Viele historische Gebäude wurden in diesem Jahr in der Türkei restauriert und wiedereröffnet, wodurch die kulturelle Atmosphäre des Landes wiederbelebt wurde. /Illustration: Musab Abdullah Güngör (TRT World) (Others)
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Bis zum Ende des Jahres 2023 hat Türkiye viele Premieren in Kunst und Kultur erlebt. Neue Gebäude wurden eingeweiht, bestehende restauriert und wiedereröffnet, und in der Kunstszene gab es Entwicklungen, bei denen türkische Künstler weltweit auf sich aufmerksam machten. Darüber hinaus gab es in diesem Jahr neue Entdeckungen in den antiken Grabungsstätten und eine wachsende Zahl von türkischen Kulturdenkmälern, die in die UNESCO-Liste aufgenommen wurden. Wir haben einige der wichtigsten Momente zusammengestellt, die für Türkiye von besonderer Bedeutung sind.

Januar: Eröffnung der Rami-Bibliothek in der osmanischen Rami-Kaserne aus dem 18. Jahrhundert

Die Rami-Bibliothek in Istanbul wurde Anfang 2023 eingeweiht und in einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert installiert, das zuvor als Militärkaserne gedient hatte. Diese Bibliothek, mittlerweile der größte Komplex in Europa, beherbergt eine Sammlung von Millionen von Bänden sowie spezielle Bibliotheken und Gemeinschaftsbereiche, die Leser aller Altersgruppen anziehen.

Mai: Museum „Istanbul Modern“ am Galata-Hafen eröffnet

Mit der Fertigstellung des von Renzo Piano Building Workshop entworfenen Neubaus ist Istanbul Modern wieder ans Meer an der Meerenge von Istanbul zurückgekehrt. Das neue Istanbul Modern zeigt auf 10.500 Quadratmetern Kunstwerke von 1945 bis heute.

Mai: Refik Anadols Werk „Lebendige Architektur“ auf Gaudis Casa Batllo ausgestellt

Der renommierte türkische Künstler für digitale Medien, Refik Anadol, eröffnete die audiovisuelle Performance „Living Architecture: Casa Batllo“ in Barcelona, Spanien, zu Ehren von Antoni Gaudi, dem außergewöhnlichen katalanischen Architekten, der 1926 verstarb.

Anadol nutzte Klimadaten, die er in Echtzeit von der Stadt Barcelona gesammelt hatte, und recherchierte mit dem Team der Casa Batllo in den Archiven. Er gestaltete das Gebäude neu und schuf eine dynamische Datenskulptur mit künstlicher Intelligenz (KI), indem er die Fassade des Gebäudes als Leinwand nutzte.

Eine Mapping-Version des Werks wurde auf das Casa Batllo projiziert, und zwar vor fast 70.000 Zuschauern. Das Werk wurde auch auf dem Rockefeller Plaza in Manhattan, New York, ausgestellt.

Juni: Das „OpenWork“ der türkischen Künstlerin Zeynep Melek Bulut gewinnt den Publikumspreis der Londoner Biennale

Das Kunstwerk „OpenWork“ von Zeynep Melek Bulut erwartet derzeit die Besucher des Atatürk-Kulturzentrums. Zuvor gewann es den Publikumspreis der Londoner Biennale, nachdem das Werk an verschiedenen Orten in London ausgestellt worden war.

Das Werk wurde später in das „Red Book“ aufgenommen, das von den Sonderjurys des Londoner Bürgermeisters und des Victoria & Albert Museums erstellt wurde und in dem die einflussreichsten Werke der letzten 20 Jahre aufgeführt sind.

Die Künstlerin wirft mit ihrem Werk folgende Frage auf: „Wenn wir das Ende der materiellen Welt erreichen, was schafft dann die Kunst, und wie kann man eine Verbindung zu ihr herstellen?“

Juni: Der berühmte Roman „Legende der tausend Stiere“ von Yaşar Kemal wird zu einem transkulturellen Musical adaptiert

Die Legende der tausend Stiere (Binboğalar Efsanesi), der berühmte Roman des 1971 verstorbenen türkischen Schriftstellers Yaşar Kemal, wurde in ein Musical umgewandelt, das am 17. Juni beim 51. Istanbuler Musikfestival uraufgeführt wurde.

Kemals Worte wurden von einer Gruppe von Musikern, darunter der Amerikaner Michael Ellison und der Deutsche Ulrich Mertin, in einen Kosmos aus Klängen und Beats verwandelt.

