25.01.2012, Afghanistan, Pandschschir-Tal: Milizionäre der Miliz von Massoud, Sohn von Shah Massoud, schieben ein Fahrzeug während einer Trainingsübung in der Provinz Pandschir. Das Pandschir-Tal ist die letzte Region, die nach der Einnahme Afghanistans durch die Taliban nicht unter deren Kontrolle steht. (dpa)
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Die Taliban und ihre Gegner haben sich am Freitag Berichten zufolge heftige Gefechte im Pandschir-Tal geliefert. Ein Sprecher der Widerstandsbewegung sagte, die Truppen unter dem Taliban-Gegner Ahmed Massud seien in „schwere“ Kämpfe mit den Taliban verwickelt. In Kabul waren am Freitagabend Freudenschüsse zu hören, als sich das Gerücht verbreitete, die Taliban hätten das Pandschir-Tal erobert. Ein Bewohner des Tals dementierte dies gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP telefonisch. Auf Taliban-treuen Twitter-Accounts wurden Videos verbreitet, die offenbar durch die Taliban eroberte Panzer und anderes schweres militärisches Gerät in dem Tal zeigten. Beide Seiten berichteten auf Twitter, der wichtige Bezirk Parjan sei vorübergehend von den Taliban eingenommen worden. Der bisherige Vizepräsident Amrullah Saleh, der selbst in Pandschir sein soll, dementierte umgehend die Gerüchte. Die Situation sei schwierig, aber „wir haben unser Land verteidigt“, sagte er in einer Videonachricht, die der lokale TV-Sender ToloNews auf Twitter teilte. Auch Massud schrieb auf Facebook, das Pandschir-Tal sei „bisher standhaft geblieben“. Von unabhängiger Seite ließen sich die Berichte nicht überprüfen. „Wir werden niemals aufgeben“ Der Anführer der Widerstandsfraktion verkündete indes, weiterhin gegen die Taliban kämpfen zu wollen. „Wir werden den Kampf für Gott, Freiheit und Gerechtigkeit niemals aufgeben“, teilte Achmad Massud am Samstag auf seiner Facebook-Seite mit. Ursprünglich hatte es von beiden Seiten geheißen, man wolle die offene Machtfrage durch Verhandlungen lösen. Ein Sprecher der Nationalen Widerstandsfront schrieb diese Woche auf Twitter, die Taliban hätten Massud einen Posten in der künftigen Regierung angeboten und den Schutz seines Eigentums. Dieser habe aber abgelehnt und dies damit begründet, dass er keine persönlichen Interessen verfolge. Von Taliban gab es dazu bisher keine Aussagen. Die Kämpfe begannen einem Sprecher der Widerstandsfront zufolge am Dienstag mit Taliban-Angriffen auf Kontrollposten am Eingang zum Pandschir-Tal. Zuletzt dürften sich die Gefechte verstärkt haben. Beide Seiten gaben an, das sie der jeweils anderen Seite heftige Verluste zugefügt hätten. Pandschir berühmt für erfolgreichen Widerstand gegen Taliban Das Pandschir-Tal war in den 90er Jahren eine Hochburg des Widerstands gegen die Taliban und fiel nie unter die Kontrolle der Extremisten. Nach der neuerlichen Machtergreifung der Taliban vor drei Wochen formierte sich in dem Tal erneut eine Widerstandsbewegung unter Führung des Sohnes des legendären afghanischen Kriegsherrn und Taliban-Gegners Ahmed Schah Massud. Ahmed Massuds Vater hatte in den 80er Jahren gegen die sowjetische Besatzung Afghanistans gekämpft, während der Taliban-Herrschaft zwischen 1996 bis 2001 bekämpfte er die Extremisten. Am 9. September 2001 wurde er von zwei Selbstmordattentätern des Terrornetzwerks Al-Kaida getötet - zwei Tage vor den Anschlägen in den USA, die zu dem internationalen Militäreinsatz in Afghanistan führten.

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