Der türkische Präsidentensprecher Ibrahim Kalın spricht sich gegen westliche Sanktionen gegen Russland im Ukraine-Konflikt aus. Es sei besser, die strategischen Bedenken der anderen Seite anzuhören und zu verstehen, sagte Kalın am Sonntag im Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“. Moskau fühle sich von der NATO bedroht.

Der Präsidentensprecher sagte, dass der russische Präsident Wladimir Putin drei Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Grenzen neu ziehen und strategische Allianzen erneuern wolle. Deshalb müssten neue Regeln und Prinzipien geschaffen werden, plädierte Kalın.

Sowohl Russland als auch die Ukraine sollten sich sicher fühlen können, so Kalın. Das bedeute nicht, dass auf alle Erwartungen positiv reagiert werden müsse. Die Bereitschaft zum Anhören von Bedenken sei aber notwendig.

G7-Staaten drohen mit Sanktionen

Kalıns Äußerungen folgten, nachdem die G7-Staaten am Samstag Russland aufgefordert hatten, seine Truppen von der ukrainischen Grenze abzuziehen. Russland müsse eine diplomatische Lösung der Krise anstreben.

„Russland muss deeskalieren und seinen Verpflichtungen nachkommen“, erklärten die Außenminister Kanadas, Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Japans, Großbritanniens und der USA in einer gemeinsamen Erklärung nach ihrem Treffen in München. Es würden schwere Sanktionen gegen Russland folgen, falls die territoriale Integrität der Ukraine verletzt werde.

Ankara lädt zu direkten Gesprächen ein

Die Türkei setze ihre Bemühungen fort, den Dialog aufrechtzuerhalten, hatte Kalın am Samstag erklärt. „Das Angebot unseres Präsidenten, die Staats- und Regierungschefs Russlands und der Ukraine an einen Tisch zu bringen, ist der wichtigste und konkreteste Vorschlag zur Überwindung dieser Krise.“

Westliche Länder werfen Russland vor, über 150.000 Soldaten entlang der ukrainischen Grenze stationiert zu haben. Das löst Befürchtungen über eine möglicherweise bevorstehende Militäroffensive gegen die Ex-Sowjetrepublik aus.