Der russische Außenminister Sergej Lawrow wird nächste Woche die Türkei besuchen, um Gespräche über die Freigabe von Getreideexporten aus der Ukraine zu führen, die durch Moskaus Offensive ins Stocken geraten sind. Das sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview der Nachrichtenagentur Anadolu (AA).
In dem Interview erklärte Çavuşoğlu, Lawrow werde in Begleitung einer Militärdelegation am 8. Juni in der Türkei eintreffen, „um Gespräche über die Öffnung eines Sicherheitskorridors zu führen, der auch den Transport von Weizen über das Schwarze Meer umfasst“.
„Dies ist die wichtigste Frage. Wir konzentrieren uns auf diese Frage. Wir planen die Einrichtung eines Zentrums in Istanbul zur Beobachtung des Korridors“, sagte der türkische Spitzendiplomat gegenüber AA.
Man arbeite mit den Vereinten Nationen zusammen, um eine Vereinbarung über die Schaffung des Korridors vom Schwarzen Meer aus zu erreichen. Es gebe jedoch weiterhin Probleme zwischen Moskau und Kiew.
Dem türkischen Außenminister zufolge besteht die Möglichkeit, die ukrainische und die russische Seite im Rahmen der türkischen Bemühungen wieder an den Verhandlungstisch zu bringen, sogar auf der Ebene ihrer Präsidenten.
Blockade des Schwarzen Meeres
Russlands Offensive in der Ukraine und die Sanktionen des Westens haben die Versorgung mit Weizen und anderen Rohstoffen aus den beiden Ländern, die 30 Prozent des weltweiten Weizenangebots produzieren, unterbrochen. Die Sorge vor Lebensmittel-Engpässen und Hunger ist groß.
Dutzende Containerschiffe sind in ukrainischen Häfen blockiert, die von russischen Streitkräften umstellt sind, wodurch die Ausfuhr von Weizen, Sonnenblumenöl und anderen Lebensmitteln sowie von Düngemitteln für den Anbau unterbrochen ist.
Auch die Schifffahrt im Schwarzen Meer wird durch Minen behindert, die sowohl von russischen als auch von ukrainischen Streitkräften gelegt wurden.
In einem Telefongespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am Montag erklärte der russische Präsident Wladimir Putin, Russland sei bereit, in Abstimmung mit der Türkei die ungehinderte Ausfuhr von Getreide aus ukrainischen Häfen zu ermöglichen.
F-16, PKK und Griechenland
Çavuşoğlu sprach beim AA-Interview ein breites Spektrum an nationalen und globalen Themen an. Auf die Frage nach einem möglichen F-16-Verkauf durch die USA an die Türkei sagte Çavuşoğlu, der US-Kongress neige dazu, der Türkei die Jets zur Verfügung zu stellen.
Zu einer möglichen Anti-Terror-Operation in Nordsyrien sagte der türkische Außenminister, sein Land werde „alle terroristischen Bedrohungen im In- und Ausland beseitigen – in Syrien und wo auch immer“.
Çavuşoğlu sagte auch, das türkische Außenministerium habe die Gesandten Frankreichs und Deutschlands einbestellt, um Protest einzulegen, nachdem Anhänger der PKK-Terrorgruppe kürzlich in diesen Ländern Demonstrationen abgehalten hatten.
Zur Militarisierung der Inseln in der östlichen Ägäis durch Griechenland meinte Çavuşoğlu, Athen verletze den Status der Inseln. Er forderte Athen auf, die Inseln zu entmilitarisieren, und erinnerte daran, dass „andernfalls eine Debatte über die Souveränität beginnen wird.“
Auch zu den Beziehungen zu Israel äußerte sich der Außenminister und sagte, dass es eine faire Aufteilung zwischen Israel und Palästina über eine mögliche ausschließliche Wirtschaftszone im Gazastreifen geben sollte.
Zudem seien sich Ankara und Riad einig über einen Besuch des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in der nächsten Zeit in der Türkei. Ein Datum sei jedoch noch nicht festgelegt worden.
Mehr zum Thema: NATO-Beitritt: Türkei will Sicherheitsgarantien von Finnland und Schweden
1 Juni 2022
Lawrow besucht Türkei zu Gesprächen über Ukraine-Exporte auf dem Seeweg
Der türkische Außenminister Çavuşoğlu erklärte in einem Interview, dass er mit der UN an einer Einigung über einen Korridor für ukrainische Exporte über das Schwarze Meer arbeitet. Doch die Probleme zwischen Moskau und Kiew blieben bestehen.
TRT Deutsch
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