Beşiktaş’ erste Teilnahme an der Champions League Saison 1997/1998 (Others)
Folgen

Beşiktaş hatte schwere Gruppengegner!

Nachdem Beşiktaş die Saison 1996/1997 als Vizemeister beendete, qualifizierte sich die Mannschaft mit einem 0:0 und 3:1 gegen Maribor Teatanic erstmals in ihrer Geschichte für die UEFA Champions League. Nach der Auslosung im schweizerischen Genf am 29. August 1997 traf Beşiktaş anschließend in der Gruppe E auf Bayern München, Göteborg und Paris Saint-Germain. Das erste Spiel der Gruppenphase fand am 17. September 1997 im Münchner Olympiastadion gegen den Meister der Bundesliga Bayern München statt.

Süleyman Seba fuhr mit dem Auto von Istanbul nach München!

Präsident Süleyman Seba brach am 14. September 1997 zum Spiel gegen den FC Bayern München mit dem PKW auf und traf am 16. September 1997 in München ein. Seba äußerte sich damals gegenüber Bayern-Präsident Franz Beckenbauer, der überrascht über seine Anreise mit dem Auto war, wie folgt: „Seit 1985 sitze ich nicht mehr im Flieger, weil ich eine Phobie habe. Ich bin hergekommen, weil ich es meinen Spielern versprochen habe.“

Türkgücü München hatte Beşiktaş unterstützt!

Türkgücü München unterstützte Beşiktaş durch die freiwillige Übernahme des Kartenverkaufs des Auswärtsspiels gegen Bayern München. Auf den Tribünen standen nicht nur Beşiktaş-Fans, sondern auch Fußballfans von Fenerbahçe, Galatasaray und Trabzonspor. Acun Ilıcalı, damals Reporter in der Magazinsendung „Televole“, stieg vor der Begegnung zwischen Bayern München und Beşiktaş auf den Münchner Fernsehturm und „trollte“ – wie man heute sagen würde – die Zuschauer seiner Sendung, die er dort antraf. Dabei band er den Menschen eine erfundene Geschichte auf, wonach Beşiktaş-Fans, die aus Istanbul nach München zum Spiel anreisten, von der Reisegesellschaft betrogen worden wären und keine Tickets für das Olympiastadion, sondern für den Münchner Fernsehturm erworben hätten.

Der beste Spieler war Amokachi!

Bereits in der dritten Spielminute kassierte Beşiktaş das erste Gegentor in der UEFA Champions League durch den Kapitän von Bayern München, Thomas Helmer. Helmer war bereits eine Minute zuvor ganz nah an einem Treffer gewesen, doch sein Kopfball prallte vom Pfosten ab. Helmer begrüßte nach dem Spiel im Stadion die Fans des FC Bayern München im Beşiktaş-Trikot, das er sich nach dem Schlusspfiff übergezogen hatte. Auffälligster Spieler bei Beşiktaş war der Nigerianer Daniel Amokachi, der das erste Tor der Vereinsgeschichte in der UEFA Champions League schoss. Dem nigerianischen Star, der mit seinen Dribblings die Hintermannschaft des FC Bayern München schwindlig spielte, gelangen nur die Torabschlüsse nicht so wie erhofft. Vor der Begegnung wurden in den Zeitungen die Spieler Mehmet Scholl und Mehmet Özdilek verglichen. Während Scholl das Tor vorbereitete, das den Endstand bedeutete, wurde Mehmet Özdilek, der den Spitznamen „Scifo“ hatte, von Trainer Benjamin Toschak ausgewechselt, und Iordan Letchkov kam für ihn ins Spiel. Gegen Ende der Partie gerieten zudem Carsten Jancker und Alpay Özalan einander.

Das Fehlen von Mrmic machte sich bemerkbar für Beşiktaş!

Es gab zwei unglückliche Situationen in der Partie, die Bayern München mit 2:0 gewann. Zunächst wäre ein Missverständnis zwischen Alpay Özalan und Fevzi Tuncay Beşiktaş fast teuer zu stehen gekommen. Alpay, der nicht sah, dass Fevzi sein Tor verlassen hatte, spielte mit dem Kopf einen Rückpass zu seinem Torhüter, rannte schließlich dem Ball selbst hinterher und kratzte ihn unter Inkaufnahme einer Verletzung von der Torlinie herunter. Eine ähnliche Situation ereignete sich in der zweiten Halbzeit zwischen Lothar Matthäus und Oliver Kahn. So spürte Beşiktaş das Fehlen seines Stammtorhüters Marjan Mrmic, der wegen einer Verletzung gegen Bayern München nicht spielen konnte.

