Symbolbild. 26.09.2021, Österreich, Graz: Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und Elke Kahr, KPÖ-Spitzenkandidatin, sprechen nach der Gemeinderatswahl mit Medienvertretern. Bei der Gemeinderatswahl im österreichischen Graz ging überraschend die kommunistische KPÖ als Sieger hervor. (Bildquelle: dpa) (Others)
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In einem Interview mit der kroatischen Zeitung „Jutarnji list“ wird Elke Kahr mit den Worten „Ich habe Tito geliebt“ zitiert. Die Siegerin der Grazer Wahlen und Bürgermeisterkandidatin der KPÖ sorgt mit dieser und anderen Aussagen zum ehemaligen jugoslawischen Diktator für einigen Wirbel in sozialen Medien, vor allem in ex-jugoslawischen Staaten.

„Wie ein Kommunist aus alten Filmen raucht sie im Büro, hält ein Bild von Tito und (Titos Frau) Jovanka auf ihrem Schreibtisch und glaubt ernsthaft an Marx’ Ideale“, heißt es in dem Text. „Tito ist mir seit der Kindheit ein Begriff. Dank ihm war Jugoslawien von allen Ländern in diesem Teil Europas meinen Idealen am nächsten“, wird Kahr zitiert. Und weiter: „Ich habe Tito geliebt.“

Kahr ruderte wenig später zurück und sagte, sie habe auf den Titel des Interviews – „Tito ist mein Vorbild“ - keinen Einfluss gehabt. Auch habe sie kein Bild von ihm auf ihrem Schreibtisch, obwohl sie einmal eines von einer Gastarbeiterin geschenkt bekommen habe. Sein Weg der blockfreien Staaten sei jedoch „das tauglichste System dieser ganzen Staaten“ gewesen – „ich hatte das Gefühl, so könnte es gehen.“

Verharmlosung kommunistischer Diktatoren in KPÖ systemimmanent?

Bereits vor Kurzem hatte der Vizeklubchef der KPÖ im Landtag des Bundeslands Steiermark, Werner Murgg, mit einer Reise nach Belarus für Aufregung gesorgt. Er nahm dort in mehreren Fernsehauftritten in der Hauptstadt Minsk die Diktatur von Staatschef Lukaschenko in Schutz.

Die konservative Tageszeitung „Die Presse“ kommentiert das Interview von Elke Kahr unter dem Titel „Neulich in Titograz“: „Wes Geistes Kind die KPÖ ist, zeigt sich hier deutlich. Werner Murgg ist offensichtlich kein Einzelfall. Die Verharmlosung (post-)kommunistischer Diktatoren ist systemimmanent.“

Wenn man die demokratiepolitisch üblichen Maßstäbe an die Grazer KPÖ anlegen würde, dann wäre Elke Kahr als Bürgermeisterin eigentlich untragbar.

Österreichs Tageszeitung „Die Presse“

Seit die KPÖ die Gemeinderatswahlen am 26. September gewann und mit 28,8 Prozent der Wählerstimmen stärkste Fraktion vor der bisherigen Bürgermeisterpartei ÖVP wurde, stehen die KPÖ und ihre ideologische Linie verstärkt im Blickpunkt. Mehr zum Thema: KPÖ: Diskussion um fehlende Abgrenzung zu blutiger Vergangenheit der Partei

TRT Deutsch und Agenturen