Angriffe in Syrien  (AFP)
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Mindestens 33 türkische Soldaten sind bei einem Luftangriff des Regimes von Baschar al-Assad im syrischen Idlib ums Leben gekommen. Das teilte ein türkischer Beamter am späten Donnerstag mit.

„Es gibt Schwerverwundete und sie werden im Krankenhaus behandelt“, sagte Rahmi Doğan, Gouverneur der türkischen Südprovinz Hatay, gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu.

Während die Zahl anfangs noch auf neun beziffert wurde, stieg sie bei einer zweiten Stellungnahme auf 22 und schließlich auf 33 - elf Soldaten seien im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen.

Nach dem Angriff führte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu laut diplomatischen Quellen mit dem NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg ein Telefongespräch. Details von dem Gespräch sind bislang nicht bekannt.

Vergeltungsfeuer gegen Regimetruppen

Die türkische Armee hat seit dem 10. Februar bei Operationen in Idlib insgesamt 1.709 Regimeelemente neutralisiert. Außerdem wurden 55 Panzer, drei Hubschrauber, 18 gepanzerte Fahrzeuge, 29 Haubitzen, 21 Militärfahrzeuge, vier Dotschka-Flugabwehrgeschütze, sechs Munitionslager und sieben Mörser zerstört, wie eine militärische Quelle am Donnerstagabend informierte.

Vor diesem Hintergrund erinnerte der türkische Kommunikationschef des Präsidialamts, Fahrettin Altun, an die Frist, die dem syrischen Regime vonseiten der Türkei gestellt wurde. Demnach sollte das Regime seine Truppen aus der Deeskalationszone in Idlib von den türkischen Beobachtungsposten abziehen. Anderenfalls werde man eine militärische Reaktion erwägen.

„Die Zeit wird knapp! Das mörderische Regime hat die Zivilbevölkerung und unsere Soldaten vor Ort angegriffen. Wir haben und werden weiterhin reagieren. Wenn diese Angriffe weitergehen, werden wir unsere Pläne vorantreiben, um das Regime daran zu hindern, weitere Menschen zu töten und zu vertreiben“, erklärte Altun auf Twitter.

In einer Pressemitteilung nach der Notstandssitzung in Ankara sagte Altun, dass die türkischen Luft- und Landstreitkräfte Unterstützungsfeuer gegen alle bekannten Ziele des syrischen Regimes durchgeführt hätten.

„Heute können und wollen wir nicht zusehen, wie sich die Ereignisse der Vergangenheit in Ruanda und Bosnien und Herzegowina in Idlib wiederholen“, sagte Altun.

Assad-Regime bricht systematisch Waffenstillstand

Im September 2018 hatten die Türkei und Russland vereinbart, die Provinz Idlib in eine Deeskalationszone zu verwandeln, in der Aggressionen ausdrücklich verboten sind. Der Waffenstillstand wurde aber immer wieder gebrochen.

Seitdem wurden mehr als 1.800 Zivilisten bei Angriffen des Regimes und der russischen Luftstreitkräfte getötet. So wurden sowohl der Waffenstillstand von 2018 als auch ein neuer, der am 12. Januar begann, missachtet.

Um den Waffenstillstand zu beobachten, hatte die Türkei zwölf Beobachtungsposten auf syrischem Territorium errichtet, die gemäß dem Abkommen von Sotschi Teil der Deeskalationsvereinbarung sind.

Die Offensive des Assad-Regimes zwang mehr als 1,7 Millionen Zivilisten in Richtung der Grenze zur Türkei zu fliehen. Die Türkei beherbergt bereits laut UN-Angaben mehr als 3,7 Millionen Syrer – mehr als jedes andere Land. Die Türkei will daher eine weitere Flüchtlingswelle vermeiden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan warnte wiederholt, dass die Kapazitäten der Türkei für die Aufnahme neuer Flüchtlinge erschöpft seien.

Frontverlaufskarte: Idlib-Provinz in Syrien (TRT Deutsch)
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