Zwei in den Niederlanden wegen Menschenhandels angeklagte Ukrainer sind wegen des Krieges in ihrer Heimat aus dem Gefängnis entlassen worden. (dpa)
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Zwei in den Niederlanden wegen Menschenhandels angeklagte Ukrainer sind wegen des Krieges in ihrer Heimat aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Untersuchungshaft für die beiden Männer im Alter von 27 und 29 Jahren sei auf unbestimmte Zeit ausgesetzt worden, teilte das Gericht von Zeeland-West-Brabant mit. Demnach wollen die Angeklagten dem Aufruf der ukrainischen Regierung folgen, die zur Verteidigung des Landes gegen den Angriff Russlands aufgerufen hat. Zudem hätten die Männer ein Interesse daran, ihren Familien nahe zu sein.

Es handele sich um „außergewöhnliche“ und „schwerwiegende“ Umstände, erklärte das Gericht. „Nach unserer Kenntnis ist dies in den Niederlanden noch nie zuvor geschehen“, sagte eine Gerichtssprecherin. Die Aussetzung der U-Haft sei zeitlich nicht begrenzt, und die Verdächtigen müssten bei ihrem Prozess nicht anwesend sein. Sollten sie aber zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden, müssten sie diese Strafe „letztendlich auch absitzen“, betonte die Sprecherin.

Ukrainer sollen elf Albanern bei illegaler Einreise nach England geholfen haben

Die beiden Männer stammen nach Angaben der Staatsanwaltschaft aus der im Nordwesten der Ukraine gelegenen Stadt Luzk. Sie werden demnach beschuldigt, elf Albanern geholfen zu haben, die in einem Boot nach England gelangen wollten. Die beiden Ukrainer wurden im September festgenommen. Ihnen drohen bis zu zwölf Jahre Haft.

Der Anwalt Ruud Michielsen, der den 29-jährigen Beschuldigten vertritt, äußerte aber Zweifel daran, dass ein Urteil gegen seinen Mandanten tatsächlich vollstreckt werden könnte. Da die ukrainische Regierung wegen des Krieges allen wehrfähigen Männern die Ausreise verbiete, könne er sich kaum vorstellen, dass der 29-Jährige im Falle eines Urteils seine Haftstrafe in den Niederlanden antreten wird. Michielsen geht davon aus, dass innerhalb von sechs Wochen ein Urteil in den Fall gefällt wird. Wo sich sein Mandant am Montag aufhielt konnte er nicht sagen.

AFP