Symbolbild. 14. Oktober 2021, Wien, Österreich: Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz bei einer Rede im österreichischen Parlament. (Reuters)
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Manipulationen mit Umfragen und Studien seien für Österreichs Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz nichts Neues, sagt der Chefredakteur des Wiener Wochenmagazins „Falter“, Florian Klenk, in einem Interview mit dem Schweizer Onlinemagazin „Republik“. Bereits im Jahr 2017 habe der Chefberater von Kurz – der damals Außenminister war – eine Studie zu muslimischen Kindergärten verfälscht.

Worte im Mund umgedreht?
So strich der Stab von Kurz die Antwort, warum Eltern ihre Kinder in muslimische Kindergärten schicken, und schrieben sie neu. So wurde aus „Wir wollen, dass unsere Kinder mit Respekt, Solidarität, Höflichkeit erzogen werden“ plötzlich „Wir wollen, dass unsere Kinder mit islamischen Werten aufwachsen.“
Die Verantwortlichen der Studie hätten das damals noch nicht einmal mitbekommen, so Klenk. Federführend bei deren Erstellung war damals unter anderem der Religionspädagoge Ednan Aslan, der jüngst auch mit der umstrittenen „Islam-Landkarte“ in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gekommen war. Mit der auf diese Art veränderten Studie sei man dann zur österreichischen „Kronen Zeitung“, der auflagenstärksten Zeitung des Landes, gegangen – nur kurze Zeit nach dem Anschlag im Pariser „Bataclan“-Theater und habe gesagt: „Wir haben ein Riesenproblem, wir haben da Dschihadisten in unseren Kindergärten“, wird Klenk in „Republik“ zitiert. Kindergärten für Propaganda benutzt
Das Resultat sei Berichterstattung in der „Kronen Zeitung“ gewesen à la „Kurz will jetzt aufräumen mit den Islamisten in den Kindergärten“. Später, als man Klenk die Word-Dateien zugespielt habe, in denen er alle Änderungen nachvollziehen habe können, hätte er seinen Augen nicht getraut, dass der Stab des Außenministers Studien frisiere. „Er benutzt Kindergärten für seine Propaganda“, so Klenk.
Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Ex-Kanzler Kurz und seine engsten Vertrauten, mit Steuergeldern vorteilhafte Medienberichterstattung gekauft zu haben, um sich den Weg an die Spitze der Partei und der Republik zu ebnen. Zudem soll Kurz vor dem „Ibiza-Untersuchungsausschuss“ Falschaussagen gemacht haben. Dabei geht es um angebliche Absprachen im Zusammenhang mit einem Spitzenjob. Mehr zum Thema: Sebastian Kurz und der türkise Sumpf

TRT Deutsch und Agenturen