Symbolbild. EU-Projekt: 2020 war wärmstes Jahr in Europa seit Aufzeichnungsbeginn (dpa)
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Der Marillenhof Hackl in Niederösterreich ist ein 300 Jahre alter Bauernhof, der bereits in der zehnten Generation bewirtschaftet wird. Das aktuelle Ziel der Hofs ist es, seine Dächer mit Photovoltaik auszustatten und seinen Stromverbrauch aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Bis man auf Crowdfunding stieß, ein innovatives Finanzierungsmodell, wusste man jedoch nicht, wie man sich die dafür erforderlichen 15.000 Euro leisten sollte. Collective Energy stellte Hackls Hof eine interessante Methode vor. Nach dieser Methode startete Hackls Marillenhof eine Kampagne auf der Plattform und bot denen, die sie unterstützen wollten, Pakete an, die ausschließlich aus selbst erzeugten landwirtschaftlichen Produkten bestanden. Mit diesen Paketen, die zwischen 200 und 500 Euro kosteten, förderten Unterstützer den Umstieg von Marillenhof Hackl auf erneuerbare Energien, und in kurzer Zeit kam mehr als genug Geld für die Photovoltaikanlagen zusammen.

Collective-Energy, eine österreichische Crowdfunding-Plattform, ist eine innovative Initiative, die Bürgerinnen und Bürger, die die Energiewende unterstützen wollen, sowie Unternehmen, die auf saubere Energie umsteigen wollen, insbesondere landwirtschaftliche Betriebe, zusammenbringt. Die Collective-Energy-Plattform bringt verschiedene Akteure für den gleichen Zweck – die Energiewende – auf innovative Weise zusammen, was sowohl den Kampagnenbetreibern (meist Landwirte), den Bürgern als auch der Umwelt zugutekommt. Die Projekte werden von Kunden der Firmen finanziert, die im Gegenzug Preisvorteile für Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens erhalten. So gestalten Unternehmen ihre Stromversorgung wirtschaftlicher, Unterstützer erhalten exzellente Produkte und Dienstleistungen zu günstigen Konditionen und die Umwelt wird durch nachhaltige Stromproduktion entlastet.

Millionen von Menschen, die in Städten leben, haben nicht so viel Glück wie diejenigen, die auf dem Land leben und auf ihren Dächern oder in ihren Gärten eine Infrastruktur für erneuerbare Energien installieren können. Ein weiterer Vorteil österreichischer Crowdfunding-Plattformen, die zur Energiewende beitragen, zeigt sich an dieser Stelle: Sie bietet eine Alternative für Menschen, die zu dieser Transformation beitragen wollen, aber in ihren Wohngebäuden keinen Strom aus erneuerbaren Energien produzieren können.

Bürgerinitiativen beim Übergang zu sauberer Energie

Der Übergang zu sauberer Energie steht als langfristige und umfassende Herausforderung vor uns. Viele Länder haben damit begonnen, unterschiedliche Politiken in diese Richtung zu entwickeln, da sich der Klimawandel bemerkbar macht. Ziele wie Zero Carbon Footprint und CO2-neutrale Gebäude sind einige davon.

Welche innovativen Methoden gibt es also für den Übergang zu sauberer Energie?

Jetzt ist es bei großen Projekten notwendig, sich auf innovative Initiativen zur Reduzierung von Emissionen zu konzentrieren, die lokal durchgeführt werden können. Die oben genannten lokalen Initiativen werden auch Graswurzelinnovation oder soziale Innovation genannt.

Green Rocket, das Investitionen in erneuerbare Energien ermöglicht, ist eine weitere wichtige. Über diese Crowdfunding-Plattform können Österreicherinnen und Österreicher bereits ab 250 Euro Partner werden oder in Erneuerbare-Energien-Projekte investieren. Mit dieser für Österreicher sehr attraktiven Methode haben bereits zehntausende Menschen aus dem ganzen Land begonnen, in erneuerbare Energien zu investieren, insbesondere in Photovoltaik-Projekte.

Allein die Investitionen der Bürger in diese Plattform haben 110 Millionen Euro überschritten.

Ein weiterer Zweck dieser Crowdfunding-Plattform ist es, Unternehmen und Öffentlichkeit im Bereich erneuerbare Energien zusammenzubringen. Auf diese Weise kann die Öffentlichkeit direkter Partner vielversprechender erneuerbarer Energietechnologien werden oder diese Unternehmen in Form von Fremdkapital finanzieren. Beispielsweise bietet eine Initiative namens AVILOO sofortigen Datenaustausch über die Akkulaufzeit. Diese für die Energiespeichertechnologie besonders wichtige Initiative wird demnächst von der Plattform Green Rocket der Öffentlichkeit vorgestellt.

Vom “Consumer” zum “Prosumer”

Auch das Thema, dass die Bürger keine aktive Rolle beim Übergang zu sauberer Energie spielen, steht auf der Tagesordnung der EU. Die EU-Mitgliedstaaten betonen, dass sie diesbezüglich die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen und die Bürgerinnen und Bürger dazu ermuntern sollten, erneuerbare Energieerzeuger zu werden. Die Zahl der Bürgerinitiativen, Energiegesellschaften oder Energiegenossenschaften, die als neue Akteure beim Übergang zu sauberer Energie auftauchen, nimmt weiter zu. Ein anderer Name für diese neuen Formationen ist: Prosumer. Dieser neue Name, der sich aus den Begriffen Produzent und Verbraucher zusammensetzt, ist ein Name für Menschen, die Energie sowohl produzieren als auch verbrauchen. Inzwischen gibt es Tausende von Prosumer-Initiativen in vielen europäischen Ländern. Diese Start-ups, die meist im Bereich Photovoltaik tätig sind, bestehen aus Menschen, die eine aktive Rolle bei der Energieumwandlung übernehmen wollen.

Auf diese Weise haben die Menschen vor Ort die Möglichkeit, ihren eigenen Strom zu einem günstigeren Preis als dem Marktpreis zu produzieren. Ein weiterer Vorteil davon ist, dass es Menschen ermutigt, zusammenzuarbeiten, Probleme zu lösen, und es leistet einen positiven Beitrag zum Sozialkapital.

Eine Studie zeigt, dass es angesichts der sich entwickelnden Technologien und sinkenden Investitionskosten bis 2050 für die Hälfte der Einwohner der EU-Mitgliedstaaten möglich sein wird, ihre Energie selbst zu produzieren. Daher können wir davon ausgehen, dass Prosumenten in der kommenden Zeit an Bedeutung gewinnen und zum Mainstream werden.

Das gesellschaftliche Bewusstsein für Klimawandel und Energiewende ist für den Erfolg der oben genannten Initiativen sehr wichtig. Die Forschung zeigt beispielsweise, dass die zweitwichtigste Motivation von Menschen, die die Energiewende durch die Collective-Energy-Plattform unterstützen, darin besteht, den Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen.

Während der Übergang zu sauberer Energie weitgehend in die Verantwortung von Regierungen, Industrieunternehmen oder Energieunternehmen fällt, können auch die Bürger viel tun.

Sozialinnovative Beispiele in Österreich zeigen, dass auch Bürgerinnen und Bürger eine aktive Rolle bei dieser Energiewende und im Kampf gegen den Klimawandel spielen können.

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