Coronavirus legt das Alltagsleben lahm (dpa)
Folgen

Italiens Regierungschef Giuseppe Conte hat die europäischen Partner zu einem koordinierten Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise aufgerufen. In einem am Montag veröffentlichten Interview mahnte der Regierungschef „eine notwendige europäische Koordination der Maßnahmen im Gesundheits- und Wirtschaftssektor“ an. Zugleich warnte er in dem Gespräch mit der Zeitung „Corriere della Sera“, in Italien, das in Europa von der Corona-Pandemie am stärksten betroffen ist, sei der Höhepunkt der Krise noch nicht erreicht. Conte äußerte sich vor der für Montag geplanten Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten zur Corona-Krise. Bei der Konferenz soll es um Maßnahmen für die Gesundheit der Bürger, für die Wirtschaft und die Finanzmärkte sowie um Fragen der Forschung gehen, wie der Elysée-Palast in Paris mitteilte. Zur G7-Gruppe gehören neben Italien auch Deutschland, Frankreich, die USA, Großbritannien sowie Japan und Kanada.

Zahl der Infizierten in Italien klettert auf 24.747 „Es ist der Moment gekommen, mutige Entscheidungen zu treffen“, sagte Conte. „Italien kann einen bedeutenden Beitrag leisten, denn es ist das Land, das als erstes eine derartige Ausbreitung des Virus erlebt hat.“ Inzwischen wurden in Italien 1809 Todesfälle durch die Lungenkrankheit Covid-19 verzeichnet, die durch das neuartige Coronavirus ausgelöst wird. Die Zahl der Infizierten kletterte auf 24.747. „Die Wissenschaftler sagen uns, dass wir den Höhepunkt noch nicht erreicht haben. Diese Wochen jetzt sind die mit dem größten Risiko, man muss höchste Vorsicht walten lassen“, sagte der Regierungschef. Angesichts der Pandemie hatte die Regierung Conte drastische Maßnahmen verhängt und ganz Italien zur Schutzzone erklärt.

Autobauer Fiat Chrysler stopped Produktion in Europa

Der Autobauer Fiat Chrysler Automobiles (FCA) schließt wegen des Ausbruchs des Coronavirus vorübergehend die meisten Werke in Europa. Davon ist auch die Maserati-Produktion betroffen. In Italien sind bis Ende März sechs Produktionsstätten betroffen, in Serbien und Polen jeweils eine, teilte das italienisch-amerikanische Unternehmen am Montag mit.

Damit reagiere die Firme auf die sinkende Nachfrage. FCA habe auch Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um die Verbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 einzudämmen. So seien unter anderem Abstände zwischen Arbeitsplätzen vergrößert und Desinfektionsmittel bereitgestellt worden. Italien ist nach China das am schlimmsten betroffene Land der Lungenkrankheit, Hunderte Menschen sind bereits gestorben.

Die Corona-Pandemie wird in Westeuropa nach Einschätzung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer zu massiven Einbrüchen beim Autoabsatz führen. Vor allem in Italien, aber auch auf den anderen Hauptmärkten wie Deutschland, Frankreich und Spanien könnten die Hersteller im laufenden Jahr nur deutlich weniger Fahrzeuge verkaufen als im Vorjahr, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Studie des Institute for Customer Insight an der Universität St. Gallen. Allein in Deutschland werde der Absatz um eine halbe Million Autos zurückgehen.

Im Vergleich zum Vorjahr werde der Absatz um 11 Prozent auf noch 12,7 Millionen Autos abstürzen, erklärte Studienleiter Dudenhöffer. Dies gelte bereits bei der optimistischen Annahme, dass sich das öffentliche Leben innerhalb von drei Monaten wieder normalisiere. Auch ohne das Coronavirus war bereits ein Rückgang des europäischen Automarktes erwartet worden. Kommt es zu dem Einbruch, werde das Niveau von 2019 vermutlich erst im Jahr 2030 wieder erreicht.

Finanzminister der Eurogruppe konferieren via Videokonferenz

In Europa wollen die Finanzminister der Eurogruppe in einer Videokonferenz über ein umfassendes Krisenpaket gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie beraten. Dies hatte Eurogruppenchef Mario Centeno am Wochenende angekündigt. Die EU-Kommission hatte am Freitag ein milliardenschweres Notprogramm vorgeschlagen, um Unternehmen und Bürgern in der Coronavirus-Krise zu helfen.

