Symbolbild: Eine Frau mit Kopftuch vor dem Brandenburger Tor.  (dpa)
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Frauen mit Kopftuch werden in Deutschland systematisch anders behandelt. Zu diesem Schluss kam ein Forscherteam der London School of Economics (LSE) sowie der Universitäten Pittsburgh und Pennslyvania, wie die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) am Montag berichtete.
Im Rahmen eines Experiments ließen die Forscher an 26 Bahnhöfen deutscher Großstädte Schauspielerinnen lautstark telefonieren. Dabei wurden die Frauen in drei unterschiedliche Kategorien eingeteilt: Die erste Gruppe zeigte sich als nicht-migrantisch, die zweite als migrantisch und die Frauen in der dritten Gruppe trugen einen Hidschab, das muslimische Kopftuch.
Zudem sprachen alle Schauspielerinnen lautstark über eine angebliche Schwester, die nach der Geburt ihrer Kinder arbeiten gehen wolle. Dabei reagierten die Schauspielerinnen auf diese Situation mit Ablehnung, Zustimmung oder eher neutral. Als letzten Teil des Experiments ließen die Frauen einen Beutel mit Zitronen fallen, um testen zu können, in welchen Fällen ihnen eher geholfen wird.
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass der Versuchsgruppe, die Kopftuch trug, acht Prozent weniger Hilfe angeboten wurde als den anderen Gruppen. „Wir belegen, dass Frauen mit Kopftuch in Deutschland in ihrem alltäglichen Leben systematisch anders behandelt werden als Menschen ohne Kopftuch“, sagte Mathias Poertner, einer der Autoren der Studie, laut SZ.
Ein weiteres Ergebnis der Studie zeige, dass der Inhalt des Telefonats das Verhalten der Passanten nur bei den Schauspielerinnen mit Hidschab beeinflusste. Nachdem sie die vermeintliche Schwester lautstark dafür lobten, dass sie wieder arbeiten gehen wolle, erhielten sie von der Umgebung deutlich größere Hilfe angeboten. In den anderen Fällen, die ein konservatives Weltbild der Schauspielerinnen andeuteten, wurde den Frauen weniger geholfen. „Während Frauen mit Kopftuch in unserem Experiment diskriminiert wurden, wenn sie ein konservatives Weltbild zu erkennen gaben, war das für Frauen ohne Kopftuch und Migrationshintergrund nicht der Fall“, hielt Poertner diesbezüglich fest.

TRT Deutsch