Beide haben traditionelle türkische Instrumente und Gesangsstile in zeitgenössische Musik integriert und so die kulturellen Begegnungen verstärkt.

Juni: Die 357 Jahre alte Vaniköy-Moschee wird nach einer Renovierung eröffnet und in ein Gemeindezentrum umgewandelt

Nach einem verheerenden Brand im November 2020 wurde die stark beschädigte Vaniköy-Moschee auf Initiative der Generaldirektion für Stiftungen des Ministeriums für Kultur und Tourismus umfassend restauriert.

Die Vani-Mehmed-Efendi-Moschee, auch bekannt als Vaniköy-Moschee, ist ein Zeugnis der Geschichte, und ihre architektonische Erhabenheit ist in neuem Glanz aus der Asche auferstanden.

Die neue Form des Bauwerks hat sie in ein Gemeindezentrum verwandelt, das dem Konzept der Moschee im Islam entspricht, einem Ort, der alle einschließt. Von nun an ist die Moschee nicht nur ein Gotteshaus für die Einwohner Istanbuls, sondern bereichert auch ihr soziales Leben.

September: Rumis Vermächtnis, die Grüne Kuppel, wird für die Öffentlichkeit wiedereröffnet

Kubbe-i Hadra, auch bekannt als Grüne Kuppel, das Wahrzeichen des Mevlana-Museums, des meistbesuchten Museums von Türkiye, wurde nach drei Jahren und drei Monaten Restaurierungsarbeiten wiedereröffnet.

Etwa 8.500 vor Ort hergestellte Keramikstücke wurden mit Mörtel aus Khorasan sorgfältig restauriert.

Die Einwohner von Konya und die Besucher des Mevlana-Museums freuen sich, dass die Kuppel in neuem Glanz erstrahlt und ihr ursprüngliches anatolisch-seldschukisches Mauerwerk und die traditionellen türkisfarbenen Kacheln wieder sichtbar sind.

September: Die erste Kirche in der Geschichte der Republik Türkiye empfängt Besucher

Die syrisch-orthodoxe Kirche St. Ephrem, die erste Kirche, die in der Zeit der Republik Türkiye gebaut wurde, hat ihre Türen für die Gläubigen im Stadtteil Yeşilköy auf der europäischen Seite Istanbuls geöffnet.

Projektiert wurde das Gotteshaus als fünfstöckiges Gebäude in einem leeren Bereich eines lateinisch-katholischen Friedhofs in Yeşilköy.

Ein Stockwerk dient als Kultursaal für die Gemeinde, in dem sie sich nach der Messe oder bei Zeremonien wie Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten treffen kann, aber auch für Sitzungen und Konferenzen. Im Erdgeschoss befinden sich die Räumlichkeiten des Bischofs, Gästezimmer und ein Parkplatz.

September: Die antike Stadt Gordion in Türkiye wird in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen

Gordion gehört laut UNESCO-Website zu den wichtigsten historischen Zentren des Alten Orients.

Die antike Stätte liegt rund 90 Kilometer südwestlich von Ankara am Schnittpunkt der östlichen großen Reiche der Assyrer, Babylonier, Hethiter und Römer.

Die Stätte liegt strategisch günstig an fast allen Handelsrouten, die im Laufe der Geschichte die Ägäis und das Mittelmeer mit dem Nahen Osten verbanden.

September: Neue indoeuropäische Sprache in Hattuscha in Türkiye entdeckt

In den Ruinen von Hattuscha, der alten Hauptstadt des hethitischen Reiches, wurde eine neue Sprache in einem rituellen Text entdeckt, der auf einer Tafel eingraviert worden war.

Die von hethitischen Schriftgelehrten verfassten rituellen Texte spiegeln verschiedene anatolische, syrische und mesopotamische Traditionen und sprachliche Kontexte wider.

Dabei bietet diese Entdeckung wertvolle Einblicke in die mysteriöse Sprachlandschaft des spätbronzezeitlichen Anatoliens (ca. 1600 bis 1200 v. Chr.), in der nach Ansicht von Experten kein Hethitisch gesprochen wurde.

September: Intakter Altar in der Zentral-Türkiye entdeckt

Bei einer Ausgrabung im Herzen der antiken Stadt Savatra in der Zentral-Türkiye wurde ein bemerkenswerter Altar mit altgriechischen Inschriften entdeckt.

Anhand der Inschriften auf dem Altar wurde festgestellt, dass es sich um eine Spende einer in der Region ansässigen Organisation oder Dynastie namens „Aurelia“ für das Theater handelt.

