In der Schweiz sind vergangenes Jahr 572 Opfer rassistischer Vorfälle in Beratungsstellen betreut worden. Das geht aus einem noch nicht veröffentlichten Bericht der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) und des Vereins humanrights.ch hervor, wie die Zeitung „Blick“ am Sonntag mitteilte. Die Dunkelziffer sei jedoch hoch, da sich viele Betroffene nicht an die Beratungsstellen wandten.
Am häufigsten waren dem Bericht zufolge Schwarze und Muslime von Rassismus betroffen. Dabei umfassten die Vorfälle hauptsächlich Drohungen oder schwere Benachteiligungen. In 49 Fällen kam es jedoch zur Gewaltanwendung, wie der „Blick“ schreibt. Laut Gina Vega, Leiterin der Fachstelle Diskriminierung und Rassismus beim Verein humanrights.ch, wird das Thema in der Schweiz nicht ernst genommen. „Es wird immer noch den Betroffenen überlassen, über Rassismus zu reden und sich dagegen zu wehren“, wird sie von der Schweizer Zeitung zitiert.
Der Bericht stufe die Corona-Pandemie als eine zusätzliche Last für Menschen mit Migrationshintergrund ein – so zum Beispiel in den Bereichen Arbeit, Bildung und Gesundheit. Insbesondere Asiaten würden bezüglich des Coronavirus unter Generalverdacht gestellt.
Die Auswirkungen der Pandemie auf die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft spiegeln sich laut dem Bericht vor allem im Internet wider. „Fake News und Verschwörungstheorien im Internet und in sozialen Netzwerken schaffen ein Klima, das rassistischen Hassreden, Antisemitismus und Diskriminierung Vorschub leistet“, zitiert „Blick“ Martine Brunschwig Graf, die Präsidentin der Rassismuskommission.
Der Bericht erinnere zudem daran, dass Rassismusopfer ihre Rechte kennen sollten. Dabei gehe der Bericht auf einen konkreten Beispielfall ein: Einer Frau, die aufgrund ihres Kopftuchs im öffentlichen Raum beschimpft worden war, rieten Polizisten von einer Anzeige ab. Die Betroffene wandte sich anschließend an eine Beratungsstelle und wurde unterstützt. Auf ihre Anzeige hin wurde der Täter verurteilt.
18 Apr. 2021
Rassismus in der Schweiz: Schwarze und Muslime am stärksten betroffen
2020 mussten in der Schweiz 572 Diskriminierungsopfer in Anti-Rassismusstellen beraten werden, wie laut einem Medienbericht aus einem Dokument hervorgeht. Doch die Dunkelziffer ist hoch – viele Betroffene wenden sich nicht an Beratungsstellen.
TRT Deutsch
Ähnliche Nachrichten
Rassismus? Türkischstämmiger Schülerrat-Sprecher aus eigenem Büro geworfen
In Braunschweig hat ein Wachmann den türkischstämmigen Stadtschülerrat-Sprecher Atakan Koçtürk aus seinem eigenen Büro rausgeworfen – weil er ihn offenbar für einen Einbrecher hielt. Dahinter steckt ein rassistisches Motiv, wirft der Betroffene vor.
Novartis verlost Zwei-Millionen-Euro-Medikament für todkranke Babys
Der kleine Michael leidet an SMA. Das Medikament, das ihm helfen kann, kostet zwei Millionen Euro. Für seine Eltern und viele weitere Betroffene ist die Summe unbezahlbar. Ein Pharmakonzern will nun 100 Behandlungen für Babys verlosen.
Anonymisierte Bewerbungen - weniger Diskriminierung in der Arbeitswelt?
Laut der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist Diskriminierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt immer noch weit verbreitet. Besonders schwer haben es Menschen mit Migrationshintergrund und junge Frauen. Anonymisierte Bewerbungen könnten helfen.
Selbe Kategorie
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.