(dpa)
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In seinem Eingangsstatement verpflichtet sich das ZDF gegenüber seinen GEZ-Zahlern, publizistische, ethisch-moralische und gesellschaftliche Standards einzuhalten, sowie der Objektivität, Ausgewogenheit, Unabhängigkeit und Fairness bei seiner Programmgestaltung. Bei genauer Betrachtung des Fernsehprogramms ist aber eine eklatante Abweichung von den selbst definierten Grundsätzen nicht zu verkennen.

Mittlerweile sind 60 Jahre vergangen, seit die ersten Gastarbeiter in die deutsche Wirtschaft integriert wurden, um den allgemeinen Mangel an Arbeitskräften effektiv auszugleichen. Bei geschichtlicher Betrachtung der Einwanderung hat aber eine weitergehende Integration der Bürger mit Kulturvielfalt bis dato in vielen gesellschaftlichen und politischen Institutionen noch nicht ausreichend stattgefunden. Ferner werden nach wie vor Grundbedürfnisse dieser Personengruppe von den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten nicht in ausreichendem Maß gewürdigt.

Indoktrination der Kinder schon im Kindesalter

Bei der Berichterstattung des ZDF über den Islam oder die Türkei wird die Diskrepanz zu den selbsterklärten Grundsätzen deutlich sichtbar. Angefangen beim Kinderkanal KIKA, über Nachrichtensendungen bis hin zu Talkformaten wird eine einseitige und unreflektierte Sichtweise als Grundtenor von den Zuschauern wahrgenommen, was den Grundsätzen und den universellen Interessen der Gebührenzahler diametral entgegensteht.

So nahm das ZDF beispielsweise in seinem Kinderkanal KIKA am Freitag, den 30.10.2020, die terroristischen Anschläge von Frankreich zum Anlass, um die Zielgruppe, die man in die Altersgruppe der Kindergarten- und Grundschulkinder einordnen kann, über die menschenverachtenden Taten kindgerecht zu informieren.

In dem Bericht wird der Terminus „islamistisch“ mehrfach unreflektiert erwähnt, obwohl die Zuschauergruppe altersbedingt nicht in der Lage sein dürfte, zwischen der Religion Islam und dem Trendwort islamistisch zu unterscheiden. Den Kindern wird nur in Erinnerung bleiben, dass die mörderischen Attentate mit dem Begriff Islam in Verbindung gebracht werden. Eine schleichende Indoktrination der Kinder ist der Beginn der Spaltung der Gesellschaft schon im Kindesalter. Es werden unterschwellig Vorurteile geschürt, und der Islam wird als Feindbild kultiviert, was im zukünftigen Alltagsleben zu Intoleranz und zu Diskriminierungen führen kann.

Talkformate als Meinungsmache statt Aufklärung

Auch bei der Zusammenstellung der Gäste von Talkrunden werden die Grundsätze des ZDF ad absurdum geführt. Unabhängig davon, dass die Zusammensetzung der eingeladenen Gäste nicht paritätisch nach politischer Einstellung erfolgt, werden selbsternannte Türkei- oder Islamexperten von den Programmmachern protegiert, die aber in der Gesellschaft keinen ehrlichen Ruf genießen und weder als Vorbild dienen noch Bürger mit Kulturvielfalt in irgendeiner Weise repräsentieren. Es werden also bewusst sogenannte Türkei-Experten eingeladen, die mit ihrer Fachinkompetenz oder mit Türkei-Bashing „glänzen“ und permanent ein Konfliktpotential schüren, um damit die Gräben in der Gesellschaft weiter zu vertiefen.

