US-Präsident Joe Biden / Photo: DPA (dpa)
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US-Präsident Joe Biden hat nach fünf Monaten bedingungsloser Unterstützung für Israel die humanitäre Lage im Gazastreifen angeprangert. Nachdem die USA Israel auch militärisch massiv unterstützt hatten, hat Biden den Menschen in Gaza nun Hilfe versprochen und Israels Regierung zu „einem besseren Schutz von Zivilisten” aufgerufen.

Biden betonte, dass der Krieg Israels gegen den Gazastreifen „mehr unschuldige Zivilisten getötet hat als alle vorherigen Kriege im Gazastreifen zusammen“. Er fügte hinzu, dass über 30.000 Palästinenser getötet wurden, darunter Tausende von Frauen und Kindern. Kinder seien zu Waisen geworden, Menschen hätten ihre Häuser verloren und seien vertrieben worden, sagte er. Viele seien ohne Nahrung, Wasser und Medizin. „Es ist herzzerreißend“, so der US-Präsident.

Dabei wandte er sich an die israelische Führung, „ihren Beitrag zu leisten“ zur humanitären Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung: „Israel muss mehr Hilfslieferungen nach Gaza zulassen und sicherstellen, dass die humanitären Helfer nicht ins Kreuzfeuer geraten“, mahnte Biden. „Humanitäre Hilfe darf nicht zweitrangig sein oder als Verhandlungsmasse dienen. Der Schutz und die Rettung unschuldiger Menschen muss Vorrang haben.“

USA: Temporärer Hafen für humanitäre Hilfe geplant

Bidens Regierung hatte vor dessen Auftritt angekündigt, das US-Militär wolle gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen an der Küste des Gazastreifens einrichten. So solle die notleidende Zivilbevölkerung zusätzliche Hilfe auf dem Seeweg bekommen. Die Umsetzung werde einige Wochen dauern. Biden betonte, für das Vorhaben würden keine US-Soldaten vor Ort gebraucht.

Die humanitäre Lage der Menschen in Gaza spitzt sich angesichts der israelischen Blockade und Angriffe seit Wochen dramatisch zu. Es fehlt am Nötigsten. Vertreter der Vereinten Nationen hatten zuletzt im Weltsicherheitsrat vor dem Hungertod Tausender Zivilisten im Gazastreifen gewarnt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu treibt aber trotz laufender Verhandlungen über eine Waffenruhe den Großangriff auf Gaza voran und lässt humanitäre Hilfe beschränken.

Die USA riefen Israel zuletzt dazu auf, den Schutz der Zivilbevölkerung zu verstärken und mehr Hilfe für die Bevölkerung in Gaza zu ermöglichen. Zuletzt hatten hochrangige Vertreter von Bidens Regierung ihre Tonlage gegenüber Israel etwas verschärft.

Israels Vernichtungskrieg (DPA)

Israels Vernichtungskrieg in Gaza

Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Nun droht aber auch dort an der Grenze zu Ägypten ein Großangriff Israels. Zudem sorgt die Nahrungsmittelknappheit für katastrophale Zustände.

Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 30.700 Menschen getötet und Zehntausende verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Getöteten handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.

TRT Deutsch und Agenturen