Die Telegram-App auf dem Bildschirm eines Smartphones (dpa)
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Der Messengerdienst Telegram hat in Russland WhatsApp als beliebteste Messaging-Anwendung überholt. Das teilte das russische Telekommunikationsunternehmen MegaFon am Montag mit. „Die Popularität des Dienstes ist vor dem Hintergrund der Zugangsbeschränkungen zu anderen Messengern und sozialen Netzwerken gewachsen“, erläuterte Megafon in einer Erklärung. Der Zuwachs habe bereits mit der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar begonnen.

Datenverbrauch ebenfalls deutlich angestiegen

MegaFon ist einer der vier größten russischen Telekommunikationsbetreiber. Die Analyse des mobilen Internetverkehrs habe gezeigt, dass der Anteil von Telegram in den ersten beiden Märzwochen von 48 Prozent in den ersten beiden Februarwochen auf 63 Prozent angestiegen sei.

Die gewonnenen Nutzer stammten womöglich direkt von der Konkurrenz. Der Anteil von WhatsApp sei im selben Zeitraum von 48 Prozent auf 32 Prozent geschrumpft. Da der Messengerdienst Telegram zusätzlich Funktionen anbietet, die eher von klassischen Social-Media-Diensten bekannt sind, stieg auch der Datenverbrauch der russischen Nutzer. Der durchschnittliche Telegram-Nutzer habe 101 MB an Daten pro Tag verbraucht, während Nutzer von WhatsApp mit 26 MB ein deutlich geringeres Datenvolumen in Anspruch genommen hätten.

Telegram seit langem eine beliebte Nachrichtenplattform in Russland

Nachdem WhatsApp aufgrund von Pannen und Datenschutzbedenken für Schlagzeilen gesorgt hatte, konnte die kostenlose Messenger-Plattform Telegram weltweit zahlreiche Nutzer für sich gewinnen. In Russland ist die Anwendung seit langem eine beliebte Nachrichtenplattform. Das russische Vorgehen gegen nicht-staatstreue Medien dürfte dem Dienst ebenfalls neue Nutzer beschert haben.

Telegram wurde 2013 von Pawel Durow und dessen Bruder Nikolai gegründet. Auf Telegram betreiben in Russland fast alle großen Medien, Regierungsstellen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Kanäle.

Die Brüder hatten zuvor den russischen Online-Dienst Vkontakte entwickelt, der Facebook ähnelt. 2014 verließen Pawel und Nikolai Durow Vkontakte. Der Grund: Ihr Geschäft sei von Präsident Wladimir Putins „Verbündeten“ übernommen worden. Diese hätten die Brüder aus dem Unternehmen gedrängt. Nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen verließen die Durows auch das Land.

Facebook und Instagram verboten - WhatsApp bleibt vorerst verschont

Russlands Angriffskrieg in der Ukraine hat den schwelenden Streit zwischen ausländischen digitalen Plattformen und Moskau weiter angeheizt. Die russischen Nutzer suchen nun nach Alternativen zu Facebook oder Instagram, da Moskau einige der beliebten digitalen Dienste eingeschränkt hat.

Ein Gericht in Moskau hat erst am Montag die Online-Netzwerke Facebook und Instagram wegen „extremistischer Aktivitäten“​ verboten. Der ebenfalls zu Meta gehörende Messengerdienst WhatsApp ist vorerst von den russischen Maßnahme nicht betroffen. Das Gericht begründete sein Entscheidung damit, dass WhatsApp nicht der „öffentlichen Verbreitung von Informationen“ diene.

TRT Deutsch und Agenturen