Burhanettin Kaymak (Burhanettin Kaymak)
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Burhanettin Kaymak, Spitzname „Spezi“, spielte in den Jahren 1990 bis 1999 für Eintracht Frankfurt. Kaymak, der als erster türkischer Fußballspieler aus dem Nachwuchs der Eintracht in die A-Mannschaft aufstieg, reiste 1996 zu Transferverhandlungen mit Fenerbahçe nach Istanbul, einigte sich dann aber später mit Galatasaray. Burhan Kaymak, der in der Süper Lig danach bei Göztepe und Siirt auflief, hängte seine Fußballschuhe 2012 an den Nagel.

Wie hat die Eintracht Sie entdeckt?

Der 20. Mai 1990. Dieses Datum werde ich nie vergessen! Obwohl ich erst 17 Jahre alt war, spielte ich in der U-19-Mannschaft der SG Rosenhöhe Offenbach. Es war ein Aufstiegsspiel, und wir haben damals 1:0 gewonnen. Zahlreiche Spielerscouts sahen sich die Begegnung an. Einer von ihnen war Reinhard Knobloch, der für Eintracht Frankfurt tätig war. Knobloch gefiel meine Art, Fußball zu spielen, und so wechselte ich zu einem großen Verein wie Eintracht Frankfurt. Dort habe ich von 1990 bis 1992 zunächst in der Jugendmannschaft gespielt und bin dann in die A-Mannschaft aufgestiegen.

Welches war Ihr denkwürdigstes Spiel für die Eintracht?

Am 20. April 1996 haben wir gegen den FC Bayern München gespielt, und ich blieb 90 Minuten auf dem Platz. Es war mein erstes Spiel in der Bundesliga und für mich unvergesslich. Ich war 23 Jahre alt, und erst ein paar Stunden vor dem Spiel hatte ich erfahren, dass ich in der Startelf auflaufen sollte. Unser Trainer, Dragoslav Stepanovic, hat sich vor dem Spiel mit mir zusammengesetzt und mich besonders motiviert. In den Trainingseinheiten vor dem Spiel hatte ich die Offensivspieler nicht vorbeigelassen. Diese Leistung habe ich auch im Match gezeigt. Gegen Spieler wie Jürgen Klinsmann und Jean-Pierre Papin habe ich damals fehlerfrei gespielt. Otto Rehhagel, der Trainer des FC Bayern München, warnte wiederholt meine Gegenspieler vor mir. Manchmal sehe ich mir das Videoband dieses Spiels an und erlebe diese Momente noch einmal.

Wie haben Sie Ihre Mannschaftskameraden Gaudino, Okocha und Yeboah erlebt? Haben Sie Erinnerungen an diese Namen?

Ich habe von den Erfahrungen von Gaudino und Yeboah profitiert. Mit Okocha war ich im gleichen Alter. Wegen Yeboahs Statur hatte ich im Training des Öfteren Schwierigkeiten, ihn in Schach zu halten. Er war aufmerksam und unterstützte junge Spieler wie mich. Okocha hingegen war ein Ausnahmetalent. Gaudino übrigens auch. Yeboah und ich haben im Fitnessstudio gemeinsam Krafttraining gemacht. Er warf uns vor, mit zu geringen Gewichten zu arbeiten. Als er dann aber plötzlich „Hilfe!“ rief, eilten wir sofort zu ihm. Er hatte sich fast eine schwere Verletzung zugezogen, weil er es mit den Gewichten übertrieben hatte.

Wer waren Ihre besten Mannschaftskameraden bei Eintracht Frankfurt?

Erol Bulut, Oka Nikolov und Ansgar Brinkmann.

Sie haben 1995 bei Beşiktaş trainiert. Warum ist Ihr Wechsel zu Beşiktaş nicht zustande gekommen?

Beşiktaş wurde damals Meister in der Süper Lig. Mein Manager hatte gute Beziehungen zu dem Verein. Mit dabei waren Tayfun Korkut von den Stuttgarter Kickers und Mustafa Özkan aus Nürnberg. Wir haben nur einmal trainiert. Es gab keine Transferverhandlungen mit mir. Das war für mich eine weitere Erfahrung.

