05.04.2021, Spanien, Valencia: Auf diesem vom FC Valencia zur Verfügung gestellten Bild steht das Team des spanischen Fußballvereins FC Valencia symbolisch hinter Mouctar Diakhaby (M., vorne), nachdem dieser während des Spiels am Sonntagabend in der Primera Division gegen den FC Cadiz rassistisch beleidigt worden sein soll. (dpa)
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Mouctar Diakhaby saß mit verschränkten Armen und starrem Blick auf der Tribüne, als das Spiel, das den spanischen Fußball erschütterte, fortgesetzt wurde. Der 24-Jährige vom FC Valencia, seinen Teamkollegen zufolge „am Boden zerstört“, soll während der Partie beim FC Cádiz rassistisch beleidigt worden sein. Es kam zu Tumulten. Nachdem seine Mitspieler den Rasen aus Protest verlassen hatten, blieb die Partie am Sonntagabend 24 Minuten unterbrochen, ehe sie unter fragwürdigen Umständen erneut angepfiffen wurde. Ohne Diakhaby, aber mit dem möglichen Täter.
„Was heute geschehen ist, sollte sich im Fußball niemals wiederholen“, teilte der FC Valencia mit und machte deutlich, dass der Schiedsrichter in der Pause auf mögliche Strafen bei einem Spielabbruch hingewiesen habe. Diakhaby habe seine Mitspieler gebeten, auf den Rasen zurückzukehren und zu kämpfen, schrieb der Verein. Der Abwehrspieler selbst verzichtete. „Du bist nicht allein“, titelte die Madrider Sportzeitung „Marca“ am Montag groß auf ihrer ersten Seite, die aus Zeichen der Trauer und Solidarität weitgehend schwarz war.
Cádiz-Profi Juan Cala, der mit seinen Äußerungen in Richtung Diakhaby für den Vorfall in der 29. Minute verantwortlich war, bestritt unterdessen den Vorwurf der rassistischen Beleidigung. „Die Unschuldsvermutung existiert in diesem Land anscheinend nicht“, sagte der Innenverteidiger am Montag im Sport-Fernsehsender Gol. „Morgen auf einer Pressekonferenz werde ich Rede und Antwort stehen. Ich werde mich nicht verstecken“, versicherte der 31 Jahre alte Profi, der mit bürgerlichem Namen Juan Torres Ruiz heißt.
Sein Trainer Álvaro Cervera hatte zuvor gesagt, dass Cala ihm gegenüber die Beleidigung dementiert habe. „Ich muss meinem Spieler glauben, und das tu ich auch.“ Auch der Club stellte sich hinter Cala: „Wir haben keine Zweifel an der Ehrlichkeit unserer Profis, die entschiedene Befürworter des Kampfes gegen Rassismus sind.“
Die Tatsache, dass die Begegnung ohne den für den Disput mit Cala mit Gelb verwarnten Diakhaby und ohne weitere Maßnahmen einfach fortgesetzt worden sei, sei im spanischen Fußball „inakzeptabel“ und „eine Niederlage für uns alle“, schrieb die „Marca“. Der Sport habe „so keinen Sinn“. Auch andere Medien kritisierten die Vorgehensweise der Offiziellen und der Liga. „Der Fußball schaut weg und tut nichts“, stand in der Fachzeitung „Mundo Deportivo“. Es gebe immer noch kein Handlungsprotokoll „zur Bekämpfung dieser Geißel“, wenn ein Spieler hauptverantwortlich sei.

Ermittlungen eingeleitet

Auch renommierte Profis äußerten sich. „Say no to racism!“, twitterte unter anderem der spanische Nationalspieler Pau Torres vom Erstligisten FC Villarreal. Der Skandal weckte Erinnerungen an das erst im Dezember abgebrochene Champions-League-Spiel zwischen Paris Saint-Germain und Istanbul Başakşehir. Grund waren damals Rassismus-Vorwürfe gegen den vierten Offiziellen.
Was genau passiert ist, sollen Ermittlungen zeigen. Schiedsrichter David Medié Jiménez schrieb in seinem in Medien zitierten Bericht, Diakhaby habe, nachdem er verwarnt wurde, berichtet, Cala hätte ihn rassistisch beleidigt. Gehört hätten das die Unparteiischen nicht. Zum Vorwurf, die Gäste seien ohne weitere Maßnahmen und unter Androhung einer 0:3-Wertung und weiterer Konsequenzen zum Weiterspielen gezwungen worden, steht in dem Bericht nichts.
Der im Sommer 2018 von Olympique Lyon nach Valencia gewechselte Diakhaby äußerte sich vorerst nicht. Sein Teamkollege José Luis Gayà berichtete aber im TV, dieser sei „am Boden zerstört“ gewesen und habe nicht weiterspielen können. „Ohne seine Erlaubnis“ hätten sie nicht weitergespielt, sagte der spanische Nationalspieler. Valencia verlor die Partie mit 1:2.

dpa