Sinan Oga / Photo: AA (AA)
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Der Präsidentschaftskandidat des ATA-Wahlbündnisses, Sinan Oğan, ist ein Akademiker mit aserbaidschanisch-türkischen Wurzeln. Das ATA-Bündnis besteht aus vier rechtsnationalistisch orientierten Parteien: Partei des Sieges (ZP), Gerechtigkeitspartei (AP), Partei unseres Landes (ÜP) und Bündnis Türkiye Partei (ITTIFAK).

Im Vergleich zu den zwei anderen Wahlbündnissen, der Volksallianz von AK-Partei-Chef Recep Tayyip Erdoğan und dem Bündnis der Nation vom Chef der Republikanischen Volkspartei (CHP), Kemal Kılıçdaroğlu, gilt das ATA-Bündnis als Außenseiter.

Die Karriere des 56-jährigen Oğan begann in der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP). 2011 wurde er in seiner ostanatolischen Heimatstadt Iğdır als Abgeordneter ernannt. Der Ort beherbergt eine nicht geringe aserbaidschanische Minderheit. Anfangs verstand er sich noch gut mit dem MHP-Vorsitzenden Devlet Bahçeli. Doch als sich Bahçeli nach den Wahlen im November 2015 politisch Erdoğan annäherte, kam es zu einem Bruch mit der Partei.

Zerwürfnisse in der Partei

Neben Sinan Oğan wandten sich auch die MHP-Politiker Meral Akşener, Ümit Özdağ und Koray Aydın gegen das Bündnis zwischen Bahçeli und Erdoğan. In der Folgezeit traten diese Politiker als gegensätzlicher Block zur Parteilinie auf. Im Juni 2016 forderten sie einen Parteikongress, um ihre Agenda durchzusetzen und Bahçeli als Parteichef abzusetzen. Doch wegen interner Streitigkeiten endete der umstrittene Juni-Kongress vor Gericht. Der für Juli geplante Parteikongress wurde nie abgehalten, das Gericht lehnte die Entscheidung zur Änderung der MHP-Charta ab und Bahçeli behielt seinen Posten.

Monate später verließen Akşener und ihre Unterstützer die MHP und gründeten 2017 die Gute Partei (IYI-Parti). Doch Oğan blieb in der MHP, obwohl er zweimal wegen mutmaßlicher Aktivitäten gegen die Partei suspendiert wurde. In einem Fall wurde das Urteil von einem Gericht zurückgezogen. „Er wechselte weder zu einer anderen Partei, noch gründete er eine neue Partei”, hieß es auf der Webseite von Oğan.

Doch beim kritischen Referendum im Jahr 2017 um den Wechsel vom parlamentarischen System zum Präsidentialsystem stellte sich Oğan erneut gegen die MHP und unterstützte das „Nein“-Lager – so wie auch Akşener. Seit 2017 gehört Oğan keiner Partei an. Bei den näherrückenden Wahlen wird er als unabhängiger Kandidat für die ATA-Wahlallianz antreten.

Während einer Pressekonferenz wurde Oğan von türkischen Journalisten gefragt, welchen Kandidaten er unterstützen würde, falls die Präsidentschaftswahl in eine zweite Runde zwischen Erdoğan und Kılıçdaroğlu gehen würde. Er antwortete: „Wir werden auf ihre nationale Haltung und Kompetenzen schauen. Wir werden schauen, ob Verbindungen zum Terrorismus bestehen. Wir werden uns mit gesundem Menschenverstand entscheiden. Der gesunde Menschenverstand zeigt uns, dass wir vielleicht nicht den Himmel versprechen können, aber es ist an der Zeit, die Tore der Hölle zu schließen.“

Oğans Hintergrund

Oğan schloss 1989 sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Marmara-Universität in Istanbul ab. Seinen Master machte er 1992 an derselben Universität in Finanzrecht und Bankwesen. Im Jahr 2009 promovierte er am Moskauer Staatsinstitut für Internationale Beziehungen (MGIMO) in Russland.

Zwischen 1992 und 2000 arbeitete er als Lektor an der Stiftung für Studien der Türkischen Welt in Aserbaidschan. In derselben Zeit leitete er außerdem das Aserbaidschan-Büro der Türkischen Agentur für Zusammenarbeit und Koordinierung (TIKA). In den 2000er Jahren arbeitete er am Zentrum für Strategische Eurasien-Forschung (ASAM) und leitete dabei die Russland-Ukraine-Abteilung der Denkfabrik.

2004 gründete er das Zentrum für Strategische Türkiye-Analysen (TURKSAM), das heute weiterhin besteht. Nachdem er 2011 MHP-Abgeordneter wurde, war er auch Mitglied der parlamentarischen Freundschaftsgruppen Türkiye-Albanien und Türkiye-Nigeria. Während seiner Amtszeit fungierte Oğan zudem als Generalsekretär der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Türkiye-Aserbaidschan.

TRT Deutsch