Die Experten betonen, dass diese Entdeckung ein umfassendes Verständnis des Theaters dieser Epoche und Informationen über die kulturellen und soziologischen Strukturen jener Zeit liefert.

September: Aserbaidschanischer Solo-Konzertgeiger belegt zweiten Platz beim Internationalen Musikwettbewerb in Polen

Der in der türkischen Hauptstadt Ankara geborene Elvin Hoxha Ganiyev hat verschiedene Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben errungen und belegte kürzlich mit seiner Interpretation von Szymanowskis erstem Violinkonzert in Begleitung eines Orchesters den zweiten Platz in der Endrunde des Internationalen Musikwettbewerbs Karol Szymanowski in Polen.

Oktober: Mevlevi Loge in Bursa führt erstes Sema-Ritual nach 98 Jahren durch

Die 1615 auf Anordnung des osmanischen Sultans Ahmed I. gegründete Mevlevi-Loge von Bursa, welche wiederum 1925 per Gesetz geschlossen wurde, ist von der Stadtverwaltung der Metropole Bursa restauriert worden.

Das vier Jahrhunderte alte Haus wurde mit einer offiziellen Zeremonie in der Stadt eingeweiht und ist nun wieder mit kunstvollen Deckendekorationen, komplexen Holzschnitzereien und einer harmonischen Landschaftsgestaltung geschmückt.

Mit ihren verschiedenen Bereichen wie dem Sema-Saal, der Gruft, dem Adelshof, der Küche, den Derwischzellen und dem eleganten Empfangsbereich ist die Loge ein Wahrzeichen für das Kulturerbe der Region.

Oktober: Ilhami Atalay gewinnt den Großen Preis des Präsidenten für Kultur und Kunst im Bereich Malerei

Ilhami Atalay, ein 75-jähriger Künstler, Gobelinweber und Teppichdesigner, inspiriert in seinen wöchentlichen Kunstkursen im Istanbul Design Centre eine vielfältige Gruppe von Künstlern und Kunstliebhabern aus allen Gesellschaftsschichten.

Atalay setzt sich für den Erhalt der traditionellen Meister-Lehrling-Beziehung in der türkischen Kunst und im türkischen Kunsthandwerk ein und fördert andererseits die Vielfalt in der Kunstwelt, indem er Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und unterschiedlichen Erfahrungen im Herzen von Sultanahmet willkommen heißt.

November: Türkiye als Mitglied in das UNESCO-Welterbekomitee gewählt

Türkiye wurde für die Amtszeit 2023 bis 2027 zum Mitglied des Welterbekomitees der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) gewählt.

Türkiye war bereits zweimal im UNESCO-Welterbekomitee vertreten, und zwar für die Amtszeiten 1983-1989 und 2013-2017.

November: In der Stadt der Gladiatoren, Stratonikeia in Türkiye, werden 1.900 Jahre alte Fußabdrücke von Kindern entdeckt

In der antiken Stadt Stratonikeia, auch bekannt als Stadt der Gladiatoren, in der westlichen Provinz Muğla in Türkiye, wurden Kinderfußabdrücke entdeckt.

Stratonikeia steht ebenfalls auf der vorläufigen Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und ist als eine der größten Marmorstädte der Welt bekannt.

Die antike Stadt, die sowohl für die hellenistische, römische und byzantinische Epoche als auch für die anatolischen Fürstentümer, die osmanische und die republikanische Epoche von Bedeutung ist, beherbergt bedeutende Artefakte.

7. Dezember: Vier neue Kulturelemente aus Türkiye werden in die UNESCO-Liste des Kulturerbes aufgenommen

Die Iftar-Traditionen von Türkiye, die Perlmutteinlegekunst, die Illuminationskunst und das Mey/Balaban-Handwerk werden in diesem Jahr in die Liste der UNESCO aufgenommen.

Diese Entwicklung katapultiert Türkiye auf den zweiten Platz in der Weltrangliste der Länder mit den meisten Einträgen in der „UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes“.

Auch die Zahl der kulturellen Werte des Landes in der Liste steigt damit auf 30 an.

Dezember: Dutzende historischer Artefakte sollen aus den USA nach Türkiye zurückgeführt werden

Die geraubten Kunstwerke anatolischer Herkunft sollen nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Manhattan und der Ermittlungsabteilung des Heimatschutzministeriums zurück nach Türkiye gebracht werden.

Einundvierzig Kulturgüter, darunter Bronzeköpfe, Büsten und Silberfiguren, kehren damit in ihre Heimat zurück. Die Gesamtzahl der zurückgeführten Artefakte beläuft sich inzwischen auf 30.059.