Präsident Andrzej Duda (Archivbild) (Reuters)
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Kurz vor der Stichwahl um das polnische Präsidentenamt hat Amtsinhaber Andrzej Duda einer polnischen Zeitung des Axel-Springer-Verlags Einmischung in die Wahl vorgeworfen. Die Boulevardzeitung „Fakt“ hatte über eine Begnadigung durch Duda in einem Pädophilie-Fall berichtet. „Will Axel Springer, eine Firma deutscher Herkunft, der die 'Fakt'-Zeitung gehört, die polnische Präsidentenwahl beeinflussen?“, sagte Duda am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt. „Wollen die Deutschen den Präsidenten in Polen bestimmen?“ Dudas Wahlkampf-Manager Adam Bielan sagte dem polnischen Radiosender PR1: „Wir wollen diese Art ausländischer Einmischung in den Wahlprozess nicht“. „Fakt“ wies den Vorwurf zurück und erklärte zudem, das Blatt werde von polnischen Journalisten erstellt. Das Außenministerium in Berlin wollte sich nicht äußern. Dudas Sprecher waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Duda wird von der nationalistisch-konservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unterstützt, die immer wieder Medien in ausländischem Besitz Einmischung in polnische Angelegenheiten vorgeworfen hat. Der Präsident hatte in der ersten Wahlrunde die absolute Mehrheit verfehlt und muss sich am 12. Juli in einer Stichwahl seinem liberalen Herausforderer Rafal Trzaskowski stellen. Über die Begnadigung hatte zuerst die Tageszeitung „Rzeczpospolita“ berichtet, „Fakt“ veröffentlichte am Donnerstag einen Bericht mit weiteren Einzelheiten. Das polnische Justizministerium bestätigte, dass es bei der Begnadigung um einen Pädophilie-Fall ging. Der Täter habe seine gesamte Haftstrafe verbüßt. Mit der Begnadigung sei ein Kontaktverbot aufgehoben worden, nachdem dies ein inzwischen erwachsenes Opfer beantragt hätte.

Reuters