30. Januar 2022, Londonderry, Nordirland: Familienangehörige tragen Fotos der am Blutsonntag Getöteten bei einem Gedenkmarsch für eine Kranzniederlegung an einem Denkmal für die an diesem Tag Getöteten in Londonderry (Derry), Nordirland, dem 50. Jahrestag der Schießereien des „Bloody Sunday“. (dpa)
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Mit einem Gedenkmarsch haben zahlreiche Menschen in Nordirland an die Opfer des „Blutsonntags“ vor 50 Jahren erinnert. Demonstranten und Angehörige zogen am Sonntag durch die Stadt Derry, die von den Protestanten Londonderry genannt wird. Dabei trugen sie Fotos der Toten.
Am 30. Januar 1972 hatten britische Fallschirmjäger in der Stadt 13 unbewaffnete katholische Demonstranten erschossen. Ein weiterer starb Monate später an seinen Verletzungen. Mehrere Menschen wurden verletzt. Nur gegen einen der Soldaten wurde Anklage erhoben, es kam aber nicht zu einem Verfahren. In der Folge erhielt die katholisch-republikanische Terrororganisation IRA erheblichen Zulauf. Der Bürgerkrieg zwischen den meist katholischen Befürwortern einer Wiedervereinigung mit Irland und den überwiegend protestantischen Anhängern der Union Nordirlands mit Großbritannien kostete Tausenden Menschen das Leben. Irlands Präsident: „Teil der lebendigen Erinnerung aller Iren“
Der irische Premierminister Micheal Martin legte an einem Denkmal in der Grenzstadt einen Kranz nieder. Der irische Präsident Michael D. Higgins sagte laut Redemanuskript in einer Videobotschaft: „Bloody Sunday ist nicht nur ein historisches Ereignis, aber bleibt ein Teil der lebendigen Erinnerung aller Iren.“
Auch der britische Premierminister Boris Johnson erinnerte an den Bloody Sunday, der einer der dunkelsten Tage des jahrzehntelangen Konflikts gewesen sei. „Wir müssen aus der Vergangenheit lernen, versöhnen und eine friedliche Zukunft für die Menschen in Nordirland aufbauen“, twitterte Johnson. Kritiker werfen ihm allerdings vor, kein Interesse an einer echten Aufarbeitung zu haben. Die Regierung in London plant ein Gesetz, das jegliche Strafverfolgung, Zivilprozesse oder auch nur öffentliche Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Nordirland-Konflikt unmöglich machen soll.

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dpa