsse es Konsequenzen geben: „Es gibt wahnsinnig viele Kontakte durch Schulgeschehen, durch den Unterricht. Und wir müssen Kontakte vermeiden“, sagte Müller. „Aus diesem Grund komme ich zu dem Ergebnis, dass wir unsere Schulferien bis zum 10. Januar verlängern müssen beziehungsweise es auch eine Variante ist, die Ferien am 4. enden zu lassen, aber die Schülerinnen und Schüler dann in einer digitalen Form oder auf andere Weise zu unterrichten.“

Der Teil-Lockdown ab 2. November mit der Schließung von Gaststätten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen hätten zwar etwas gebracht. „Wir konnten die Infektionsdynamik abbremsen. Aber das ist nicht genug“, sagte Müller. Er verwies auf volle Intensivstationen und zweistellige Todeszahlen pro Tag in Berlin im Zusammenhang mit dem Coronavirus. „Das ist alles nichts, womit man sich abfinden kann.“

dpa