Die gewaltsame Festnahme des damals 22 Jahre alten Théo Luhaka, eines schwarzen Franzosen, hatte 2017 in Frankreich für Empörung gesorgt. / Photo: Reuters (Reuters)
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Ein Polizist hatte ihm einen Schlagstock in den Anus gerammt: Die gewaltsame Festnahme des damals 22 Jahre alten Théo Luhaka, eines schwarzen Franzosen, hatte 2017 in Frankreich für Empörung gesorgt. Seit Dienstag müssen sich drei Polizisten wegen ihres Gewalteinsatzes vor Gericht verantworten. Den Vorwurf der Vergewaltigung hatte die Staatsanwaltschaft fallengelassen.

Luhaka erschien begleitet von seiner Familie und dem Vorsitzenden der Organisation SOS Rassismus vor Gericht. „Ich habe immer noch das Gefühl, dass es erst gestern passiert ist. Ich komme nicht darüber hinweg“, sagte er kürzlich der Zeitung „Le Parisien“. Luhaka, der sich vor seiner Festnahme keines Vergehens schuldig gemacht hatte, trug eine lebenslange Behinderung davon.

Anwalt rechtfertigt Schlagstockeinsatz

Der Anwalt des Polizisten, der den Schlagstock benutzt hatte, erklärte, dass sein Mandant nicht die Absicht gehabt habe, den jungen Mann zu verletzen. „Er hat eine Stoßgeste benutzt, die er in der Ausbildung gelernt hat, und die rechtmäßig ist“, sagte Thibault de Montbrial. Der Polizist habe zwei Kollegen zu Hilfe kommen wollen, da der junge Mann sich gegen die Festnahme gewehrt habe.

„Die Gewalt, die einen solchen Schaden anrichtet, ist durch nichts zu rechtfertigen“, betonte hingegen Luhakas Anwalt, Antoine Vey. Im Fall einer Verurteilung muss der Polizist mit dem Schlagstock mit einer Haftstrafe von 15 Jahren rechnen.

Seit Dienstag müssen sich drei Polizisten wegen ihres Gewalteinsatzes gegen damals 22 Jahre alten Théo Luhaka vor Gericht verantworten. (AFP)

Die Polizisten hatten im Februar 2017 eine Gruppe junger Menschen in einer Brennpunktsiedlung kontrollieren wollen. Der Vorfall erregte große Aufmerksamkeit, da sich anschließend die Bilder mehrerer Überwachungskameras im Internet verbreiteten.

Darauf ist zu sehen, dass einer der Polizisten dem jungen Mann, dessen Hose nach unten gerutscht war, seinen Schlagstock von hinten durch durch die Unterhose rammt. Die Ärzte stellen später fest, dass der Analkanal des jungen Mannes über zehn Zentimetern eingerissen war.

Staatsanwaltschaft lässt Vorwurf der Vergewaltigung fallen

Der Vorwurf der Vergewaltigung wurde jedoch fallengelassen, weil der Polizist nach Einschätzung der Ermittler nicht die Absicht gehabt hatte, ihn zu penetrieren. Luhaka hatte zunächst ausgesagt, dass die Polizisten ihm die Hose heruntergerissen hätten, sagte aber später, dass sie ihm bei der Rangelei mit den Polizisten nach unten gerutscht sei.

Die Polizisten wurden nach einer internen Untersuchung zunächst nur mit leichten Sanktionen belegt, was die Menschenrechtsbeauftragte Claire Hédon nach einer mehrjährigen Recherche 2020 massiv kritisierte.

Ihr Bericht zeigte auf, dass die Polizisten Luhaka auch geschlagen haben, als dieser bereits Handschellen trug und dass einer der Polizisten dem auf dem Boden liegenden Mann sein Knie in den Nacken drückte - eine Geste, die durch den Tod des Schwarzen George Floyd in den USA drei Jahre später eine hohe Symbolwirkung bekam.

AFP