Symbolbild: Ein Zuseher nutzt den Streamingdienst Netflix. (AA)
Folgen

Der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkatschenko hat eine Beschwerde an den Streaming-Konzern Netflix gerichtet, wie „Daily Mirror“ berichtet. Grund dafür sei die klischeehafte Darstellung einer ukrainischen Rolle in der zweiten Staffel der Serie „Emily in Paris“, die seit 22. Dezember auf der Plattform zu sehen ist.

Ukrainische Frauen als ungebildete Diebinnen karikiert

Tkatschenko bezeichnete es als „inakzeptabel“, dass die Serie eine gebürtige Kiewerin namens Petra als ungebildet, kleptomanisch und ahnungslos bezüglich modischer Kleidung zeichne. Diese „beleidigende“ Darstellung könne nur als „Karikatur“ des ukrainischen Volkes aufgefasst werden, heißt es in seiner Beschwerde weiter. Zudem sei es nicht der erste Fall einer stereotypisierenden Darstellung ukrainischer Menschen.

„In den 1990er und 2000er Jahren wurden ukrainische Männer hauptsächlich als Gangster dargestellt“, so Tkatschenko. „Mit der Zeit hat sich das geändert. Aber nicht in diesem Fall.“ Es „sollte nicht so sein“, dass Ukrainer im Ausland als Menschen gesehen werden, „die stehlen, alles umsonst haben wollen und Angst vor Abschiebung haben“.

Influencerin sieht „Ignoranz und Intoleranz“ hinter der Darstellung

Unterstützung erhält Tkatschenko auch aus der Bevölkerung des Landes. Die Influencerin Eugenie Hawrylko warf mit Blick auf die Netflix-Serie die Frage auf, ob es „im Jahr 2021 noch einen Platz für solche Ignoranz und Intoleranz“ gebe.

Forscherin Olga Matveieva äußerte ihr Bedauern darüber, dass die Figur der „Petra“ in der Serie „das Bild einer durchschnittlichen ukrainischen Frau marginalisiert“.

Nationalitätsbezogene Stereotypen wie diese, so Matveieva, „provozieren nicht nur ein Ungleichgewicht, sondern erhalten auch die Aggression aufrecht“. In einem Social-Media-Beitrag appelliert sie: „Lasst uns Frieden schaffen, keine beleidigenden Witze.“

Hat Netflix ein Rassismus-Problem?

Netflix habe ihm eine „diplomatische“ Antwort übermittelt, teilte Minister Tkatschenko mit. „Sie haben sich bei mir für das Feedback bedankt“, sagte er. „Und sie haben von der Sorge der ukrainischen Zuschauer um das Bild einer ukrainischen Frau gehört. Wir haben vereinbart, dass wir im Jahr 2022 in engem Kontakt stehen werden, um solche Fälle zu verhindern.“

Eine aktive öffentliche Position werde dazu beitragen, dass die Haltung der Ukrainer bei künftigen Dreharbeiten berücksichtigt werde, so Tkatschenko.

Bereits die erste Staffel von „Emily in Paris“ war auf Vorwürfe gestoßen, es würden stereotype Vorstellungen reproduziert. So seien „französische Männer als Schürzenjäger, Frauen als Mätressen und Pariser Kellner als unhöflich und arbeitsscheu“ dargestellt worden.

Netflix hatte in der Vergangenheit auch in anderen Ländern Kritik wegen einzelner Produktionen und ihrer Inhalte hervorgerufen. In der Türkei erzwang die Medienaufsicht ein Ende der Ausstrahlung der Serie „Cuties“, weil diese pädosexuelle und rassistische Darstellungen beinhalte.

TRT Deutsch