Während Israel seine Bodeninvasion im Gazastreifen vorantreibt und Luftangriffe fortsetzt, hat der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen mit drastischen Worten auf das Leiden der Zivilbevölkerung hingewiesen. Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates sagte Riad Mansur mit Blick auf die dramatische Lage in der Enklave: „Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden.“
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu lehnt jedoch trotz weltweiter Kritik an der hohen Zahl ziviler Opfer eine Waffenruhe ab und verglich die militärischen Aktionen Israels gegen den Gazastreifen mit dem Kampf der Alliierten gegen die Nazis.
UN-Hilfsorganisation: Bevölkerung wird entmenschlicht
Der Chef des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) drängte auf eine Ausweitung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen. Eine Handvoll Konvois wie bislang reiche für mehr als zwei Millionen Notleidende nicht aus, sagte UNWRA-Generalkommissar Philippe Lazzarini. Die meisten Menschen im Gazastreifen fühlten sich in einem Krieg gefangen, mit dem sie nichts zu tun hätten. „Sie haben das Gefühl, dass die Welt sie alle mit der Hamas gleichsetzt. Das ist gefährlich. Und das wissen wir nur zu gut aus früheren Konflikten und Krisen. Eine ganze Bevölkerung wird entmenschlicht“, warnte Lazzarini.
Akuter Treibstoffmangel wirkt sich nach UN-Angaben bereits auf die Wasserversorgung der Bewohner Gazas aus. „Nur eine Entsalzungsanlage arbeitet mit lediglich einer Kapazität von fünf Prozent, während alle sechs Wasseraufbereitungsanlagen im Gazastreifen aufgrund von Treibstoff- oder Strommangels derzeit außer Betrieb sind“, sagte die Direktorin des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Catherine Russell.
Erneut Rufe nach Waffenstillstand
Sie flehe den Weltsicherheitsrat an, unverzüglich eine Resolution zu verabschieden, die die Parteien an ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen erinnere, sagte Russell. Dazu gehöre auch ein Waffenstillstand. Der palästinensische UN-Vertreter Mansur zitierte den ehemaligen UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld mit den Worten: „Die Vereinten Nationen wurden nicht gegründet, um uns in den Himmel zu bringen, sondern um uns vor der Hölle zu retten.“ Dies bedeute nichts anderes als die Rettung der Palästinenser in Gaza, forderte Mansur.
Israel lehnt eine Waffenruhe jedoch weiterhin ab. „So wie die USA nach der Bombardierung von Pearl Harbor oder dem Terroranschlag vom 11. September keiner Waffenruhe zugestimmt hätten, wird Israel einem Stopp der Kämpfe mit der Hamas nach den schrecklichen Angriffen des 7. Oktobers nicht zustimmen“, sagte Regierungschef Netanjahu am Montag vor Journalisten.
Israel setzt seine Luftangriffe auf die palästinensische Enklave und seine Bodeninvasion seit dem 7. Oktober weiter fort. Derweil laufen die Bemühungen um verstärkte Hilfslieferungen in den Gazastreifen weiter. Hilfsorganisationen beschreiben die Lage für die Menschen dort als katastrophal. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministerium sind bislang mehr als 8000 Zivilisten im Gazastreifen durch Israels Angriffe getötet worden, viele davon Frauen und Kinder. Zehntausende Menschen wurden verletzt. Dabei attackiert Israel seit Wochen auch Schulen, Krankenhäuser und Gebetshäuser. Der Einsatz von Phosphorbomben stellt ein weiteres Kriegsverbrechen dar, wofür Israel weltweit von der internationalen Gemeinschaft angeprangert wird.