Archivbild: Wahlurne in Türkiye / Photo: AA (AA)
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Die Türkiye-Wahlen am 14. Mai könnten zu einem Meilenstein für die politische Teilhabe von Frauen und jungen Menschen werden. In den Kandidatenlisten der Parteien finden sich zahlreiche Jungpolitiker und Bewerberinnen um ein Mandat im türkischen Parlament.

Insbesondere die Kandidatur der 18-jährigen Nisa Alptekin (AK-Partei) schlug zuletzt hohe Wellen in Türkiye. Die Jungpolitikerin aus Izmir wird bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am Sonntag um einen Sitz im türkischen Parlament ringen. Die Teenagerin verkörpert die Zunahme von politischer Teilhabe von Frauen und jungen Menschen am Wahlprozess.

Anteil von Frauen im Parlament steigt

Frauen haben schon immer eine wichtige Rolle in der türkischen Politik gespielt. Bei den letzten Wahlen im Jahr 2018 machten Abgeordnete insgesamt 18 Prozent der 600 Sitze im türkischen Parlament aus. Nach den Wahlen am Sonntag wird dieser Anteil voraussichtlich weiter steigen, da eine hohe Zahl an Kandidatinnen ins Rennen geht.

Auf der Kandidatenliste der AK-Partei stehen 113 Frauen – von insgesamt 600 Personen. In den Provinzen Ağrı, Düzce, Edirne und Osmaniye stehen jeweils Frauen an erster Stelle der Abgeordnetenlisten.

Unter der Führung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die AK-Partei bislang mehrere Politikerinnen in Regierungsämter berufen, darunter die dienstälteste Ministerin Nimet Baş mit über sechs Jahren Amtszeit. Die regierende AK-Partei verabschiedete zudem 2013 ein Gesetz, das auch Frauen mit Kopftuch erlaubt, Mitglied des Parlaments zu werden und in staatlichen Einrichtungen zu arbeiten.

Symbolbild: Eine Sitzung im türkischen Parlament (AA)

Die Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) hat für die Parlamentswahl am Sonntag insgesamt 90 Kandidatinnen aufgestellt. In 18 Provinzen stehen Frauen auf den ersten drei Listenplätzen.

Die Zahl der Frauen in den Abgeordnetenlisten der Republikanischen Volkspartei (CHP) liegt bei 147. Insgesamt sieben Kandidatinnen stehen auf den ersten Plätzen der CHP-Liste. Die Kandidatinnen der Saadet-Partei, der Demokratischen Partei, der Deva-Partei und der Gelecek-Partei kandidieren in allen Provinzen auf der Liste der CHP, der größten Oppositionspartei.

Die IYI-Partei hat 152 Frauen für die Parlamentswahlen aufgestellt. In den Listen der HDP, die wegen enger Beziehungen zur Terrororganisation PKK oftmals in der Kritik stand, sind insgesamt 193 Frauen. Diese treten unter dem Dach der Grün-Links-Partei (Yeşil Sol Parti) zu den Wahlen an.

Anteil junger Kandidaten in Türkiye wächst

Nach Angaben des türkischen Statistikinstituts machten im Jahr 2021 junge Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren rund 16 Prozent der Gesamtbevölkerung in Türkiye aus. Für die bevorstehenden Wahlen wurden nun viele Jungpolitiker von den Parteien in die Kandidatenlisten nominiert. So ist etwa das Durchschnittsalter der Kandidaten für die Wahlen am Sonntag niedriger als bei früheren Wahlen.

Den Angaben des Obersten Wahlrats (YSK) zufolge nahm die Zahl der jungen Kandidaten zuletzt deutlich zu. Bei den Parlamentswahlen 2018 waren etwa 24,5 Prozent der Kandidaten unter 40 Jahre alt. Außerdem kandidierten bei denselben Wahlen 143 Jungpolitiker unter 30 Jahren. Bei den Kommunalwahlen 2019 kandidierten landesweit mehr als 2300 junge Kandidaten für ein Amt.

Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der türkischen Politik

Die politische Teilhabe von Frauen in Türkiye geht auf das frühe 20. Jahrhundert zurück, als sie sich aktiv am Kampf um die Unabhängigkeit des Landes beteiligten. Bereits 1934 erhielten türkische Frauen das aktive und passive Wahlrecht. Im folgenden Jahr wurden 18 Politikerinnen ins Parlament gewählt.

Archivbild: Eine türkische Frau an der Wahlurne (Others)

Nach der Wahl von Recep Tayyip Erdoğan zum Ministerpräsidenten im Jahr 2003 wurde in Türkiye der Frauenpolitik ein neuer Schwung verliehen. Eine der Errungenschaften von Erdoğan war die Einführung eines Beschlusses im Jahr 2013, der die AK-Partei seitdem dazu verpflichtet, für die Parlamentswahlen einen Anteil von mindestens 30 Prozent an Kandidatinnen aufzustellen. Die Regelung veranlasste auch andere Parteien dazu, diese Vorschrift zu übernehmen. Erdoğan ernannte zudem Frauen in Schlüsselpositionen, darunter Ministerinnen, Gouverneurinnen und Botschafterinnen.

TRT Deutsch