Archivbild. 27.02.2022, Ukraine, Mariupol: Menschen sitzen und liegen auf dem Boden in einer provisorischen Einrichtung in einem Sportzentrum, das bis zu 2000 Menschen aufnehmen kann. (dpa)
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Das russische Verteidigungsministerium hat eine Feuerpause für Mariupol und Wolnowacha im Osten der Ukraine angeordnet, damit Zivilisten aus den von russischen Streitkräften belagerten Städten herausgeholt werden können. Von 8.00 Uhr MEZ an sollten die Waffen schweigen und humanitäre Korridore für die Zivilisten geöffnet werden, wie das Verteidigungsministerium am Samstagmorgen in Moskau erklärte.

Kurze Zeit später gab die Stadtverwaltung von Mariupol bekannt, von 11.00 Uhr Ortszeit (10.00 Uhr MEZ) an könnten die Menschen aus der Stadt heraus. „Es wird möglich sein, die Stadt mit privaten Transportmitteln zu verlassen“, hieß es in einer über Online-Netzwerke veröffentlichten Mitteilung.

Die am Asowschen Meer gelegene Hafenstadt Mariupol mit einer halben Million Einwohnern sowie die Kleinstadt Wolnowacha stehen seit Tagen unter dem militärischen Druck der vorrückenden russischen Armee. Der Bürgermeister von Mariupol, Wadym Boitschenko, hatte zuvor in öffentlichen Appellen auf die dramatische Situation für die Menschen in seiner Stadt aufmerksam gemacht.
Tagelange Angriffe gegen Mariupol
Nach tagelangen Angriffen stehe Mariupol unter russischer Blockade, erklärte Boitschenko. „Im Moment suchen wir nach Lösungen für die humanitären Probleme und nach möglichen Wegen, um Mariupol von der Blockade zu befreien“, erklärte er im Messengerdienst Telegram. Priorität habe eine Feuerpause, „um Lebensmittel und Medikamente in die Stadt zu bringen“.

Boitschenkos Stellvertreter Sergej Orlow hatte am Freitag in der BBC von einer „furchtbaren“ humanitären Situation in Mariupol gesprochen, nachdem die Stadt über 40 Stunden lang beschossen worden sei. Orlow warf den russischen Streitkräften auch Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser vor.

Mariupol liegt in der Nähe der früheren Frontlinie zwischen pro-russischen Separatisten aus der Ostukraine und der ukrainischen Armee. Die Einnahme der Hafenstadt würde einen Zusammenschluss der russischen Truppen mit Einheiten aus der Krim und dem Donbass ermöglichen.

AFP