Sie wurden 1996 von Fenerbahçe nach Istanbul geholt, wechselten dann aber doch zu Galatasaray. Können Sie uns etwas über diesen Prozess erzählen?

Der Trainer von Fenerbahçe, Selim Soydan, war nach Deutschland gekommen, um mich zu beobachten. Ich hatte ein Gespräch mit ihm, und er lud mich nach Istanbul ein. Damals hatte ich keinen Manager und reiste mit meinem Vater nach Istanbul. Fenerbahçe war Meister und damit qualifiziert für die UEFA Champions League. Ich war glücklich und aufgeregt, meine alten Teamkollegen wie Erol Bulut und Jay-Jay Okocha wieder zu treffen. In Istanbul selbst wurde ich statt Selim Soydan von einem anderen Fenerbahçe-Funktionär, Şadan Kalkavan, in Empfang genommen. Erol Bulut war bei dem Treffen ebenfalls anwesend. Als mir Kalkavan einen abgeänderten Vertrag anbot, war ich enttäuscht. Eigentlich hätte ich auch diesen Vertrag annehmen können, aber er widersprach dem ersten Angebot von Soydan, so dass ich dankend bei Fenerbahce abgelehnt habe und nach Deutschland zurückgekehrt bin. Später meldete sich Galatasaray-Trainer Ergün Gürsoy bei mir. Ich wechselte zusammen mit Rasim Süksür von Fortuna Düsseldorf und Ersan Doğu von Werder Bremen zu Galatasaray. Zwei Wochen nach meinem Wechsel trat Fatih Terim sein Amt als Trainer an und sagte uns direkt in der ersten Trainingseinheit, dass er uns nicht kannte. Später erfuhren wir, dass die Manager von Galatasaray mich benutzt hatten, um den Eindruck zu verfestigen, Fenerbahçe bei Transfers zuvorgekommen zu sein. Als Fatih Terim mich dann in den Pflichtspielen nicht in den Kader berief, bin ich daraufhin in der Winterpause zu Eintracht Frankfurt zurückgekehrt. Diese Zeit war der Wendepunkt in meiner Karriere. Denn danach habe ich ein Jahr gebraucht, um wieder in die A-Mannschaft der Eintracht aufzusteigen.

Dann sind Sie aber doch wieder in die Süper Lig zurückgekehrt. Können Sie uns etwas über Ihren Transferprozess nach Göztepe erzählen?

Ich wechselte 1999 nach Göztepe. Die Mannschaft hatte es nach 17 Jahren geschafft, wieder in die Süper Lig aufzusteigen. Meine besten Tage in der Türkei habe ich in Izmir verbracht. Besonders beeindruckt hat mich die Leidenschaft der Göztepe-Fans für ihre Mannschaft.

Gehen Sie zu den Spielen von Eintracht Frankfurt? Sind Sie Fan der Eintracht?

Normalerweise verfolge ich die Begegnungen im Fernsehen, aber wann immer ich kann, schaue ich mir die Spiele auch im Stadion an. Nach dem Ende meiner Karriere ging ich erstmals in der Saison 2014/15 zum Spiel der Eintracht gegen Mainz 05. Bei der Hymne meiner Mannschaft vor dem Anpfiff und der Begeisterung unserer Fans im Stadion bekam ich eine Gänsehaut. Ich bin ein echter Fan von Eintracht Frankfurt, auch weil ich dort achteinhalb Jahre gespielt habe. In der Türkei hege ich Sympathien für Göztepe, dessen Kapitän ich war.

Glauben Sie, dass Eintracht Frankfurt den UEFA-Cup gewinnen kann?

Eintracht Frankfurt hat ungeschlagen das Finale erreicht und damit das Potenzial gezeigt, an den Erfolg von 1980 anzuknüpfen. Ich glaube fest daran, dass Eintracht Frankfurt mit einem Sieg gegen Glasgow Rangers in Sevilla erneut den UEFA-Pokal holen wird.