Archivbild: Fayez al-Sarradsch, Vorsitzender des GNA-Präsidialrats, bei einer Pressekonferenz. (AFP)
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von Ali Özkök

Der Vorsitzende des libyschen Präsidialrats der international anerkannten „Regierung der Nationalen Einheit“ (GNA), Fayez al-Sarradsch, hat angesichts jüngster militärischer Erfolge am Dienstag erklärt, dass es nach den zahlreichen Verbrechen in Zukunft keine Verhandlungen mehr mit Khalifa Haftar geben werde.

Al-Sarradsch unterstrich im Gespräch mit der italienischen Zeitung „La Repubblica“, dass Haftar für zahlreiche Aggressionen gegen das libysche Volk verantwortlich sei. Er erklärte, dass alle früheren Versuche, den Konflikt im Land durch einen politischen Prozess zu lösen, von Haftar gezielt behindert wurden.

Andere Städte hätten der Hauptstadt Tripolis geholfen, eine Wiedereinführung der Diktatur durch Haftar im Land abzuwenden, fügte al-Sarradsch hinzu.

Ölblockade sorgt für Milliarden-Verluste

Neben der sich allmählich ausbreitenden Corona-Pandemie im Land mit mindestens 49 nachgewiesenen Infektionen, hat das Land auch mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen: Einbußen im Ölgeschäft von vier Milliarden US-Dollar seien bereits erreicht. Das sei auf die Blockade der Anlagen zurückzuführen, erklärte die nationale Ölgesellschaft Libyens NOC am Dienstag. Sie verwies dabei auf eine Eskalation der Kämpfe zwischen der von der UNO anerkannten Regierung in Tripolis und der Miliz des Warlords Khalifa Haftar, dem ein geplanter Militärputsch vorgeworfen wird.

„Alle Lebensbereiche, die nationale Infrastruktur und alle Libyer, einschließlich Männer, Frauen und Kinder, sind von diesem schweren Verlust betroffen. Dies wird ihr Leiden noch verstärken“, sagte Mustafa Sanalla, Chef der NOC.

Er forderte die Aufhebung der Blockade. Sanalla unterstrich, nur wenn der Konzern die Produktion allerdings zeitnah wieder aufnehmen würde, könne Libyen „den Zusammenbruch seiner Wirtschaft stoppen“. Libyen verfügt über die neuntgrößten bekannten Ölreserven der Welt und die größten Ölreserven in Afrika.

Milizen, die offenbar für den Kriegsherrn Haftar kämpfen, haben im Januar wichtige Exportterminals beschlagnahmt und weite Bereiche der nationalen Pipeline-Infrastruktur erstickt, mit dem Ziel, der in Tripolis ansässigen „Regierung der Nationalen Einheit“ (GNA) entscheidende Einnahmen zu entziehen.

Haftar militärisch zurückgedrängt

Am Dienstag konnte die GNA bei einer Bodenoffensive im Westen des Landes ein Territorium von 3.000 Quadratkilometern befreien, welches bislang von Haftar-treuen Milizionären besetzt wurde. Darunter fallen zwei größere Städte, Sabratta und Surman entlang der Westküste.
Die Befreiung der Städte bedeutet auch, dass die Hauptstadt Tripolis eine territoriale Verbindung zum Nachbarland Tunesien zurückgewonnen hat. Der tunesische Präsident Kais Saied bekräftigte in diesem Zusammenhang am Donnerstag die Unterstützung seines Landes für die von der UNO anerkannten libyschen „Regierung der Nationalen Einheit“.

Mehrere Kampfflugzeuge zerstört

Am Mittwoch erklärte zudem der Militärsprecher der GNA, Mohammed Kanunu, dass die Haftar-Miliz inzwischen auch in der strategisch wichtigen Luftwaffenbasis Al-Watiya aus der Luft bombardiert wurde. Bei der Operation wurden drei Su-22-Kampfflugzeuge, schwere Waffen und militärische Einrichtungen zerstört.

Die durch die Operation verursachten Schäden spielten eine Schlüsselrolle dabei, dass die GNA in den westlichen Regionen des Landes eine Luftüberlegenheit erlangte.

Al-Watiya gilt als einer der wichtigsten Luftwaffenstützpunkte des Landes und ist nach dem Flughafen Mitiga der zweitwichtigste. Dieser wurde im August 2014 von Haftar eingenommen und wird seitdem als Hauptquartier für seine Operationen im Westen des Landes genutzt.



TRT Deutsch