Die Symbole von Social-Media-Apps sind auf dem Bildschirm eines Mobiltelefons. Foto: Bernd Weißbrod/dpa / Photo: DPA (dpa)
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Dank dem neuen Gesetz für digitale Dienste, dem Digital Services Act (DSA), können Nutzer in EU-Ländern künftig über Inhaltsempfehlungen im Netz freier entscheiden. Die EU-Regelung verpflichtet digitale Plattformen, den Usern zu überlassen, ob sie Inhaltsempfehlungen sehen wollen, die nicht auf der Verfolgung ihrer Aktivitäten basieren. Vor allem große Social-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram und Facebook sowie Tech-Giganten wie Google und Amazon sind von dieser Verordnung betroffen. Damit zielt der DSA darauf ab, die Privatsphäre der Nutzer zu schützen und Transparenz zu gewährleisten.

Bei der Aufsicht der großen Plattformen soll das Europäische Zentrum für Algorithmische Transparenz (ECAT) helfen. Die im April im spanischen Sevilla gegründete Forschungseinheit soll überprüfen, ob TikTok und Co. im Rahmen des DSA agieren. Das ECAT wird offenbar eine wichtige Rolle bei der Befragung der Algorithmen der gängigen digitalen Dienste spielen.

Überwachungsbasierte Algorithmen werden üblicherweise als „Personalisierung“ bezeichnet. Allerdings können KI-gestützte Empfehlungsmaschinen wie der YouTube-Videoselektor „Up Next“ zur Verbreitung schädlicher Inhalte führen – wie etwa von Hassreden, Desinformation und sogar Terrorismus. Dem soll nun durch den DSA entgegengewirkt werden.

Der DSA wurde im April erlassen. Der 25. August war der Stichtag für die Einhaltung des neu gestalteten digitalen EU-Regelwerks. Weil werbefinanzierte Plattformen mit der Aufmerksamkeit ihrer Nutzer Geld verdienen, hatten sie bisher keinen Anreiz, den Nutzern die Möglichkeit zu geben, die Personalisierung abzulehnen.

Meta bietet KI-„Aus-Schalter“

Meta (Muttergesellschaft von Facebook, Instagram und WhatsApp) hat derweil bestätigt, dass nicht-personalisierte Inhalte auf Facebook und Instagram in der EU erscheinen werden. Mit diesem Schritt erfüllt Meta die Forderung des DSA, den Nutzern die Möglichkeit zu geben, nicht-personalisierte Inhalte zu sehen. Andere Tech-Giganten wie Google und Amazon müssen sich ebenfalls daran halten. Die meisten dieser Tech-Unternehmen haben ihren Hauptsitz in den USA.

Die nicht-algorithmischen Feeds werden lediglich für Menschen innerhalb der EU verfügbar sein. Nutzer außerhalb der EU haben damit keine Kontrolle darüber, was sie sehen. Großbritannien, das nach dem Brexit nicht mehr EU-Mitglied ist, wird entsprechend von der Verordnung ausgeschlossen sein.

EU fordert von digitalen Plattformen mehr Transparenz

TikTok teilte währenddessen mit, dass europäische Nutzer mehr Informationen „über eine breitere Palette von Entscheidungen zur Inhaltsmoderation“ erhalten werden. „Wenn wir zum Beispiel entscheiden, dass ein Video nicht empfohlen werden kann, weil es ungeprüfte Behauptungen über eine noch laufende Wahl enthält, werden wir die Nutzer darüber informieren“, hieß es in einer Erklärung.

„Wir werden auch mehr Details über diese Entscheidungen mitteilen, einschließlich der Frage, ob die Maßnahme von einer automatisierten Technologie getroffen wurde, und wir werden erklären, wie sowohl die Ersteller von Inhalten als auch diejenigen, die eine Meldung einreichen, eine Entscheidung anfechten können.“

Das Unternehmen sei bereit, das aktualisierte digitale Regelwerk der EU einzuhalten. Die Nutzer in der Europäischen Union würden bald in der Lage sein, den Algorithmus zur Auswahl von Inhalten abzuschalten. Zudem kündigte TikTok die Einführung seiner ersten Anzeigenbibliothek für mehr Transparenz an.

Gefälschte Produkte können leichter gemeldet werden

Bei dem DSA soll es nicht nur um die Kontrolle von Inhalten gehen. Das neue EU-Gesetz will auch den Verkauf von gefälschten oder raubkopierten Waren im Internet verhindern.

Der Onlineversandhändler Amazon hat nach eigenen Angaben einen neuen Kanal eingerichtet, über den mutmaßlich illegale Produkte und Inhalte gemeldet werden können. Außerdem sollen mehr öffentlich zugängliche Informationen über Drittanbieter bereitgestellt werden.

Kinder sollen nicht mehr mit digitaler Werbung angesprochen werden

Die EU will mit dem DSA ebenfalls gegen digitale Werbung vorgehen, die sich an Minderjährige richtet und Bedenken auslöst. Einige Plattformen haben ihre Richtlinien bereits vor Ablauf der Frist verschärft, auch außerhalb Europas.

TikTok hatte im Juli erklärt, dass es Daten einschränkt, die für die Anzeige von Werbung für Jugendliche verwendet werden. Nutzer, die in EU-Ländern, Großbritannien, der Schweiz, Island, Norwegen und Liechtenstein leben und zwischen 13 und 17 Jahre alt sind, sehen keine Werbung mehr, die auf ihren Aktivitäten auf oder außerhalb von TikTok basiert.

Meta hatte bereits im Februar damit aufgehört, Nutzern zwischen 13 und 17 Jahren Werbeanzeigen zu zeigen, die auf ihren Aktivitäten basieren. Jetzt sind Alter und Standort die einzigen Datenpunkte, die Werbetreibende verwenden können, um Teenagern Werbung zu zeigen.

Weitere Vorteile des EU-Gesetzes

Mit dem neuen EU-Gesetz soll es auch einfacher werden, schädliche Inhalte zu kennzeichnen und sie den Moderatoren der Social-Media-Unternehmen zu melden. Die Unternehmen müssen hierfür detaillierte Meldemodelle einführen.

Wenn einer ihrer Beiträge auf einer digitalen Plattform entfernt wird, haben die Nutzer dank dem DSA nun auch das Recht, den Grund zu erfahren.

TRT Deutsch