Christchurch-Anschlag: Überlebender marschiert für Frieden
Vor drei Jahren griff ein Rechtsextremist zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch an und tötete 51 Muslime. Temel Ataçocuğu überlebte den Anschlag. Als Zeichen des Friedens ist er nun den 350 Kilometer langen Spuren des Terroristen gefolgt.
Temel Ataçocuğu überlebte den islamfeindlichen Christchurch-Anschlag. (AA)

Der tödliche Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch jährt sich zum dritten Mal. Einer der Überlebenden, Temel Ataçocuğu, war am Vorabend des Jahrestags auf den Spuren des Mörders unterwegs, um mit dem islamfeindlichen Terroranschlag abzuschließen. „Ich habe nicht nur körperliche, sondern auch geistige und emotionale Schmerzen“, erklärte Ataçocugu am Montag der Nachrichtenagentur Anadolu seine Motivation. „Ich bin sehr traurig, dass dieser Terroranschlag in Neuseeland passiert ist und 51 Menschen ihr Leben verloren haben.“ Der 47-Jährige lebt seit 13 Jahren in Neuseeland und war in der Al-Noor-Moschee neun Mal angeschossen worden. Er habe sich nach dem Anschlag zahlreichen Operationen unterziehen müssen. Wie viele noch folgen werden, wisse er nicht. Erst Angst und Scheu, dann Gefühl der Sicherheit Nach dem Anschlag habe Ataçocuğu beschlossen, etwas gegen den Hass in der Gesellschaft zu tun und ein Zeichen zu setzen. Vor einigen Wochen habe er schließlich Dunedin verlassen, um sich auf eine mehr als 350 Kilometer lange Reise zur Al-Noor-Moschee in Christchurch und zum Linwood Islamic Centre zu begeben. Über seine Reise wurde auch in den lokalen Medien berichtet. „In den ersten Tagen war ich besorgt und hatte Angst, weil ich dachte, ich würde von Leuten beschimpft oder verbal angegriffen, rassistisch angegriffen oder körperlich verletzt werden“, erklärte Ataçocuğu. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich jedoch nicht. „Die Menschen waren freundlich, sehr hilfsbereit und sehr positiv.“ Durch diese Erfahrung fühle sich der gebürtige Türke in Neuseeland wieder sicher. Ataçocuğu beendete seine Reise an der Al-Noor-Moschee, genau zu dem Zeitpunkt, als der rechtsextreme Terrorist zur Tür hereinkam und das Feuer eröffnete. „Es ist eine große Entfernung, vor allem wenn man neun Mal angeschossen wurde, fünf Mal in die Beine.“ Doch im Vergleich zur körperlichen Belastung wiege die emotionale Belastung schwerer. „Wir sind untröstlich, aber wir sind nicht gebrochen“ Auf seinem Weg habe der 47-Jährige Spenden für wohltätige Zwecke gesammelt und fast 50.000 Neuseeland-Dollar (etwa 30.000 Euro) gesammelt. Das Geld will er an Wohltätigkeitsorganisationen weitergeben, die Kinder und Jugendliche unterstützen, wie „Gumboot Friday“, „Save the Children“ und „Child Cancer Foundation“. Viele Neuseeländer glaubten, dass der schreckliche Terroranschlag dazu beigetragen habe, die Islamfeindlichkeit und den antimuslimischen Rassismus im Land zu verringern. Obgleich es in der neuseeländichen Gesellschaft Wut und Extremismus gebe, stimme Ataçocuğu dem zu. Die Neuseeländer hätten die Islamophobie in den vergangenen drei Jahren überwunden, weil „die Menschen erkennen, dass Muslime nicht so sind, wie sie dachten“. Der Schmerz über den Anschlag vor drei Jahren sitze trotzdem noch tief und werde einige Zeit brauchen, um zu heilen. Ataçocuğu zeigte sich dennoch kämpferisch: „Wir sind untröstlich, aber wir sind nicht gebrochen.“

TRT Deutsch