Ferner werden sogenannte Terrorexperten eingeladen, um sich öffentlichkeitswirksam zu präsentieren und die in Deutschland verbotene Terrororganisation PKK zu verharmlosen. Also sogenannte fachkundige Gäste, die die PKK von der Terrorliste nehmen wollen, obwohl die PKK mittlerweile über 40.000 Menschenleben auf dem Gewissen hat. In diesem Kontext sollte die Frage erlaubt sein: Würde das ZDF auch Gäste einladen, die den Terrorstaat IS verteidigen und sich mit dessen Fahnen ablichten lassen, oder hat es einen nachvollziehbaren Grund, warum die PKK beim ZDF eine Sonderstellung genießt?

Wir sprechen hier also von einer Klientel, die nicht aufgrund ihrer Fachkompetenz in den Sendungen sitzt, sondern ausschließlich dazu dient, die Narrative der Redaktion widerzuspiegeln. Eine soziale Empathie gegenüber Millionen von Betroffenen sucht man beim ZDF vergebens. Die Gefühle der Terroropfer und ihrer Familien werden hier seit Jahren mit Füßen getreten, und über die GEZ-Gebühren werden sie noch zusätzlich bestraft. Diese systematische Vorgehensweise des ZDF kann man wohl in die Kategorie Masochismus der Postmoderne einordnen.

Ignoranz gegenüber türkischen Serien

Diese Denkmuster ziehen sich wie ein roter Faden durch die Redaktionen hierzulande, ohne dass eine Veränderung des Verantwortungsbewusstseins in den letzten Jahren eingetreten wäre, trotz der vielen Opfer der medialen Hetzjagd sowie den Kampagnen gegen antimuslimischen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Als weiterer Beweis für die Tendenz zur Abgehobenheit gegenüber den Beitragszahlern dient die Ignoranz gegenüber türkischen TV-Serien, die nach den US-Serien die weltweit erfolgreichsten sind. Manche türkische Serien sind regelrechte Straßenfeger und werden auf dem gesamten Globus gerne gesehen.

Diese Exportschlager aus der Türkei erfreuen sich großer Beliebtheit in über 150 Ländern und sind mittlerweile fester Bestandteil der dortigen Fernsehkultur.

Obwohl, außerhalb der Grenzen der Türkei, die meisten Menschen mit ethnischem Bezug zur Türkei in Deutschland leben und hier auch zwangsweise ihre GEZ-Gebühren entrichten, wird ihnen dieses Fernsehangebot von den deutschen Medienanstalten vorenthalten. Selbst in den Nachbarländern der Türkei wie in Armenien oder in Griechenland, die zum Teil eine andere Sichtweise zur Geschichte der Türkei respektive des Osmanischen Reiches vertreten, genießen türkische TV-Serien eine hohe Popularität.

Türkische Serien dienen der Völkerverständigung

Die Ausstrahlung türkischer TV-Serien in Deutschland wäre ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung, zur Integration der Bürger mit Kulturvielfalt und zur gesellschaftlichen Akzeptanz der deutschen Medienhäuser seitens ihrer Beitragszahler. Warum das ZDF mit anachronistischer Weltanschauung seiner Verantwortung nicht gerecht wird, bleibt ein Rätsel. Das ZDF schließt mit seiner Programmgestaltung Millionen von Bürgern aus und wundert sich anschließend über den Unmut der Beitragszahler.

60 Jahre Ausgrenzung, Diskriminierung und Alltagsrassismus sind Realität für Millionen von Menschen in Deutschland. Die Medienanstalten sollten sich gut überlegen, wo ihr Mitwirkungsgrad und ihre Verantwortung an der Gesamtsituation liegen. Es ist die Entscheidung des ZDF, ob es seine eigenen Grundsätze ernst nimmt und eine unparteiische sowie objektive Sichtweise an den Tag legt, um eine wohlwollende Zahlung des Rundfunkbeitrages zu erreichen, oder ob es die Menschen permanent vor den Kopf stößt und sie ihre Zwangsgebühren nur widerwillig entrichten lässt.

Es bleibt die vage Hoffnung, dass sich das ZDF zukünftig der gesellschaftlichen Zusammensetzung seiner Beitragszahler und damit seiner Verantwortung endlich bewusst wird.

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