Großer Andrang herrscht am Stand von „Fortnite" auf der Gamescom 2019. (dpa)
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Nach monatelangen, auch öffentlich zelebrierten Wortgefechten stehen einander Spieleentwickler Epic Games und IT-Großkonzern Apple vor einem Gericht gegenüber. Gegenstand des Streits sind Gebühren für Entwickler und der Vorwurf eines Missbrauchs der eigenen Marktmacht mittels eines App-Store-Zwangs. Der Prozess beginnt am Montagabend in Kalifornien und ist einer der wichtigsten in der Geschichte von Apple.

Im August letzten Jahres führte Epic Games eine eigene In-App-Zahlung im weltweit populären Spiel Fortnite ein, um von Apple üblicherweise in Rechnung gestellte Gebühren zu umgehen. Apple warf Epic daraufhin aus dem App Store – doch Epic reagierte umgehend mit einer 65-seitigen Klage und einem vorbereiteten Video.

Für das Unternehmen aus Cupertino stehen nun die Zukunft seines App-Stores und die Höhe seiner Gebühren für Entwickler auf dem Spiel. Beides sind äußerst wichtige Einnahmequellen für das Unternehmen. Apple-Chef Tim Cook wird persönlich als Zeuge aussagen. Es ist das erste Mal, dass er selbst in einem Prozess aussagt.

Epic Games behauptet, Apples Gebührenpraxis wäre „erpresserisch“. Das Argument des Softwareunternehmens ist einfach: Apples absolute Kontrolle über den eigenen App Store, das Verbot von App-Installationen außerhalb dieser Einrichtung und die hohen Gebühren des Stores seien insgesamt wettbewerbswidrig.

Epic ist nicht das einzige Unternehmen, das sich in diesem Sinne geäußert hat. Spotify, Match und Tile sind nur einige von vielen Unternehmen, die ebenfalls behauptet haben, Apples Gebühren seien unfair. Es wird geschätzt, dass Apple allein durch Fortnite Hunderte von Millionen US-Dollar an Gebühren eingenommen hat.

Die Gerichtsanhörung kommt für Apple zu einem ungünstigen Zeitpunkt. In einer Senatsanhörung vor zwei Wochen wurde Apple-CCO Kyle Andeer von Abgeordneten ausgiebig befragt. Die sonst oft uneinigen US-Politiker beider Couleur waren sich bei Apple einig: Apples App Store sei ein „buchstäbliches Monopol“, äußerte etwa Senatorin Amy Klobuchar von den Demokraten. Aber auch die Republikaner nehmen eine zunehmend kritische Position gegenüber „Big Tech“ und dessen Marktmacht ein.

Am Freitag gab die Europäische Union bekannt, dass sie gegen Apple für dessen Gebaren bezüglich des App Stores eine kartellrechtliche Untersuchung einleiten wird. Apple benachteilige insbesondere andere Anbieter von Musikstreaming-Apps, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager nach einer Beschwerde des Marktführers Spotify. Setzt sich die EU-Kommission durch, würde dies das Geschäftsmodell von Apple für den App Store auch bei anderen Diensten infrage stellen.

TRT Deutsch