Der Emir von Dubai, Mohammed bin Raschid al-Maktum, und seine Ex-Frau, Prinzessin Haja Bint Al Hussein. (dpa)
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In einer außergewöhnlichen Entscheidung hat die britische Justiz ein klares Signal in die Vereinigten Arabischen Emirate gesendet: Der Emir von Dubai, Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum, muss rund eine halbe Milliarde Pfund (knapp 590 Millionen Euro) an seine in Großbritannien lebende Ex-Frau Prinzessin Haja und deren Kinder zahlen - damit diese sich vor ihm und seinen Leuten schützen können.
Der Richter am High Court betonte am Dienstag in London, die größte Gefahr für Prinzessin Haja und ihre Kinder gehe von Scheich Mohammed, also ihrem Ex-Mann oder Vater, aus. Sie würden ihr Leben lang Bedrohungen ausgesetzt sein - durch den Scheich, aber auch durch mutmaßliche Terroristen. Es brauche „wasserdichte Security“.
Die Rechnung, die der Londoner High Court Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum am Dienstag für die Trennung präsentierte, setzt sich ungefähr je zur Hälfte aus Zahlungen an die 47-jährige Haja und die beiden gemeinsamen minderjährigen Kinder zusammen. Insgesamt gilt das als höchste jemals in einem britischen Scheidungsprozess verhängte Summe.
Morddrohungen gegen Prinzessin Haja
Prinzessin Haja war 2019 nach London geflohen, um sich dem Zugriff des Emirs zu entziehen, der auch Ministerpräsident der Vereinigten Arabischen Emirate ist. Sie gab an, mit dem Tod bedroht worden zu sein - auch, weil sie Sorge um zwei erwachsene Töchter des Emirs geäußert hatte, die vergeblich versucht hatten, dem Einfluss ihres Vaters zu entkommen.
Im vergangenen Jahr hatte ein Gericht in London festgestellt, dass der Scheich die Entführung der beiden Schwestern angeordnet hatte. Prinzessin Schamsa wurde im Jahr 2000 aus Cambridge nach Dubai verschleppt, nachdem sie versucht hatte, sich abzusetzen. Ihre jüngere Schwester Latifa soll 2018 bei einem Fluchtversuch gestoppt und gewaltsam nach Dubai zurückgebracht worden sein. Danach blieb sie lange verschwunden. In diesem Jahr tauchten dann Fotos auf, die Latifa in Madrid und mit einer Freundin zeigen sollen - und die neue Spekulationen über ihr Schicksal auslösten.
Der Scheich hatte alle Vorwürfe stets abgestritten. Zuletzt stellte ein Gericht im Oktober auch noch fest, dass er das Handy seiner Ex-Frau mit der Spähsoftware Pegasus hat überwachen lassen. Der High Court machte am Dienstag deshalb unmissverständlich klar, dass Haja auf Schritt und Tritt Schutz von Security-Kräften braucht. Unter solchen Umständen sei es falsch, den Scheich die Security-Kosten über viele Jahre zahlen zu lassen. Das würde die Position des Scheichs wieder stärken. Stattdessen soll das Geld nun in einem Batzen fließen.
Schmucksammlung soll gesamten Gerichtssaal füllen können
Neben der Security für seine geflohenen Angehörigen muss der Scheich für mehrere Reisen bezahlen und die Kosten für Kleidung und Schmuck übernehmen, die Haja bei ihrer Flucht zurückgelassen hat. In allen Fällen geht es um Millionensummen, wodurch man eine Ahnung davon bekommt, in welchen Verhältnissen die Familie lebt. Allein die Schmucksammlung der Prinzessin würde den gesamten Gerichtssaal füllen, hieß es. Er habe sein Bestes getan, um zu einer Entscheidung zu kommen, die „den außergewöhnlichen Wohlstand und den bemerkenswerten Lebensstandar“ der Familie berücksichtige, sagte der Richter - keine alltägliche Aufgabe, wie er bekannte.
Obwohl er in der Hierarchie nicht der mächtigste Herrscher in den Emiraten ist, ist Scheich Mohammed der wohl bekannteste Vertreter des Golf-Staats. Als schwerreicher Machthaber von Dubai präsentiert er sein Emirat nach außen hin gerne als Wirtschaftsmetropole und liberales Reiseziel für Besucher aus aller Welt - mit exklusiven Strandclubs, luxuriösen Einkaufszentren und einer Skyline aus Wolkenkratzern. Derzeit ist Dubai etwa Ausrichter der im Oktober eröffneten Weltausstellung Expo.
Hinter der glitzernden Fassade verbirgt sich aber ein sehr traditionelles Verständnis der islamischen Rechtssprechung, wenn es um die Familie und das Verhältnis von Mann und Frau geht. Menschenrechtler kritisieren immer wieder die Menschenrechtslage im Land, für die Mohammed bin Raschid als Vize-Präsident und Regierungschef der VAE mitverantwortlich ist.

dpa