Dosen des türkischen Totimpfstoffes Turkovac (AA)
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Der Hauptaspekt, der TURKOVAC so wertvoll macht, ist der, dass es sich um das Ergebnis eigener Forschungskapazitäten der Türkei handelt. Denn alle Beteiligten, allen voran Prof. Dr. Aykut Özdarendeli, das Forscherteam, die technischen Mitarbeiter und die freiwilligen Teilnehmer, sind in der Türkei ausgebildet worden. Alle Beteiligten und die Einrichtungen, an denen die Studien durchgeführt wurden, sind eigene Institutionen der Türkei. Daher spiegelt TURKOVAC eindrucksvoll den sichtbaren Erfolg der Türkei und ihrer produktiven Mitarbeiter im Gesundheitsbereich wider.

Impfstoff ist Produkt türkischer Wissenschaftler

Ein weiterer Aspekt, der TURKOVAC auszeichnet, liegt darin, dass er das Produkt von Ausdauer und Entschlossenheit ist. Denn von dem Moment an, als die Impfstoffentwicklung in Angriff genommen wurde, gab es wie erwartet Gegenwind von Oppositionsgruppen in der Türkei, die argumentierten, dass “ein solcher ja bereits im Ausland produziert wurde” und fragten, „wozu man überhaupt einen heimischen Impfstoff braucht“. Oder es hieß: „Nun ist ein Jahr vergangen, und wo bleibt dieser Impfstoff?“ So wurde versucht, die begonnene Arbeit zu sabotieren, indem man auf eine demoralisierende Rhetorik zurückgriff. Diejenigen aber, die fest davon überzeugt sind, dass die Türkei in allen Bereichen nur durch das Prinzip heimischer und damit nationaler Eigenentwicklungen erfolgreich sein kann, haben ihren Weg entschlossen fortgesetzt, ohne sich von diesen unnötigen Unkenrufen beeindrucken zu lassen. Auf dieser Grundlage kann konstatiert werden, dass TURKOVAC auch eine wichtige Lektion für diejenigen ist, die das Vertrauen in ihren eigenen Staat und sein Humankapital in der Türkei verloren haben.

Die Türkei ist einer von neun Staaten, die Impfstoff produzieren

Dass die Türkei mit dem TURKOVAC-Impfstoff nunmehr zu einem von neun Staaten gehört, die überhaupt einen Covid-19-Impfstoff herstellen konnten, ist zweifellos ein wichtiger internationaler Erfolg. So stellen unter den europäischen Ländern nur Deutschland, Frankreich und England eigene Impfstoffe her, anderen Staaten ist dies bis jetzt nicht gelungen. Und auch weltweit haben fortschrittliche Staaten wie beispielsweise Japan und Kanada noch keine eigenen Impfstoffe hergestellt, obwohl sie große Anstrengungen diesbezüglich unternommen haben. So gesehen stellt TURKOVAC, von der Türkei zwar mit eigenen Mitteln, aber nach internationalen Standards entwickelt, ein wichtiges Merkmal für die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes dar, die viele Staaten anstreben.

Die Türkei wird Impfstoff nach Afrika schicken, wo dieser fehlt

Präsident Erdoğan hat erklärt, dass die Türkei mit der Massenproduktion von TURKOVAC den Impfstoff in den Dienst der ganzen Welt stellen wird. An dieser Stelle sei angemerkt, dass gemäß Daten der Plattform Our World in Data vom 28. Dezember 2021 etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung, die sich der Zahl von 8 Milliarden Menschen nähert, noch nicht einmal die erste Dosis eines Impfstoffs erhalten haben. Die Regionen mit den größten Schwierigkeiten beim Zugang zum Impfstoff sind demnach die als unterentwickelt geltenden afrikanischen Staaten. Zahlen der Afrikanischen Union belegen, dass nur 8,87 Prozent der Bevölkerung des Kontinents vollständig geimpft sind. In diesem Sinne ist es wichtig, dass die Länder in dieser Region, die bei der Verteilung von Impfstoffen bis jetzt benachteiligt werden, ganz oben auf der Liste der Begünstigten stehen werden, wenn die Türkei im Rahmen ihrer medizinischen Diplomatie diese beliefern wird, nachdem TURKOVAC den Bedarf im eigenen Land gestillt hat. Diese Hilfe, die aus rein humanitären Motiven geleistet wird, kann die Marke „Türkei“ unterstützen, die in der Region schon jetzt einen positiven Ruf genießt.

Erster heimischer Impfstoff nach einem Vierteljahrhundert

Die Türkei hat dank TURKOVAC zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert wieder einen heimischen Impfstoff hergestellt. In dem Land, das seit dem 18. Jahrhundert eigene Impfstoffe herstellen konnte, wurde die Produktion von eigenen Vakzinen mit dem Tuberkulose-Impfstoff (Bacillus Calmette-Guerin, BCG) 1997 leider eingestellt und auf die Produktion von eigenen Impfstoffen gänzlich verzichtet. Infolgedessen begann die Beschaffung von Impfstoffen aus dem Ausland, was die Wirtschaft des Landes stark belastete. Daher ist TURKOVAC ein wichtiger Wendepunkt für die lange ruhende türkische Impfstoffindustrie.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass mit der Entwicklung von TURKOVAC die Abhängigkeit der Türkei von anderen Ländern bei der Lieferung von Covid-19-Impfstoffen beendet ist. Auf diese Weise wird die Türkei in einem Umfeld, in dem die Zahl der Infizierten und Todesfälle auf und ab geht und inzwischen fast jeden Monat eine neue Variante des Virus auftaucht, die Epidemie nunmehr mit eigenen Impfstoffen bekämpfen. Auf diese Weise wird bei einem weitergehenden Impfstoffbedarf, je nach Verlauf der Epidemie, dieser von TURKOVAC gedeckt, also unabhängig vom Ausland.

In diesem Sinne wird die Türkei in der kommenden Zeit voraussichtlich auch keine neuen Impfstoffe mehr aus dem Ausland importieren und wohl im Gegenteil in der Lage sein, Covid-19-Impfstoffe zu exportieren. Falls die Weltgesundheitsorganisation den Einsatz von TURKOVAC genehmigt, wird erwartet, dass Staaten mit dringendem Bedarf an Impfstoffen diesen Impfstoff bevorzugt nachfragen werden. Wenn dieses positive Szenario Realität wird, erweitert die Türkei ihr Export-Portfolio um einen weiteren Artikel und kann damit ihr Außenhandelsdefizit reduzieren.

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