Deutsche Industrie mit sechstem Auftragsminus in Folge (Reuters)
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Die deutsche Industrie hat im Juli den sechsten Monat in Folge weniger Aufträge erhalten. Die Bestellungen fielen wegen der schwächelnden Inlandsnachfrage um 1,1 Prozent niedriger aus als im Juni, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem halb so kräftigen Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet, nachdem es bereits im Juni ein Minus von 0,3 Prozent gegeben hatte. „Infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist es bereits zum sechsten Rückgang hintereinander gekommen“, betonte das Bundeswirtschaftsministerium. Damit lagen die Bestellungen zuletzt 13,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

Keine schnelle Trendwende in Sicht

Eine abkühlende Weltkonjunktur, Materialmangel und steigende Preise machen der Industrie derzeit zu schaffen. „Die Entwicklung der Nachfrage beim Verarbeitenden Gewerbe verlief angesichts des Kriegs und der hohen Gaspreise auch zu Beginn des dritten Quartals schwach“, kommentierte das Wirtschaftsministerium die Entwicklung und rechnet nicht mit einer schnellen Trendwende. „Für die Industrieunternehmen bleibt der Ausblick auf das zweite Halbjahr gedämpft, was sich auch in einem abgekühlten Geschäftsklima und zurückhaltenden Exporterwartungen widerspiegelt.“ Die Bestellungen aus dem Inland nahmen im Juli um 4,5 Prozent ab. Dagegen wuchsen die aus dem Ausland um 1,3 Prozent: Während hier die Nachfrage aus der Euro-Zone um 6,4 Prozent einbrach, zog das Neugeschäft mit dem restlichen Ausland um 6,5 Prozent an. „Dass das Minus ausschließlich aus dem Inland kommt, passt ins Bild, schließlich droht vor allem in Deutschland eine Energiekrise“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Die deutsche Wirtschaft steht vor schwierigen Monaten. Ich rechne ab Herbst weiter mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, also mit einer Rezession.“ Die Aufträge für Investitionsgüter wie Maschinen, Fahrzeuge und Anlagen nahmen diesmal um 0,2 Prozent ab. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern gab es dagegen ein Wachstum von 1,5 Prozent. Die Bestellungen für Konsumgüter brachen um 16,9 Prozent ein.

Reuters