Archivbild: Atomkraftwerk Isar (dpa)
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Industriepräsident Siegfried Russwurm erwartet von der Politik Vorkehrungen für einen möglicherweise über das Jahresende hinaus verlängerten Betrieb deutscher Atomkraftwerke. „Politik und Wirtschaft sollten alles vorbereiten für einen möglichen befristeten Weiterbetrieb. Und wenn wir ihn dann nicht brauchen, freuen wir uns“, sagte der Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Es gehe nun darum, möglichst viel Gas einzulagern und auch im Winter möglichst wenig Gas für die Stromerzeugung nutzen zu müssen, so Russwurm. Dazu müssten so schnell wie nur möglich die Kohlekraftwerkskapazitäten hochgefahren werden. Ein Weiterbetrieb der Kernkraftwerke über den Dezember hinaus könnte ebenfalls helfen. Die Bundesregierung prüfe aktuell einen verlängerten Betrieb der Kernkraftwerke. „Dieses Ergebnis muss schnell kommen.“ Mit Blick auf den diskutierten Streckbetrieb, also die verlängerte Nutzung des aktuellen Brennmaterials, warnte der BDI-Chef aber: „Die Zeit rennt davon.“ Während man auf die Ergebnisse des Stresstests warte, würden weiterhin atomare Brennstäbe verbraucht. „Dann erledigt sich das Thema Streckbetrieb in Kürze von selbst.“ „Lasst uns das zu einer Sachdebatte machen“ Die Debatte sei immer „hochgradig emotional“ gewesen und bleibe das auch. Anliegen des BDI sei von Anfang an gewesen: „Lasst uns das zu einer Sachdebatte machen. Nur das hilft in der Situation weiter.“ Das alles sei auch nicht zu trennen von der Frage, wie schnell und stabil der von der Bundesregierung angestrebte verstärkte Einsatz von Kohlekraftwerken zur Stromproduktion zu schaffen sei, betonte Russwurm. Erst Wochen nach der politischen Entscheidung fahre nun das erste Kohlekraftwerk wieder hoch. „Ich frage mich aber schon, warum das alles so langsam geht. Hat denn jeder verstanden, in welcher ernsten Lage wir sind?“, fragte Russwurm. Es blieben zahlreiche weitere Fragen, beispielsweise, ob die Kraftwerke genug Kohle bekämen. „Erlauben die Pegelstände der Flüsse einen reibungslosen Transport auf dem Wasser oder wie steht es um die Kapazitäten und die Verlässlichkeit der Bahn? Es reicht nicht, dass irgendwo genügend Kohle lagert, sondern sie muss kontinuierlich zu den Kraftwerken kommen.“

dpa