17.07.2021, Afghanistan, Kundus: Mitglieder der afghanischen Sicherheitskräfte nehmen an einer Militäroperation gegen Taliban-Kämpfer teil. (dpa)
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Die diplomatischen Vertretungen der USA, Deutschland und weiterer Staaten in Afghanistan haben ein „dringendes Ende“​ der Taliban-Offensive in dem Land gefordert. Das militärische Vorgehen der Taliban stehe „in unmittelbarem Widerspruch zu ihrer Behauptung, eine Verhandlungslösung“​ im Afghanistan-Konflikt zu unterstützen, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung. Eine weitere Runde der innerafghanischen Friedensverhandlungen am Wochenende war ergebnislos verlaufen.

Die Taliban-Offensive habe zum Tod unschuldiger Afghanen, unter anderem durch „gezielte Tötungen“​, geführt, heißt es in dem Appell, der von insgesamt mehr als einem Dutzend Botschaften unterzeichnet wurde. Auch die Vertreibung von Zivilisten sowie Plünderungen, Brände und die Zerstörung oder Beschädigung wichtiger Infrastruktur wird den Radikalislamisten angelastet.

Der oberste Taliban-Anführer Hibatullah Achundsada hatte am Wochenende erklärt, trotz der andauernden Offensive seiner Miliz eine „​politische Lösung“ im Afghanistan-Konflikt zu bevorzugen. Die Erklärung war als mögliches Signal dafür gewertet worden, dass es in den Verhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban in der katarischen Hauptstadt Doha Bewegung geben könnte.

Kein Durchbruch bei jüngster Gesprächsrunde

Tatsächlich führte aber auch die jüngste Gesprächsrunde nicht zu einem Durchbruch. Nach zweitägigen Verhandlungen erklärten beide Seiten am Sonntag lediglich, sich darin einig zu sein, eine „gerechte Lösung“ finden zu wollen. Demnach sollen die Gespräche „in der kommenden Woche“ fortgesetzt werden.

Parallel zum rasch fortschreitenden Abzug der US- und anderer Nato-Truppen aus Afghanistan haben die Taliban in den vergangenen Monaten große Teile des Landes erobert. Beobachter befürchten, dass die Taliban nach dem vollständigen Abzug der internationalen Truppen wieder die Macht in Afghanistan übernehmen könnten. Bereits jetzt kontrollieren die Radikalislamisten rund die Hälfte der 400 Bezirke im Land sowie mehrere strategisch wichtige Grenzübergänge.

AFP