20. Mai 2022: Küçük nach der Stürmung seiner Wohnung durch Polizisten (TRT Haber)
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Ein Polizeieinsatz wegen eines offensichtlichen Missverständnisses in der Wohnung eines Türkischstämmigen in Köln sorgt derzeit für Empörung. „Ich dachte, ich würde noch sterben“, sagte der fassungslose Erkan Küçük am Freitag zum Polizeieinsatz gegenüber TRT Deutsch. Eine gebrochene Nase, Sehkraftverlust und Probleme beim Sprechen waren die Folge der Stürmung. Nun will er juristisch gegen den Polizeieinsatz vorgehen.

Demnach war es am vergangenen Sonntag zu dem Einsatz gekommen. Eine Softair-MP, die Küçük seinem Neffen zum Geburtstag schenken wollte, hatte die Stürmung seiner Wohnung ausgelöst. Diese war offenbar für eine echte Waffe gehalten worden. Zumindest dürfte ein Denunziant der Polizei gegenüber von einer solchen gesprochen haben, wie ein Polizeibericht nahelegt. Küçük selbst habe jedoch noch nicht einmal gewusst, dass es sich bei der seiner Wahrnehmung nach „Spielzeugpistole“ überhaupt um eine Softair-Waffe gehandelt habe. Deshalb habe er sie als Geschenk ausgesucht „Neben mehreren Streifenteams und Zivilkräften alarmierte die Leitstelle Spezialeinheiten“, teilte die Polizei Köln mit.

„Ich wollte zum Kiosk und habe entsprechend die Tür geöffnet“, erklärte Küçük gegenüber TRT Deutsch zum Zeitpunkt unmittelbar vor Beginn des Geschehens. „Er hat direkt mit voller Wucht direkt auf mein Gesicht eingeschlagen“, schilderte er mit Blick auf das Vorgehen eines Polizisten. Der „Frontalangriff“ gegen seine Person habe ohne Pause angedauert. Der 45-Jährige sei zu Boden gefallen und habe aus Angst geschrien. „Ihnen war klar, dass von mir absolut keine Gegenwehr und absolut keine Gefahr gegen sie ausging“, betonte er dabei.

20. Mai 2022: Küçük nach der Stürmung seiner Wohnung durch Polizisten (TRT Haber)

Auch Ehefrau litt unter Polizeieinsatz Der Türkischstämmige berichtete zudem über einen Schlag auf die Nase, vom Geschrei der Polizisten und Aussagen wie „Halt die Schnauze“. „Sie waren sehr laut und sehr gnadenlos“, hielt er fest. Eigenen Aussagen zufolge spürte er auch Tritte gegen sein Becken, als er auf seinem Bauch lag. „Danach haben sie meine Augen verbunden, damit ich nichts mehr sehen konnte.“ Später sei die Maske auf seinem Gesicht abgenommen worden. Die Einsatzkräfte hatten laut Küçük bemerkt, dass es sich bei der vermeintlichen Waffe um eine „Spielzeugpistole“ handelte.

Neben Erkan Küçük litt auch dessen Ehefrau Şeyda Küçük den Schilderungen des Paares zufolge unter der Stürmung ihrer Wohnung. Ein SEK-Beamter habe während des Einsatzes mit einer Waffe auf sie gezielt, berichtete Küçüks Ehefrau. Eine Beamtin habe ein Foto schießen wollen – und sich dabei lustig über die Betroffene gemacht. „Sie sagte, ich solle für das Foto posieren.“ Ihr sei auch nicht erlaubt worden, sich im Vorfeld zu bedecken.

Frustration über Aussage von Ärztin Eine Entschuldigung für den Polizeieinsatz und die Verletzungen ist gegenüber dem Paar dessen Schilderungen zufolge bis dato noch nicht geäußert worden. Nach der Stürmung der Wohnung musste Erkan Küçük im Krankenhaus behandelt werden. Doch auch die Aussagen einer Ärztin im Rettungswagen hätten Küçük erschüttert. „Seien Sie froh, dass dieser Einsatz in Deutschland stattgefunden hat. In einem anderen Land wären sie bestimmt erschossen worden“, soll diese ihm gegenüber gesagt haben.

„Kein Mensch – egal welcher Nationalität, egal welcher Religion, soll so eine Aktion erleben müssen“, erklärte Küçük nach dem umstrittenen Polizeieinsatz.

Die Polizei Köln hatte am Sonntag in einer Pressemitteilung lediglich von einer „Gesichtsverletzung“ berichtet, zu der es durch den „Zugriff“ gekommen sei. „Die Beamten stellten vor Ort die Softair-Maschinenpistole sicher, die einer echten MP5 zum Verwechseln ähnlich sieht“, so die Polizei weiter.

TRT Deutsch