Coronakrise hinterlässt tiefe Spurenin der Wirtschaft

China und Südkorea, wo die Ausbreitung des Virus ihren Anfang nahm, melden inzwischen nur noch wenige Neuinfektionen. Sie sorgen sich aber um Erkrankte, die aus dem Ausland einreisen. In Chinas Wirtschaft, die seit Ende Januar praktisch zum Stillstand kam, hat die Coronakrise tiefe Spuren hinterlassen. Wie das Pekinger Statistikamt am Montag mitteilte, ging die Industrieproduktion im Januar und Februar im Vergleich zu den ersten beiden Monaten des Vorjahres um 13,5 Prozent zurück - der stärkste bislang gemessene Einbruch. Mit einem Minus von 20,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sackte auch der Umsatz im Einzelhandel ab. Die Anlageinvestitionen brachen um 24,5 Prozent ein.

DAX bricht ein

Angesichts der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie ist der Deutsche Aktienindex (Dax) erneut massiv eingebrochen. Der Dax sank zum Handelsbeginn am Montag in Frankfurt am Main erstmals seit 2016 unter die Schwelle von 9000 Punkten und verlor damit 5,57 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag. Auch in Paris und London öffneten die Börsenbarometer deutlich im Minus.

Coronavirus lässt Börse einbrechen (DPA)

Im weiteren Handelsverlauf weitete der Dax seine Verluste zunächst weiter aus. Eine halbe Stunde nach Handelsbeginn lag er bei 8525,01 Punkten, einem Minus von 7,64 Prozent. Zuletzt hatte der Kurs im Jahr 2013 so niedrig gelegen. Frankreich: Unternehmen stellen Produktion ein In Paris lag der CAC der 40 größten Unternehmen mit 5,9 Prozent im Minus. Das Börsenbarometer in London brach um 5,3 Prozent ein, in Mailand wurde ein Verlust von 5,4 Prozent verzeichnet. Die Börse in Madrid brach um knapp sieben Prozent ein. Bereits in der Vorwoche hatten die Börsen weltweit wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus historische Verluste verzeichnet. Der französische Reifenhersteller Michelin stellt seine Produktion wegen der Coronavirus-Pandemie zu einem großen Teil ein. In Frankreich, Spanien und Italien wird die Arbeit in 21 Werken vorerst heruntergefahren, wie der Hersteller am Montag in Paris mitteilte. Rund 20.000 Mitarbeiter sind betroffen. Die Anweisung gilt ab Dienstag bis Ende der Woche, eine Verlängerung ist möglich. „Ähnliche Maßnahmen in anderen Michelin-Werken in Europa könnten folgen“, betonte die Konzernleitung. Der Konzern will nach eigenen Angaben dazu beitragen, die Ausbreitung des Coronavirus in den drei besonders betroffenen Ländern zu stoppen. In Frankreich kommen 14 Werke mit rund 10.000 Beschäftigten zum Stillstand. In Spanien sind rund 7000 Menschen in vier Fabriken betroffen, in Italien rund 3500 an drei Produktionsstätten. Auch in Deutschland hat Michelin mehrere Werke, dort arbeiten insgesamt 5400 Mitarbeiter. Mehr Corona-Fälle in der Türkei In der Türkei haben sich die bestätigten Coronavirus-Fälle indes verdreifacht. Man habe 18 Menschen positiv auf Sars-CoV-2 getestet, teilte der Gesundheitsminister Fahrettin Koca in der Nacht zu Montag mit. Bislang hatte die Türkei sechs Erkrankungen gemeldet.

 Alltag in der Türkei während der Corona-Pandemie (DPA)

Zwei der neuen Fälle stünden in Verbindung mit dem ersten gemeldeten Patienten von vergangenem Mittwoch. Sieben seien von Europareisen zurückgekehrt, drei aus den USA. Die Türkei verschärfte ihre Maßnahmen: Flüge aus Deutschland und acht weiteren europäischen Ländern werden bis zum 17. April ausgesetzt. Zudem schließen auf Anordnung des Innenministeriums alle Bars und Clubs in der Türkei. Auch Schulen und Universitäten sind dicht.

dpa