Smartphone. / Photo: DPA (dpa)
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Sogenannte Influencer und Prominente in neueren Online-Netzwerken wie Tiktok und Snapchat überholen Journalisten als Hauptquelle für Nachrichten mehr und mehr. 55 Prozent der Tiktok- und Snapchat-Nutzer sowie 52 Prozent der Instagram-Nutzer beziehen ihre Nachrichten von berühmten Persönlichkeiten, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Reuters Institute an der Universität Oxford. Im Vergleich dazu erhielten 33 bis 42 Prozent der Nutzer ihre Informationen dort von Journalisten.

Das an der britischen Universität Oxford ansässige Institut befragte für den Bericht rund 94.000 Menschen aus 46 Ländern. „Während Mainstream-Journalisten die Gespräche über Nachrichten auf Twitter und Facebook oft anführen, haben sie Schwierigkeiten, in neueren Netzwerken wie Instagram, Snapchat und Tiktok Aufmerksamkeit zu bekommen“, heißt es darin.

Der Hauptverfasser des Berichts, Nic Newman, nannte als Beispiel für solche Influencer etwa den Briten Matt Welland, der über aktuelle Ereignisse und das alltägliche Leben auf Tiktok mit 2,8 Millionen Abonnenten spricht. „Oder es könnte ein Prominenter wie ein Fußballer sein, der über ein aktuelles Nachrichtenthema spricht“, sagte Newman gegenüber AFP. Fußballer Marcus Rashford habe 2020 etwa eine Kampagne gestartet, um kostenlose Schulmahlzeiten für Kinder aus armen Familien zu erreichen.

Junge Generation zeigt Interesse an vielfältigen aktuellen Ereignissen

Für junge Menschen seien Nachrichten nicht nur der traditionelle Fokus auf Politik und internationale Beziehungen, sondern „alles Neue, das in irgendeinem Gesellschaftsbereich passiert: Sport, Unterhaltung, Klatsch, aktuelle Ereignisse, Kultur, Kunst, Technologie...“, sagte Newman.

Facebook ist dem Bericht zufolge nach wie vor die führende Nachrichtenquelle unter den Online-Netzwerken weltweit, doch sein Einfluss nimmt ab: 28 Prozent geben demnach an, dass sie Facebook nutzten, um Nachrichten zu erhalten, verglichen mit 42 Prozent im Jahr 2016.

Tiktok erreicht der Umfrage zufolge 44 Prozent der 18- bis 24-Jährigen. 20 Prozent dieser Altersgruppe beziehen demnach ihre Nachrichten über die Online-Plattform, fünf Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Befragten geben demnach aber auch an, dass sie sich der Gefahr von Fehlinformationen in den Online-Netzwerken bewusst und misstrauisch gegenüber den Algorithmen sind, auf die sich die Netzwerke bei der Nachrichtenauswahl stützen.

Eine große Herausforderung für traditionelle Medien ist dem Bericht zufolge, dass immer weniger Menschen direkt auf deren Webseite gelangen, sondern meist zunächst über ein Online-Netzwerk. Dies „übt Druck“ auf das Wirtschaftsmodell der Medien aus, das „auf Werbung und Abonnements“ basiere.

AFP