Der türkische Diplomat İlhan Saygılı (AA)
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Der türkische Botschafter in Bern, Ilhan Saygılı, verabschiedet sich aus seinem Amt. Der Diplomat zog in einem Interview eine gemischte Bilanz seiner Amtszeit, wie die Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch berichtete.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit: „Überragende Zahlen“

Aktuell seien die Beziehungen zwischen Ankara und Bern auf einem guten Niveau. So hätten im vergangenen Jahr türkische Exporte in die Schweiz um 15 Prozent zugenommen. Zudem sei ein Anstieg beim bilateralen Handelsvolumen von 5 auf 8 Milliarden Dollar verzeichnet worden. „Angesichts der Pandemie sind das überragende Zahlen“, sagte Saygılı. In beiden Ländern sei die Bereitschaft für gegenseitige Investitionen erkennbar.

Positiv merkte der Diplomat zudem an, dass die Schweiz während der Pandemie der Türkei gegenüber eine „konstruktive Haltung“ annahm. Die Türkei war in der Schweiz seit Ausbruch des Coronavirus zu keiner Zeit unter den Ländern aufgeführt worden, für die eine Reisebeschränkung galt. „Die Türkei geht mit der Pandemie erfolgreich um“, führte Saygılı hierzu aus.

Schweiz „sicherer Hafen“ für PKK

Dieser positiven Atmosphäre in den bilateralen Beziehungen waren jedoch laut dem Diplomaten zwei anfänglich „schwierige Jahre“ vorangegangen. Er erinnerte daran, dass er sein Amt nach dem Putschversuch von 2016 angetreten hatte. Die Schweiz habe bereits wenige Stunden nach dem vereitelten Staatsstreich durch die Fetullahistische Terrororganisation (FETÖ) eine „starke Erklärung“ veröffentlicht. „Dies werden wir nie vergessen. Aber leider kam es in der Folgezeit zu Phasen, in denen unsere entschlossenen Maßnahmen gegen die Putschisten nicht verstanden werden konnten“, merkte er kritisch an.

In diesen ersten zwei Jahren ist die türkische Botschaft in Bern laut Saygılı Zielscheibe von Hetzkampagnen gewesen. Der Diplomat führte Mitglieder der Gülen-Sekte als Drahtzieher für diese Kampagnen gegen die Türkei in den Medien an. Er erinnerte in diesem Zusammenhang auch an eine Kundgebung in Bern im Jahr 2017, bei der Plakate mit der Aufschrift „Kill Erdogan“ mit Verweis auf den türkischen Präsidenten zu sehen waren.

Auch für die Terrororganisation PKK ist die Schweiz dem Diplomaten zufolge ein „sicherer Hafen“. Diesbezüglich kritisierte er Parteien, die PKK-nahe Personen und Vereine in Schutz nähmen. „PKK und FETÖ sind stets ein Themenpunkt in unseren Gesprächen mit schweizerischen Vertretern“. Er betonte zugleich, dass die Polizei in der Schweiz bei PKK-Angriffen auf die türkische Botschaft in Bern oder das Generalkonsulat in Zürich rechtzeitig Maßnahmen ergriffen habe. „Wir sind hierfür sehr dankbar“, sagte Saygılı.

TRT Deutsch