Sepp Piontek  (Sepp Piontek)
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Nachdem der Türkische Fußballverband (TFF) die Chance der türkischen Nationalmannschaft auf Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1990 in Italien im letzten Spiel verpasst hatte, machte er sich auf die Suche nach einem erfahrenen Trainer, der auch mehrere Jahre bleiben würde. Schließlich einigte sich der TFF auf Empfehlung von Jupp Derwall mit dem deutschen Trainer Sepp Piontek, der bereits seit 1979 die dänische Nationalmannschaft trainierte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der TFF mit 35 verschiedenen Trainern gearbeitet. Unter diesen war Coşkun Özarı mit seiner Amtszeit vom 12.04.1972 bis zum 31.10.1976 derjenige, der am längsten coachte.

Sein Co-Trainer wurde Fatih Terim

Der TFF unterzeichnete am 19. Februar 1990 mit Piontek einen auf insgesamt 1,2 Millionen DM dotierten 4-Jahres-Vertrag. Piontek wurde damit der 16. ausländische Trainer der türkischen Nationalmannschaft. Seine Wahl fiel auf eine Wohnung in einem Viertel des Istanbuler Stadtteils Kadıköy mit einer Miete in Höhe von 1.500 US Dollar. Dort wurde er Nachbar seines Landsmanns Toni Schumacher, dem Torhüter von Fenerbahçe Istanbul. Fatih Terim hingegen trat zunächst von seinem Amt als Trainer von Göztepe zurück und wurde Pionteks Assistent; gleichzeitig wurde er zum Cheftrainer der türkischen U21- Nationalmannschaft berufen. Ebenso wurde Rasim Kara später in Pionteks Trainerstab aufgenommen.

Er beendete seine 11-jährige Amtszeit mit einem Spiel gegen die Türkei

Sepp Piontek fungierte beim Spiel Dänemark-Türkei, das am 11. April 1990 im Parken-Stadion ausgetragen wurde, zum letzten Mal als Trainer der dänischen Nationalmannschaft. Fatih Terim war der Trainer der Türkei in diesem Spiel, das Dänemark mit 1:0 gewann.

Der einzige Sieg bei offiziellen Begegnungen gelang gegen San Marino

Als Piontek sein Amt in der Türkei antrat, setzte er sich die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1994 zum Ziel. Die Türkei hatte bis dahin in den Qualifikationsspielen für die EM 1992 6 Niederlagen in 6 Spielen gegen England, die Republik Irland und Polen eingefahren, was Piontek nicht besonders hoffnungsvoll stimmte. In diesen Spielen erzielte die Mannschaft nur ein Tor und kassierte 14 Gegentore. Der Türkei wurde in der WM-Qualifikation 1994 in eine Gruppe mit den Niederlanden, England, Norwegen, Polen und San Marino gelost. In dieser Gruppe gelang unter der Führung von Piontek nur ein Sieg und ein Unentschieden, und man unterlag in 6 von 8 Partien. In diesen Spielen erzielte die Türkei 7 Tore und musste 17 Gegentore hinnehmen. Ihren einzigen Sieg errang die Türkei mit Piontek am 28. Oktober 1992 in Ankara mit einem 4:1 gegen San Marino.

Er siegte gegen sein altes Team

Sepp Piontek verbuchte in 13 Freundschaftsspielen mit der Türkei 3 Siege, 7 Unentschieden und 3 Niederlagen. In diesen Spielen wurden 14 Tore geschossen und wiederum 19 Gegentore kassiert. Piontek, der etwa erst 2 Jahre nach seinem Amtsantritt seinen ersten Sieg als Trainer der türkischen A-Nationalmannschaft gegen Luxemburg einfuhr, gelang sein erster Sieg auf türkischem Boden gegen seine alte Mannschaft Dänemark im 19. Mai Stadion in Ankara mit 2:1.

Er gewährte innerhalb von 3 Jahren 46 Fußballspielern eine Chance

Im Zeitraum vom 27. Mai 1990 bis zum 28. April 1993 lud Nationaltrainer Piontek insgesamt 61 Fußballspieler in die Auswahl der türkischen Nationalmannschaft ein und gab 46 Spielern die Chance, im Nationaltrikot aufzulaufen. Während nur 6 Spieler in 20 oder mehr Spielen aufliefen, war Oğuz Çetin mit 23 Einsätzen der am häufigsten eingesetzte Spieler. 23 Spieler, darunter Tugay Kerimoğlu, Ogün Temizkanoğlu, Bülent Korkmaz und Okan Buruk, trugen erstmals in der Ära von Piontek das Trikot der türkischen Nationalmannschaft. Spieler wie Rıza Çalımbay, Feyyaz Uçar, Erdal Keser, Tanju Çolak und Rıdvan Dilmen wiederum trugen in dieser Zeit zum letzten Mal das Trikot der türkischen A-Nationalmannschaft. Feyyaz Uçar, Mehmet Özdilek, Ogün Temizkanoğlu und Ünal Karaman standen sowohl im ersten als auch im letzten Spiel im Kader von Sepp Piontek.

Jüngster Spieler war Okan Buruk, Torschützenkönig wurde Hami Mandıralı

Im ersten Spiel von Piontek sank das Durchschnittsalter des Kaders der türkischen Nationalmannschaft von 25,9 auf 25,35 Jahre, stieg dann aber wieder im letzten Spiel auf 25,8 Jahre. Der 19-jährige Okan Buruk war der jüngste Spieler, der während der Piontek-Ära für die türkische Nationalmannschaft spielen durfte. Die Türkei bestritt insgesamt 27 Spiele unter seiner Leitung. Dabei gelangen der Türkei 4 Siege und 8 Unentschieden und sie unterlag bei 15 Begegnungen. Es wurden 22 Tore erzielt und 50 Gegentore kassiert. Hami Mandıralı, der in diesen Spielen insgesamt 6 Tore erzielte, war damit der erfolgreichste Spieler dieser Ära.

Er arbeitete auch für Bursaspor

Piontek unterschrieb vor der Saison 1993/1994 einen Vertrag bei Bursaspor und quittierte seinen Dienst für die Türkei. Er blieb zwar ohne nennenswerte Erfolge, trug aber stark zur Entwicklung zweier wichtiger Trainer wie Fatih Terim und Rasim Kara bei. Als Trainer legte er Wert auf die Infrastruktur, änderte die Trainingsmethoden und bemühte sich darum, Professionalität bei den Spielern zu etablieren. Während der Piontek-Ära wurde zudem ein System implementiert, das den Spielerpool erweiterte. Dank dieses Systems wurde der Grundstein für jene türkische A-Nationalmannschaft gelegt, die an der Euro 1996, der Euro 2000 und der Weltmeisterschaft 2002 teilnehmen durfte. In diesem Sinne gilt Sepp Piontek wegen seiner Verdienste als einer der Eckpfeiler des türkischen Fußballs.