05.12.2021, Griechenland, Lesbos: Ein Migrant geht vor dem Papstbesuch im Flüchtlingslager Karatepe. Der Papst besucht heute die griechische Insel Lesbos, um dort Migranten zu treffen. Franziskus war im Jahr 2016 schon einmal auf Lesbos, damals noch in dem berüchtigten Lager Moria. (dpa)
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Papst Franziskus hat bei einem Besuch der griechischen Insel Lesbos den Umgang mit Flüchtlingen als „Schiffbruch der Zivilisation“ angeprangert. Im Lager Kara Tepe (Mavrovouni) traf das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag mit einer kleineren Gruppe von Flüchtlingen zusammen, viele davon Kinder. Der Pontifex begrüßte die Menschen herzlich. Mit seinem Besuch wollte der 84-Jährige auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam machen.

Der Papst kritisierte eine Gleichgültigkeit von EU-Regierungen gegenüber dem Schicksal der Flüchtlingen sowie den Ursachen der Migration. „In Europa gibt es diejenigen, die das Problem weiterhin als eine Angelegenheit behandeln, die sie nicht betrifft“, sagte Franziskus in einer Rede.

Bereits zweiter Lesbos-Besuch

Es ist bereits der zweite Besuch, der den Papst nach Lesbos führt. Bereits 2016 hatte sich Franziskus mit Flüchtlingen auf der Ägäis-Insel getroffen. Damals nahm er drei muslimische Familien aus Syrien aus dem Lager Moria mit in den Vatikan. Das Camp wurde dann bei einem Brand im September 2020 zerstört, daraufhin wurde das provisorische Kara Tepe Lager errichtet.

Der Papst sollte später in einem Zeltlager in Anwesenheit der griechischen Präsidentin Katerina Sakellaropoulou, des EU-Vizepräsidenten Margaritis Schinas und des griechischen Migrationsministers Notis Mitarachi auch ein Angelusgebet sprechen.

Wiederholte Kritik an EU-Flüchtlingspolitik

Zu Beginn seines Besuchs in Griechenland hatte der Papst bereits am Samstag in Athen die europäische Flüchtlingspolitik kritisiert. Er beschrieb die EU als „von nationalistischen Egoismen zerrissen“.

In den vergangenen Monaten waren in Griechenland mit finanzieller Unterstützung der EU mehrere „geschlossene“ Flüchtlingslager gebaut worden. Sie sind mit Stacheldrahtzaun umgeben, mit Überwachungskameras und Röntgengeräten für Sicherheitskontrollen ausgestattet sowie mit magnetischen Türen und Toren, die nachts geschlossen bleiben.

Im Kara Tepe Lager sind derzeit knapp 2200 Menschen untergebracht. Bis zu 8000 Menschen können beherbergt werden. Die Bewohner dürfen das Lager einmal in der Woche verlassen.

AFP