Ein US-Kampfjet vom Typ F-35.  (AFP)
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Nach Angaben der US-Luftwaffe warfen US-amerikanische Kampfflugzeuge 2019 mehr Bomben auf Afghanistan ab als zu jedem anderen Zeitpunkt in mindestens einem Jahrzehnt. Washington erhöhte den Druck auf die Taliban inmitten von militärischen Abzugsverhandlungen mit der afghanischen Miliz.

Allein im Jahr 2019 warfen die USA 7423 Bomben oder ähnliche Projektile auf Ziele in Afghanistan ab, wo die US-Armee seit den Anschlägen vom 11. September 2001 militärisch operiert. Die Zahl, die vom Zentralkommando der US-Luftstreitkräfte online veröffentlicht wurde, stellt einen dramatischen Anstieg der Bombenangriffe in Afghanistan dar. Zum Vergleich lag der Höhepunkt der Bombenangriffe unter Präsident Barack Obama im Jahr 2009 noch bei rund 4100 Abwürfen. Hochgerechnet stieg die Zahl der Bombenangriffe zwischen 2009 und 2019 um circa 80 Prozent an.

Seit der Wahl von Präsident Donald Trump im Jahr 2016 haben die USA die Bombenangriffe auf Afghanistan verstärkt. Zuvor hatte das Weiße Haus frühere Beschränkungen aufgehoben, die eine bessere Kontrolle über Luftangriffe zur Verhinderung ziviler Opfer ermöglichten.

Die Vereinten Nationen und Menschenrechtsgruppen haben wiederholt ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Zunahme der Luftangriffe der US-amerikanischen und afghanischen Streitkräfte im ganzen Land zu einem erheblichen Anstieg der zivilen Opfer geführt habe.

Zahl der zivilen Toten steigt um 31 Prozent

Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2019 töteten der Kabuler Regierung nahestehende Truppen in Afghanistan, darunter US-Truppen, 717 Zivilisten. Das entspricht einem Anstieg der sogenannten Kollateralschaden von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr, berichtete die UNO im vergangenen Jahr.

Die meisten Todesopfer entstanden als Ergebnis von US-amerikanischen und afghanischen Luftangriffen. Die Luftunterstützung gilt in der Regel der verbündeten Bodentruppen im Kampf gegen die Taliban, so der UNO-Bericht.

Die Zunahme der Bombenangriffe vergangenes Jahr ist darauf zurückzuführen, dass Washington und die Taliban weiterhin um eine mögliche Vereinbarung über die Zukunft der US-Präsenz im Land ringen. Das Abkommen sieht vor, dass die US-Truppen im Gegenzug für Sicherheitsgarantien Afghanistan verlassen.

Die Taliban drängen auf ein Rückzugsabkommen mit Washington bis Ende Januar. Die afghanische Miliz sei bereit, die militärischen Operationen vor der Unterzeichnung eines Abkommens „zurückzuschrauben“, beteuerte ihr Pressesprecher Anfang dieses Monats.

Die beiden Konfliktseiten hatten ein Jahr lang über ein Abkommen verhandelt und standen kurz vor einer Ankündigung im September 2019, als US-Präsident Donald Trump den Prozess unter Berufung auf die Gewalteskalation durch die Taliban abrupt für „tot“ erklärte.

Taliban-Quellen teilten der Nachrichtenagentur AFP Anfang dieses Monats mit, dass sie angeboten hätten, eine kurze Waffenruhe von sieben bis zehn Tagen zu initiieren, um die Gespräche formell wieder aufzunehmen. Weder die USA noch die Taliban haben diese Offerte beiden Parteien hat diesen Vorschlag angekündigt.

TRT Deutsch und Agenturen