05.01.2022, Berlin: Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, kommt zur ersten Kabinettssitzung in diesem Jahr. (dpa)
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will bei der nächsten Bund-Länder-Konferenz am Freitag neben verkürzten Quarantäne-Zeiten auch eine weitere Verschärfung der Kontaktbeschränkungen wegen der drohenden starken Ausbreitung des Coronavirus durchsetzen. „Verschärfungen werden leider notwendig sein, um der schweren Welle, die auf uns zukommt, zu begegnen“, sagte Lauterbach den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Mittwochsausgaben). Unterdessen nahm die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland deutlich zu.

Das Robert-Koch-Institut meldete am Mittwochmorgen, dass sich die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden auf 58.912 fast verdoppelt hatte. Am Dienstag hatte der Wert noch bei 30.561 gelegen.
Lauterbach pocht auf Auffrischungsimpfungen
Für die Kampagne zu Auffrischungsimpfungen rief der Gesundheitsminister ein neues Ziel aus. „Nach der Modellierung des Robert-Koch-Instituts sollte das Ziel sein, dass mehr als 80 Prozent der doppelt geimpften auch geboostert sind, also rechnerisch 56 Prozent der Bevölkerung“, sagte er dem RND. Die zusätzlichen Kontaktbeschränkungen zusammen mit den Auffrischungen würden den R-Wert, der angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt, sinken lassen.

Laut dem RND-Bericht sind bislang 59,3 Millionen Menschen doppelt geimpft. 32,7 Millionen Menschen haben eine Auffrischungsimpfung erhalten. Das entspricht einem Anteil von 55 Prozent aller doppelt Geimpften. Lauterbachs 80-Prozent-Ziel bedeutet demnach, dass rund 47,5 Millionen Menschen eine Booster-Impfung erhalten müssen. Das sind rund 15 Millionen Menschen mehr als derzeit.
Hohe Nachfrage nach Kinderimpfung
Unter den Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren sind dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Jörg Dötsch, zufolge bereits 8,5 Prozent geimpft worden. Die Nachfrage unter den interessierten Eltern sei „hoch“, sagte Dötsch dem RND.

Lauterbach warb erneut für eine baldige Einführung der allgemeinen Impfpflicht. „Die Impfpflicht muss schnell kommen“, sagte er dem RND. Er arbeite an einem Vorschlag für eine Impfpflicht für Menschen über 18 Jahren.
Gesundheitsminister für verkürzte Quarantänedauer
Lauterbach verteidigte zudem seinen Vorstoß, die Quarantänedauer zu verkürzen. Studien zeigten, dass die Generationszeit - also die Phase, in der sich das Virus im Körper ausbreitet und die Phase, in der ein Mensch ansteckend ist - bei Omikron viel kürzer sei. „Wir können also bis zu einem gewissen Grad die Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu gehen“, sagte er.

Die Verkürzung sei auch notwendig, da „bestimmte Bereiche der kritischen Infrastruktur“ durch zunehmende Ansteckungen von Personalmangel betroffen sein könnten - insbesondere Krankenhäuser, Altenpflege sowie Polizei, Feuerwehr und die Versorgung mit Wasser und Elektrizität. Für diese Bereiche seien neue Quarantäne- und Isolationsregeln nötig. Auch die Bereiche Schule und Reisen müssten bedacht werden, betonte der Minister.

Die Ministerpräsidenten der Bundesländer treffen sich am Freitag mit Vertretern des Bundes, um die Pandemie-Situation in Deutschland neu zu bewerten. Die Spitzen von Bund und Ländern wollen über eine Verkürzung der Quarantäne- und Isolationszeiten beraten, mit der personelle Engpässe bei wichtigen Einrichtungen vermieden werden sollen.

AFP