Johnson trotz erheblicher Logistikprobleme gegen ausländische Arbeitskräfte
Trotz erheblicher Probleme in der Logistikbranche ist der britische Premierminister Johnson nicht bereit, die Einwanderungsregeln zu lockern. Die britische Wirtschaft dürfe nicht von schlecht bezahlten ausländischen Arbeitskräften abhängig sein.
Archivbild. 30.09.2021, Großbritannien, London: Boris Johnson (vorne), Premierminister von Großbritannien, und Janez Jansa, Premierminister von Slowenien, betreten einen Raum bei ihrem Treffen in der Downing Street 10 in London. (DPA)

Der britische Premierminister Boris Johnson hat Forderungen nach einer Lockerung der Einwanderungsregeln zur Eindämmung des Lastwagenfahrermangels in seinem Land zurückgewiesen. Autofahrer in Großbritannien haben derzeit große Schwierigkeiten an Kraftstoff zu kommen, weil viele Tankstellen nicht mehr ausreichend beliefert werden können.
„Was wir nicht wollen, ist zurückzukehren zu einer Situation, in der die Logistikbranche sich auf eine Menge Einwanderung günstiger Arbeitskräfte stützt, was zur Folge hat, dass die Gehälter nicht steigen und die Qualität der Arbeitsplätze nicht zunimmt“, sagte Johnson am Samstag. Die britische Wirtschaft müsse ihre Abhängigkeit von schlecht bezahlten ausländischen Arbeitskräften beenden, um eine „gut bezahlte, gut ausgebildete, hochproduktive Volkswirtschaft“ zu werden. Am Sonntag beginnt der Parteitag der britischen Konservativen in Manchester. Die Kraftstoffkrise droht, die Konferenz zu überschatten.
In Großbritannien fehlen derzeit Schätzungen zufolge etwa 100.000 Lastwagenfahrer. Das führte auch bereits zu leeren Regalen in Supermärkten. Auch in anderen Branchen, beispielsweise in der Fleischindustrie, gibt es einen erheblichen Mangel an Fachkräften. Arbeitnehmer aus den östlichen EU-Staaten sind seit dem Entschluss der Briten zum Austritt aus der Staatengemeinschaft in großer Zahl abgewandert.
Um den Kraftstoffmangel in den Griff zu bekommen, kündigte die Regierung an, umgehend 300 bis März befristete Visa für Tanklastfahrer auszustellen. Zudem sollen von Montag an etwa 100 Militärangehörige beim Verteilen von Kraftstoff helfen. Die Regierung verschickte auch eine Million Briefe an Halter von Lkw-Führerscheinen mit der Aufforderung, in den Beruf der Fernfahrer zurückzukehren. Unter den Adressaten waren Berichten zufolge auch Tausende in Großbritannien lebende Deutsche, die ihren Auto-Führerschein vor dem Jahr 1999 gemacht hatten - aber niemals einen Lkw gesteuert hatten. Die damals ausgegebene Fahrerlaubnis der Klasse 3 erlaubte auch das Fahren von Lastern bis 7,5 Tonnen.

DPA