Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die Zentralbank der Zentralbanken, hat in ihrem Jahresbericht vor einer anhaltend hohen Inflation in der ganzen Welt gewarnt. BIZ-Generaldirektor Agustín Carstens rief die Zentralbanken am Sonntag zu raschem und entschiedenen Handeln dagegen auf. Vordringlichste Aufgabe der Geldpolitik sei es, eine niedrige und stabile Inflation wiederherzustellen.
Aufgrund der hohen Inflation, des Krieges in der Ukraine und des langsameren Wachstums in China drohten Stagflationsrisiken, heißt es in dem Bericht. Stagflation ist ein Begriff zusammengesetzt aus Stagnation und Inflation - die Wirtschaft wächst nicht, gleichzeitig klettern die Preise. Die BIZ warnte auch vor Lohn-Preis-Spiralen, also Lohnerhöhungen wegen der hohen Inflation, die weitere Preiserhöhungen auslösen.
„Zwei mächtige Kräfte“ – die Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg – hätten die wirtschaftlichen Ergebnisse geprägt, heißt es im BIZ-Jahresbericht. Das Wirtschaftswachstum sei zumindest bis zum Ausbruch des Russland-Ukraine-Konflikts robust gewesen. Die Inflation aber sei vor dem Hintergrund einer anhaltend güterintensiven Nachfrage und eines begrenzten Angebots auf ein seit mehreren Jahrzehnten höchstes Niveau gestiegen. Sie habe sich als „hartnäckig“ erwiesen.
Als Reaktion darauf hätten die Zentralbanken im Allgemeinen den Zeitpunkt und das Tempo der Straffung der Geldpolitik vorverlegt, erläuterte die BIZ. Die Zentralbanken etwa in den USA und in Großbritannien erhöhten ihre Leitzinsen bereits teils kräftig. Die Europäische Zentralbank will damit ab Ende Juli beginnen.
26 Juni 2022
AFP
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