In München kam es zu einem rassistischen Eklat!

Eine Gruppe von Bayern-Fans skandierte sowohl vor dem Spiel als auch kurz vor dem Schlusspfiff der Partie Parolen wie „Da ist euer Platz“, wobei sie mit Tüten der Discount-Supermarktkette ALDI in Richtung Beşiktaş-Fans herumwedelten. Dieses Ereignis, das auch die Regie des übertragenden Fernsehsenders RTL ausstrahlte, wurde in der Öffentlichkeit als rassistischer Akt interpretiert. Nach dem Vorfall rief Bayern-Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge den türkischen Botschafter in Deutschland an, entschuldigte sich und versprach, dass man die Verursacher identifizieren und sanktionieren werde. Als Reaktion auf diesen Vorfall hielten Fans von Borussia Dortmund beim Spiel ihrer Mannschaft gegen Bayern München am 11. November 1997 im Westfalenstadion ebenfalls Tüten einer Supermarktkette hoch, diesmal die von LIDL.

Süleyman Seba besuchte in Österreich das Freitagsgebet!

Süleyman Seba, auf den nach dem Spiel eingeredet wurde, er solle doch mit dem Flugzeug zurückreisen, machte sich am 18. September 1997 erneut mit dem Auto auf den Rückweg nach Istanbul. Er legte im österreichischen Graz eine Pause ein, um das Freitagsgebet zu verrichten, das er niemals verpasste, und kam dann am 21. September 1997 rechtzeitig vor dem Derby gegen Galatasaray in Istanbul an.

Gegen Beşiktaş wurde ein denkwürdiger Elfmeter gepfiffen!

Nach der Niederlage gegen den FC Bayern München zum Auftakt besiegte Beşiktaş vor heimischer Kulisse im Inönü-Stadion zunächst Paris Saint-Germain und anschließend Göteborg und belegte somit nach den ersten drei Gruppenspielen mit 6 Punkten den zweiten Platz hinter den Bayern. Im Auswärtsspiel gegen Göteborg ließ Trainer Toshack den gelernten Stürmer Ertuğrul Sağlam in der Verteidigung auflaufen. Dieser verursachte mit einem Foul einen Elfmeter, sodass innerhalb von 4 Minuten ein 0:2 Rückstand aus Sicht von Beşiktaş aufzuholen war. Auch wenn mit dem Anschlusstreffer kurz vor dem Abpfiff der ersten Halbzeit wieder Hoffnungen aufkeimten, wurde in der 69. Spielminute einer der denkwürdigsten Elfmeter in der Geschichte der UEFA Champions League gepfiffen. Aufgrund des Vorfalls bekam Torhüter Marjan Mrmic die Rote Karte und Fevzi Tuncay, der an seine Stelle zwischen die Pfosten trat, hielt den Elfmeter. Aber es fielen in der restlichen Zeit keine weiteren Tore, sodass Beşiktaş mit nunmehr nur noch 10 Spielern mit 1:2 verlor. Nach der 0:2 Niederlage gegen Bayern München mit zwei fast identischen Toren im eigenen Stadion und der 1:2 Niederlage auswärts gegen Paris Saint-Germain beendete Beşiktaş das erste Abenteuer in der UEFA Champions League mit 6 Punkten auf dem dritten Platz in der Gruppe.

Mehmet Scholl traf nach 19 Jahren seinen Vater!

Vor der Begegnung in Istanbul zwischen Beşiktaş und Bayern München traf der türkischstämmige Fußballspieler der deutschen Nationalmannschaft, Mehmet Scholl, seinen Vater Ergin Yüksel, den er seit Jahren nicht gesehen hatte. Ergin Yüksel, der zum Hotel kam, in dem Bayern München residierte, konnte seinen Sohn in die Arme nehmen, den er seit seinem achten Lebensjahr nicht mehr gesehen hatte. Scholl, der sich zunächst schwer damit tat, seinen Vater wiederzuerkennen, kam schließlich mit ihm und seinem Halbbruder in der Hotellobby zusammen und hielt sogar gemeinsam eine spontane Pressekonferenz vor laufenden Kameras ab. Auch die deutsche Presse zeigte sich interessiert an diesem Treffen mit dem Vater. Vater Ergin Yüksel verfolgte später das Spiel seines Sohnes gegen Beşiktaş im Inönü-Stadion von der Tribüne aus.