Das Parlament der bosnischen Serben-Republik hat die Schaffung eigener Justizorgane eingeleitet. Mit den Stimmen der Regierungsparteien beschlossen die Abgeordneten am Donnerstag ein Gesetz, das die Gründung eines eigenen Obersten Justiz- und Staatsanwaltschaftsrates vorsieht. Damit sollen die Justizorgane der Serbenrepublik aus den entsprechenden Institutionen des bosnischen Staates herausgelöst werden. Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sprach von einem „inakzeptablen Verstoß gegen die Verfassungs- und Rechtsordnung“ des Landes. Die Situation solle beim nächsten Treffen der EU-Außenminister thematisiert werden.
Der Schritt gehört zur Politik des bestimmenden Politikers der Serbischen Republik, Milorad Dodik, die darauf abzielt, den serbischen Landesteil von Bosnien-Herzegowina abzutrennen. Dodik strebt auch danach, Armee, Polizei, Geheimdienst und Steuerverwaltung aus den gesamtstaatlichen Institutionen abzuspalten.
Widerspruch zum Dayton-Friedensvertrag
Die Politik steht im Widerspruch zum Friedensvertrag von Dayton (1995), der den mehr als dreijährigen blutigen Krieg in Bosnien beendete. Der Vertrag stellte den Staat Bosnien-Herzegowina wieder her. Die beiden Landesteile, die kroatisch-bosnische Föderation und die Serbenrepublik, genießen gewisse Autonomierechte.
Der Hohe Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien, der Deutsche Christian Schmidt, hatte bereits im Vorfeld der Parlamentsentscheidung festgestellt, dass die Schaffung eines eigenen Justiz- und Staatsanwaltschaftsrates gegen geltendes Recht verstößt. In Sarajevo wird es für wahrscheinlich gehalten, dass Schmidt - in Absprache mit den Botschaftern der für die Friedensordnung in Bosnien mitverantwortlichen Staaten - das vom Serben-Parlament beschlossene Gesetz aufheben wird.
11 Feb. 2022

BiH: Bosnische Serben-Republik will eigene Justizorgane schaffen
Die bosnische Serben-Republik will eigene Justizorgane schaffen und sich so von der gesamtstaatlichen Justiz lösen. Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten sprach von einem „inakzeptablen Verstoß gegen die Verfassungs- und Rechtsordnung“ des Landes.
dpa
Ähnliche Nachrichten

Corona-Krise spaltet Europa: Italien fordert mehr deutsche Solidarität
Die Corona-Krise setzt Südeuropa unter Druck. Insbesondere Italien fordert mehr Hilfe aus Deutschland und kritisiert Berlins ablehnende Haltung, „Corona-Bonds“ freizugeben. Die fehlende Solidarität stelle „eine tödliche Gefahr für die EU“ dar.

„Absolut unzureichend“ – Deutschland nimmt 50 minderjährige Flüchtlinge auf
Die Bundesregierung hat sich zur Aufnahme der ersten 50 minderjährigen Flüchtlinge aus Griechenland durchgerungen – für Kritiker ein „Alibihandeln“. Entgegen fester Zusagen wollen andere EU-Staaten keine Verantwortung mehr übernehmen.

Flüchtlingsmisere in Bosnien: Hat Europas Politik versagt?
Hunderte Flüchtlinge und Migranten sind in Bosnien ohne winterfestes Obdach. Keine Kommune will sie aufnehmen. Die Grenzen zur EU sind für sie geschlossen. Die meisten Geflüchteten sind aus Protest in einen Hungerstreik getreten. Wohin mit ihnen?
Selbe Kategorie

Szijjarto: Erlaubnis für Koranverbrennung in Schweden „Dummheit“
Ungarns Außenminister Szijjarto hat die Koranschändung vor der türkischen Botschaft in Stockholm kritisiert. Die Erlaubnis dafür bezeichnete er als „Dummheit“. Schweden müsse „anders handeln“, wenn es sich die Unterstützung Ankaras sichern wolle.

Ukraine-Krieg: Warschau will weiter Druck auf Berlin ausüben
Polens Verteidigungsminister hat die deutsche Unterstützung im Ukraine-Krieg als unzureichend kritisiert. Blaszczak forderte in einem Interview weitere Lieferungen von Kampfpanzern. Dazu werde seine Regierung weiter Druck auf Berlin ausüben.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt

Rekordzahl: Weltweit über 45 Millionen Binnenflüchtlinge
Eine Rekordzahl von Menschen ist wegen Konflikten und Katastrophen auf der Flucht im eigenen Land. Das Schicksal derer, die vertrieben aber nicht über Grenzen geflüchtet sind, werde international zu wenig beachtet, erklärt eine Hilfsorganisation.