Symbolbild: Polizeikontrolle in Frankreich (AFP)
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Ein obdachloser Mann ist auf einer Polizeistation in Frankreich gestorben, nachdem er sich während der Ausgangssperre einer Polizeikontrolle widersetzt hat. Dies berichtete die französische Zeitung „Le Monde“ am Donnerstag.

Der 33-Jährige starb am Abend des 8. April - kurz nach seiner Festnahme - auf der Polizeistation von Béziers in Hérault. Er habe nach Polizeiangaben während der geltenden Ausgangssperre „die Kontrolle verweigert“ und sich einer Festnahme widersetzt.

Drei städtische Polizeibeamten hätten ihn zur Polizeistation gebracht. Die polizeiliche Kontrolle sei am Mittwoch gegen 22.20 Uhr Ortszeit auf den Straßen von Béziers gemacht worden, wo ab 21.00 Uhr eine Ausgangssperre galt, informierte der Staatsanwalt Raphaël Balland. Die Staatsanwaltschaft habe nach dem Tod des Mannes eine Ermittlung wegen „Totschlags“ eingeleitet.

Der Tod des festgenommenen Mannes sei kurz vor Mitternacht von einem Arzt des mobilen Notfall- und Wiederbelebungsdienstes (SMUR) „nach mehr als einer Dreiviertel Stunde Wiederbelebungsversuchen in den Räumlichkeiten der Polizeistation in Béziers“ vermerkt worden, so der Staatsanwalt.

Obdachloser unter Polizeigewalt mitgenommen

Laut Aussagen der Stadtpolizei verweigerte das Opfer „die Kontrolle, nahm ein sehr aggressives Verhalten gegen sie an und rechtfertigte ihnen zufolge, ihn festzunehmen“. Er habe sich dann „der Verhaftung stark und lange Zeit“ widersetzt. Die Polizei gibt weiterhin an, dass es schwierig gewesen wäre, ihn mit Handschellen zu fesseln. Ein Polizist habe deshalb beim Transport „auf dem Gesäß des immer noch sehr aufgeheizten Mannes“ gesessen, so der Bericht der Staatsanwaltschaft.

Der Obdachlose habe sich während des Transports beruhigt. Die drei Polizisten gaben an, ihn „schnarchen“ gehört zu haben, und seien davon ausgegangen, er sei eingeschlafen. Als sie jedoch bei ​​der Polizeistation ankamen, „war die festgenommene Person bewusstlos“ und die von der Polizei und anschließend Rettungskräften durchgeführten Wiederbelebungsaktionen seien „vergebens“ gewesen.

Menschenrechtsorganisation prangert Polizeimethoden an

Der Menschenrechtsorganisation „la Ligue des droits de l’homme“ (LDH) zufolge handelt es sich bei dem Opfer um einen Obdachlosen. „Es ist inakzeptabel, dass in Frankreich ein Mensch aufgrund seiner Armut und seiner großen sozialen Verwundbarkeit sowie der Umsetzung außergewöhnlicher Maßnahmen wie der Ausgangssperre stirbt“, erklärte LDH in einer Pressemitteilung.

Mitglieder der LDH seien während des Polizeieinsatzes in der Nähe gewesen und hätten „eine sehr bedeutende Präsenz von Polizeifahrzeugen“ bemerkt. Zum Zeitpunkt der Festnahme seien zwei Straßen blockierten worden. Die Menschenrechtsorganisation prangert „unverhältnismäßige“ Methoden bei der Verhaftung an. „Es wird immer dringlicher, dass obdachlose Menschen auf humane und angemessene Weise betreut werden“, hieß es in der Erklärung.

Das in Béziers geborene Opfer war laut „Le Monde“ arbeitslos und Vater von drei kleinen Kindern.

TRT Deutsch